Branchenmeldungen 16.01.2013

Doppelt gerüstet in den Wettbewerb

Doppelt gerüstet in den Wettbewerb

Foto: © Jens Goepfert

Eine zusätzliche Qualifikation zu erwerben, ist für angehende Zahntechnikermeister bisher nicht gerade einfach gewesen, denn erst nach dem mit viel Aufwand verbundenen Erwerb des Meisterbriefes öffneten sich für sie die Tore der Universitäten und Fachhochschulen. Das kostete vor allem etwas, das im sich verschärfenden Wettbewerb zunehmend knapper wird – Zeit.

Einen vielversprechenden neuen Weg zeigt hier die jetzt gestartete Kooperation der Bundesmeisterschule für Zahntechnik mit der Steinbeis-Hochschule in Stuttgart auf: Seit September 2012 ist es dem an erweiterter Fortbildung Interessierten möglich, parallel zur Meisterschule den Studiengang Bachelor of  Science – Dentale Technologie und Management zu absolvieren. Dank ebenso beispielhafter wie zugleich in ihrer Art beispielloser Zusammenarbeit haben es beide Bildungseinrichtungen geschafft, die Komponenten des berufsbegleitenden Bachelor-Studiums mit den vier Halbjahren der Meistervorbereitung unter ein gemeinsames Dach zu bringen. Einzige Zugangsvoraussetzung ist dabei ein bestehendes Arbeitsverhältnis in einem zahntechnischen Labor oder in der zahntechnischen Industrie. Zusätzlich muss der Bewerber eine zweijährige Berufserfahrung als Geselle vorweisen können.

 

Vorteile der Weiterbildung

Ein entscheidender Vorteil dieses verschachtelten Weiterbidungsmodells liegt in der inhaltlichen Konzentration der einzelnen Module: Jeder Block wird in sich geschlossen entweder an der Steinbeis-Hochschule oder an der Bundesmeisterschule unterrichtet. Ständiges Pendeln zwischen den beiden Bildungsstätten entfällt somit. Der Meisterschüler kann sich stattdessen vollkommen auf die Lehr-/Studieninhalte seiner jeweiligen Station konzentrieren, was einen nachhaltigen Lerneffekt begünstigt.

Die quasi duale Weiterbildung hat allerdings noch weit mehr Vorzüge. Dank der intensiven Vermittlung der wirtschaftlichen Grundlagen im Studium sichert sich der angehende Meister einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, wenn es um das Führen eines eigenen Labors geht. Denn viele junge Zahntechnikermeister, die sich selbstständig machen, scheitern nicht an mangelnder fachlicher Kompetenz, sondern an betriebswirtschaftlichen Defiziten.

Auch wer als zukünftiger Meister eine Anstellung in einem Labor oder in der Industrie anstrebt, profitiert von dem neuen Ausbildungsmodell: Die im Rahmen des Studiums vermittelten Kenntnisse in den Bereichen Personalwesen, Mitarbeiterführung, Branding des Unternehmens sowie Projektmanagement und Organisation befähigen den Absolventen zur Labor- bzw. Abteilungsleitung. Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Umstand, dass es dem mit einem soliden wissenschaftlichen Hintergrund versehenen Meister möglich ist, mit Zahnärzten auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Das begleitende Studium gestattet außerdem die Ausrichtung auf bestimmte wissenschaftliche Schwerpunkte, z.B. die Durchführung eigener Projekte oder auch Auftragsforschung. Die auf diesem Wege gewonnenen wissenschaftlichen Erfahrungen eröffnen nach erfolgreichem Abschluss ganz neue, für Zahntechnikermeister bisher in jeder Hinsicht ungeahnte Perspektiven: Eine Tätigkeit in Forschung und Entwicklung etwa oder die Initiierung von Studien. Mit solch einem Hintergrund ist es dann auch ohne Weiteres möglich, Forschungsgelder zur Finanzierung eigener Vorhaben zu beantragen. Auftragsforschung kann einem Labor außerdem ein zusätzliches Geschäftsfeld eröffnen – ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Nicht nur gegenüber „reinen“ Zahntechnikermeistern hat der Absolvent des doppelten Qualifizierungsweges einen deutlichen Vorteil, auch Konkurrenten mit reinem Wirtschaftsstudium kann er ausstechen, insbesondere bei Tätigkeiten in der dentalen Industrie. Im Bereich Produktmanagement etwa kommen seine vertieften wirtschaftlichen Kenntnisse in Verbindung mit dem an der Meisterschule erworbenen fachlichen Wissen zum Tragen. Die fundierte wirtschaftliche Ausbildung ist für den Meister ebenso von Vorteil, wenn er eine Beschäftigung in der Verwaltung eines Industriebetriebes ins Auge fassen sollte. Auf dem Sektor Forschung und Entwicklung kann er wiederum mit seinen wissenschaftlichen Kenntnissen punkten.

Bereichert wird der an sich schon recht bunte Strauß der möglichen Wege für den erweiterten Meister noch durch eine eventuelle Lehr- oder Forschungstätigkeit an einer Hochschule. Gänzlich entrückt vom landläufigen Bild eines Handwerkers ist schließlich die aus dem neuen Abschluss resultierende Möglichkeit einer akademischen Karriere mit dem Master of Science oder gar einem Doktorat. In summa betrachtet bietet das neue Ausbildungsmodell also eine höchst attraktive und innovative Alternative zum bisherigen Weg. Dass dies auch bei den jungen Zahntechnikern, die den Meistertitel anstreben, so gesehen wird, belegt die bereits jetzt erstaunlich hohe Zahl der Anmeldungen bzw. Interessenten. Für aktuell am dualen Meister interessierte Zahntechniker ist es übrigens möglich, im März 2013 mit der Meisterschule zu starten und dann im Oktober das Studium zu beginnen.

Bleibt abzuwarten, ob bald auch andere Handwerke dem Stuttgarter Modell nacheifern werden. Wünschenswert für das Handwerk als bedeutenden Wirtschaftsfaktor des Landes wäre es jedenfalls.

 

Bundesmeisterschule für
Zahntechnik Stuttgart
Rosenbergstr. 17
70176 Stuttgart
Tel.: 0711 21657027
Fax: 0711 216570-20
gsih@hoppenlau.de
www.hoppenlau.de
Produkte
Regensburger Förderpreis 2012 für junge Zahntechniker
Mehr News aus Branchenmeldungen

ePaper