Branchenmeldungen 15.04.2024
Die digitale, teilweise im Homeoffice tätige Zahnärztin
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Dr. Gertrud Fabel ist Regionalleiterin des Dentista-Standortes München. Sie bringt sich bewusst in die Standespolitik ein, um junge Kolleginnen für den Weg in die Selbstständigkeit zu begeistern und sie dabei zu unterstützen.
Frau Dr. Fabel, welche Themen bestimmen den Münchner Dentista-Stammtisch?
In einer Großstadt geht es beim Thema Selbstständigkeit in besonderem Maße um enorm hohe Anfangsinvestitionen und hohe laufende Kosten durch Mieten. Die Konkurrenz ist groß und Patienten haben eine breite Auswahl möglicher Praxen. Noch dazu gibt es nicht, wie in ländlichen Strukturen, ein enges Netzwerk durch lokale Nähe, dass bei Personalwahl oder Patientenbindung an die Praxis helfen könnte. Fluktuation, Durchlauf, stetiger Wechsel von Mitarbeitenden und Patienten sowie eine besondere Notwendigkeit, sich zu profilieren, sind gängige Herausforderungen und damit Themen unserer Treffen. Andererseits bietet dieser Druck auch die Chance, neue Modelle zu denken. Ich beobachte, dass junge Kolleginnen durch den Austausch untereinander bisherige Praxismodelle infrage stellen und neue Ideen entwickeln, wie beispielsweise ein Arbeiten ganz ohne Assistenz oder das konsequente Outsourcing von Telefonie, Abrechnung und anderer Managementaspekte.
Wie sieht für Sie die Zahnärztin von morgen aus?
Ich sehe da eine digitale Zahnärztin, die – ganz neu und um die Ecke gedacht – teilweise aus dem Homeoffice heraus agiert. Ich bin der Überzeugung, dass die zukünftige Zahnärztin in einem hohen Maße zu Hause flexibel Behandlungen in der Cloud planen kann, von chirurgischen Interventionen, wie z. B. schablonengeführte Implantologie, Wurzelkanalbehandlungen und Wurzelspitzenresektion, über prothetische Versorgungen – Kronen, Brücken, Schienen und deren Fräsung – bis hin zum 3D-Druck, der aus der Cloud gestartet werden kann. Daneben werden standardisierte Abläufe von der KI übernommen, wie das Design bestimmter prothetischer Arbeiten oder auch KFO-Behandlungen. Die Tätigkeit und Anwesenheit in der Praxis können dann punktuell und gezielt geschehen. So eine Vision lässt sich fast nur in der Selbstständigkeit entwickeln und leben. Digitale, ortsferne Modelle haben sich auch im Fortbildungswesen weitgehend etabliert. Webinare, Coachings und zahlreiche Pflichttermine können digital, on demand oder dual wahrgenommen werden. Hier sehen wir, dass es funktioniert. Letztlich unterstützen digitale Vorgehen weibliche Zahnärzte auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit seinem großartigen Netzwerk arbeitet Dentista politisch an den Rahmenbedingungen einer modernen, selbstbestimmten und digital optimierten Berufsausübung.
Was sind für Sie die Vorteile von Single-Visit Dentistry?
Die digitale Behandlung in einem Termin biete ich inzwischen, da es mir das Material erlaubt, für alle Altersgruppen an: angefangen von Hybridkeramik für schwere jugendliche Fälle von MIH bis hin zu polierbarer Glaskeramik für geriatrische Fälle, mit einem sehr kurzen Behandlungsfenster. Alle Patienten sind durchweg dankbar für das Prozedere ohne Abdrücke und ich stärke durch meine digitale Kompetenz das Vertrauen der Patienten in eine moderne Zahnmedizin.
Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.