Branchenmeldungen 13.06.2024

Drei Fragen an Henner Bunke zur Protestaktion am 18. Juni

Drei Fragen an Henner Bunke zur Protestaktion am 18. Juni

Foto: Ole Spata/ZKN; Firn ­­– stock.adobe.com (generiert mit KI)

In der Rubrik „3 Fragen an ...“ berichtet Henner Bunke, D.M.D./Univ. of Florida, Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen, über die Forderungen und Aktionen des niedersachsenweiten Protesttages anlässlich der unzureichenden Gesundheitspolitik und der Gefahren für den freien Beruf des Zahnarztes.

Unter dem Motto „Mund auf – Praxis zu!“ findet am 18. Juni ein Protest- und Informationstag der niedersächsischen Zahnärzteschaft statt: Wer hat die Aktion initiiert und wie viele Praxen werden ihr folgen?

Die Aktion ist gemeinsam initiiert von der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN), der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN) sowie den beiden niedersachsenweit berufspolitisch engagierten Verbänden „Zahnärzte für Niedersachsen“ (ZfN) und „Freier Verband Deutscher Zahnärzte“ (FVDZ), Landesverband Niedersachsen. Ganz genau lässt sich die Zahl der schließenden Praxen für uns nicht ermitteln. Als eine Option für Praxisteams, die Zeit während der Praxisschließung zu nutzen, bieten wir Fortbildungen online an. Derzeit liegen für diese Option bereits knapp 1.000 Anmeldungen von Zahnärzten vor. Wir gehen also aktuell allein auf Basis dieser Daten von einer ähnlich hohen Zahl geschlossener Praxen in ganz Niedersachsen aus. Viele Praxen werden aber auch eigene Wege gehen und am 18. Juni die Zeit der Praxisschließungen anderweitig nutzen.

Welche Forderungen sind mit dem Protest verbunden?

Unsere Forderungen sind: Bürokratie deutlich absenken, Budgetierung zahnärztlicher Leistungen beenden, Praxissterben verhindern und Prävention stärken. Die aktuell immer weiter ausufernde Prüfbürokratie frisst Zeit, Geld und Nerven, aber niemand hat etwas davon. Im Gegenteil: Jeden Tag sind ganze Praxisteams mit unnötiger Dokumentation befasst, die zulasten der Patientenbehandlung geht. Dokumentationspflichten sollten deshalb reduziert werden (Stichwort: Negativdokumentation). Die aktuell geltende Budgetierung für zahnärztliche Leistungen muss abgeschafft werden, um wirtschaftliche Risiken zu minimieren und Planbarkeit für den Wirtschaftsbetrieb Zahnarztpraxis zu gewährleisten. Die Budgetierung macht die selbstständige Tätigkeit gerade im ländlichen Raum zunehmend unattraktiv. Der freie Beruf des Zahnarztes muss attraktiv bleiben, sonst drohen Lücken in der Versorgung, vor allem in den Dörfern und Kleinstädten. In Niedersachsen sind schließlich 60 Prozent der zahnärztlichen Praxen Einzelpraxen. Bei Präventionsmaßnahmen wie der Parodontitistherapie darf nicht der Rotstift angesetzt werden, sonst werden die Gesundheit der Betroffenen und steigende Folgekosten riskiert.

Was sagen die Zahnärzte zu Ihrer Aktion?

Das bisherige Feedback der Zahnärzteschaft in Niedersachsen ist positiv. Denn der Protest legt nicht nur ein Veto gegenüber der Gesundheitspolitik ein, sondern signalisiert auch Patienten, dass die flächendeckende zahnmedizinische Versorgung keine Selbstverständlichkeit ist und machbare Rahmenbedingungen braucht, um zu funktionieren.

Weitere Infos zur Aktion auf: www.mundauf.info

Dieser Artikel ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.


Mund auf, Praxis zu – Zahnärztinnen und Zahnärzte in Niedersachsen schließen am 18.06.2024 ihre Praxen aus Protest

Am 18.06.2024 werden voraussichtlich über 1.100 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Niedersachsen ihre Praxen schließen, um gegen die aktuelle Gesundheitspolitik und deren negative Auswirkungen zu protestieren. Bürokratie, Budgetierung, Inflation und Fachkräftemangel hindern immer mehr junge Zahnärztinnen und Zahnärzte daran, eine eigene Praxis zu gründen. Dies führt zu einem drohenden Praxissterben und dramatischen Versorgungslücken, besonders in ländlichen Regionen Niedersachsens. „Wir machen den Mund auf und die Praxis zu. Die wohnortnahe Patientenversorgung ist gefährdet wie nie zuvor“, warnt Henner Bunke, D.M.D./Univ. of Florida und Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN).

60 Prozent der zahnärztlichen Praxen in Niedersachsen sind Einzelpraxen. „Diese Einzelpraxen sind das Fundament unserer flächendeckenden Versorgung in Niedersachsen. Gerade hier ist die Not derzeit am größten“, erklärt Dr. Jürgen Hadenfeldt, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN). Bereits jetzt gibt es oft lange Wartezeiten für Termine. Schließlich werden mittlerweile durchschnittlich 51 Arbeitstage pro Jahr in zahnärztlichen Praxen nur für Verwaltungstätigkeiten aufgewendet. „Diese Zeit würden wir lieber in die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten investieren“, betont Dr. Markus Braun, Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ).

Der Protest- und Informationstag wird von ZKN, KZVN und den zahnärztlichen Verbänden „Zahnärzte für Niedersachsen“ (ZfN) sowie dem Landesverband Niedersachsen des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) organisiert. Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie deren Fachpersonal können an diesem Tag ein digitales Fortbildungsangebot nutzen, um sich weiterzubilden. „Wir nutzen den Tag sinnvoll, um unsere Patientinnen und Patienten auch weiterhin nach dem neuesten Stand der Wissenschaft zu behandeln“, erklärt Dr. Tilli Hanßen, stellvertretende Vorsitzende des Verbands Zahnärzte für Niedersachsen (ZfN).

Für zahnmedizinische Notfälle wird am 18.06. eine Notfallbereitschaft organisiert. Weitere Informationen zum Protest und den Hintergründen finden Sie auf der Internetseite http://www.mundauf.info

Parallel zu Niedersachsen finden auch in Berlin, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Protestaktionen der Zahnärztinnen und Zahnärzte statt. In Bayern war bereits am 12. Juni eine große Protestkundgebung. Weitere Protesttage folgen in Sachsen (29. August), Hessen und Westfalen-Lippe (jeweils am 25. September).

Quelle: Zahnärztekammer Niedersachsen

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