Branchenmeldungen 27.03.2024
Dental-MRT: Detailliert, dreidimensional & ohne ionisierende Strahlung
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Die Dental-MRT ermöglicht es uns, Nervenschädigungen direkt darzustellen. Durch eine frühzeitige Diagnose können die Weichen für eine gezielte, patientenspezifische Therapie gestellt werden.
Frau Dr. Probst, welche Vorteile sehen Sie in der Anwendung der Dental-MRT im Vergleich zu herkömmlichen bildgebenden Verfahren in der zahnärztlichen Praxis?
Die Anwendung der Dental-MRT bietet erhebliche Vorteile gegenüber herkömmlichen bildgebenden Verfahren. Mit der Dental-MRT können wir die Prozesse sichtbar machen, welche der DVT und der Röntgentechnik verborgen bleiben. Sie bietet so eine ideale Ergänzung zu den bereits etablierten Verfahren. Es werden zum Beispiel frühe entzündliche Veränderungen des zahntragenden Knochens und des Zahnhalteapparates, wie sie beispielsweise im Rahmen einer Parodontitis vorkommen, sichtbar, noch bevor es zum Knochensubstanzverlust gekommen ist. Mithilfe neuer MRT-Techniken ist es möglich, detaillierte, dreidimensionale Bilder von Kiefer- und Zahnstrukturen zu erhalten. Da die Technik frei ist von ionisierender Strahlung, können Krankheitsverläufe beobachtet aber auch Therapien überwacht werden. Insbesondere bei Kindern ist der Vorteil der Strahlenfreiheit maßgeblich.
Wir gewinnen durch Dental-MRT deutlich mehr Informationen über den Zustand und die Gesundheit der Patienten. Die Dental-MRT ermöglicht es uns, Nervenschädigungen direkt darzustellen. Durch eine frühzeitige Diagnose können die Weichen für eine gezielte, patientenspezifische Therapie gestellt werden. Im Speziellen nach Nervenschädigungen ist die Prognose stark von einer frühzeitigen Diagnostik und Therapie abhängig, damit der optimale Behandlungszeitraum nicht verpasst wird. Auch Traumapatienten profitieren von einer MRT-Diagnostik. So kann beispielsweise eine Pulpanekrose nach Frontzahntrauma detektiert werden. Auch nicht dislozierte Kieferfrakturen werden in der MRT durch ihre knöcherne Ödembildung sichtbar. Eine Besonderheit ist die Fähigkeit der Dental-MRT, aktiv entzündliche von narbig veränderten apikalen Osteolysen zu unterscheiden und somit im Bereich der Endodontie einen deutlichen Mehrwert zu bieten.
Wie schätzen Sie die Akzeptanz der Dental-MRT bei Patienten ein?
Wir haben festgestellt, dass die Patientenakzeptanz sehr hoch ist. Viele unserer Patienten schätzen die Tatsache, dass die MRT keine ionisierende Strahlung einsetzt. Sie sind auch beeindruckt von der Detailgenauigkeit der Bilder und dem dadurch ermöglichten tieferen Einblick in ihre Zahngesundheit.
Inwiefern eröffnet die Dental-MRT neue Perspektiven für die Diagnostik und Behandlungsplanung?
Abgesehen von der Darstellung knöcherner Strukturen mit ihren intraossären Pathologien (Ödeme, zystische und solide Tumore), eröffnet die Dental-MRT auch im Bereich der Weichteile ganz neue Perspektiven für Diagnostik und Behandlungsplanung. Sie ermöglicht eine umfassende Beurteilung der Mundhöhle und ihrer Strukturen, was zu einer genauen Diagnose und einer effektiveren und sicheren Behandlungsplanung führt. So kann das neurovaskuläre Bündel, aber auch die Arteria palatina direkt dargestellt werden, was die operative Sicherheit verbessern kann. Die Dental-MRT bietet eine Verbindung zu den allgemeinmedizinischen Erkrankungen und bedient somit den Anspruch einer interdisziplinären ganzheitlichen Betrachtung und Einordnung der Patienten. Die frühe Detektion von Mundbodenkarzinomen ist hierbei nur eines von vielen Beispielen. Aber auch die Manifestation einer rheumatoiden Arthritis im Kiefergelenk, insbesondere im Rahmen einer juvenilen Arthritis will genannt sein.
Welche Hürden müssen überwunden werden, um die Technologie in die Routine-Bildgebung zu integrieren?
Die neuen Möglichkeiten der Dental-MRT können Zahnärzten erhebliche Vorteile bringen. Sie können die Diagnosegenauigkeit verbessern, patientenspezifischere Behandlungspläne erstellen und die Patientenzufriedenheit steigern. Es gibt dedizierte dentale MRT-Systeme, welche bereits Einzug in die zahnmedizinischen Institute der Universitätsklinika gehalten haben. Die Translation in den Praxisalltag wird uns in den kommenden Jahren begleiten.
Welche Entwicklungen könnten in den kommenden Jahren besonders relevant werden?
Wir sehen die Dental-MRT definitiv als zukunftsweisende Technologie in der Zahnmedizin. In den kommenden Jahren werden wir wahrscheinlich eine zunehmende Anwendung dieser Technologie sehen, da immer mehr Praktiker ihre Vorteile erkennen. Forschungsbereiche, die besonders relevant werden könnten, umfassen die Entwicklung von KI-gestützten Algorithmen zur Analyse der MRT-Bilder und die Weiterentwicklung der MRT-Technologie selbst. Insgesamt glauben wir, dass die Dental-MRT das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir die Zahnmedizin praktizieren, spürbar zu verändern.
Dieser Beitrag ist im ZWP spezial erschienen.