Branchenmeldungen 03.09.2025

Exzellenz durch Evidenz



Vom 10. bis 13. September 2025 trifft sich die Fachwelt erstmals in Leipzig zur Jahrestagung der DGKFO. Unter dem Leitthema „Exzellenz durch Evidenz“ erwartet die Teilnehmenden ein vielfältiges wissenschaftliches Programm. Als Tagungspräsident prägt Prof. Dr. Dr. Till Köhne die inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung maßgeblich. Im Interview spricht er über die inhaltlichen Schwerpunkte, neue Formate und darüber, warum sich ein Aufenthalt in Leipzig auch über die Jahrestagung hinaus lohnt.

Exzellenz durch Evidenz

Foto: Thomas Ecke/MCI/DGKFO; Hagen Deichsel – UKL

Lieber Herr Prof. Köhne, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Amt als Tagungspräsident der diesjährigen Jahrestagung der DGKFO. Welche besonderen Schwerpunkte möchten Sie in dieser Rolle setzen, und wie planen Sie, die Tagung inhaltlich und organisatorisch zu prägen?

Für mich ist es eine große Ehre und Herausforderung, eine wissenschaftliche Jahrestagung auszurichten. Ich habe jedoch das Glück, dass die Jahrestagungen der DGKFO ein Erfolgsmodell sind, an dem nicht viel geändert werden muss. Der Vorstand der DGKFO verfügt außerdem über viel Erfahrung bei der Zusammenstellung des wissenschaftlichen Programms. Im Vergleich zu den Vorjahren haben wir die Anzahl der Hauptvorträge etwas erhöht. Diese werden jedoch alle nicht länger als eine halbe Stunde sein, um genügend Raum für die wissenschaftlichen Kurzvorträge zu lassen. Ich bin überzeugt, dass gerade diese Kombination aus Hauptvorträgen und wissenschaftlichen Kurzvorträgen sowie dem Vorkongress zu einer wirklich abwechslungsreichen und intensiven wissenschaftlichen Jahrestagung beitragen wird.

Die diesjährige Jahrestagung der DGKFO steht unter dem Motto „Exzellenz durch Evidenz“. Warum haben Sie sich für dieses Leitthema entschieden, und welche Bedeutung hat es für die moderne Kieferorthopädie?

Exzellenz und Evidenz sind zwei Seiten derselben Medaille. Nur mit fundiertem Wissen über die kieferorthopädische Studienlage können Fehler vermieden und exzellente Ergebnisse erzielt werden. Als praktisch tätige Zahnärztinnen und Zahnärzte lesen wir aber natürlich nicht nur Studien, sondern versuchen auch handwerklich, das bestmögliche Ergebnis für unsere Patientinnen und Patienten zu erreichen. Ich freue mich, dass wir viele Referentinnen und Referenten gewinnen konnten, die genau diese beiden Aspekte beleuchten können. 

Ein Schwerpunkt der Tagung liegt auf der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopädie und Kinderzahnheilkunde. Welche Vorteile sehen Sie in dieser engen Verzahnung der Fachgebiete?

Die enge Verzahnung von Kieferorthopädie und Kinderzahnheilkunde hat insbesondere im Osten Deutschlands eine lange Tradition. Ich halte diese Verbindung auch inhaltlich für sinnvoll. Beide Fachdisziplinen begleiten den Zahnwechsel und greifen bei Bedarf therapeutisch ein. Hierbei ist es wichtig, die verschiedenen Therapieoptionen zu kennen. So sollten wir bei MIH beispielsweise auch die konservativen Behandlungsoptionen der Kinderzahnheilkunde kennen, um abzuwägen, wann ein kieferorthopädischer Lückenschluss sinnvoll ist. Weitere Themen, die wir in diesem Sinne unter die Lupe nehmen wollen, sind das Lückenmanagement im Wechselgebiss, Demineralisierung, Autotransplantation und die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität.

Die Klasse II-Therapie ist eines der zentralen Themen der Tagung. Gibt es aus Ihrer Sicht neue oder besonders vielversprechende Behandlungsansätze in diesem Bereich?

Das Thema „Klasse II-Therapie“ wird den größten Teil des Kongresses einnehmen und ist das zentrale Thema des zweiten und dritten Kongresstags sowie des Vorkongresses. Klasse II-Dysgnathien sind in der kieferorthopädischen Praxis nach wie vor die häufigsten Anomalien und heutzutage gibt es natürlich viele verschiedene Behandlungsmethoden wie FKO, Extraktion, Dysgnathie-OP, festsitzende Klasse II-Mechaniken, skelettale Verankerung, Lingualtechnik und Aligner. Ziel dieses Kongresses ist es, die Vor- und Nachteile dieser Behandlungsmethoden anhand vieler Patientenbeispiele und Studien umfassend darzustellen und zu diskutieren. Dabei werden die Referentinnen und Referenten selbstverständlich ihre persönlichen Präferenzen darlegen. Als Kongressbesucherin bzw. Kongressbesucher kann man sich dann ein eigenes Bild machen und die besten Ideen mit in die Praxis nehmen.

Mit dem neuen Format „Trends auf dem Prüfstand – Kieferorthopädie im Praxisalltag“ bieten Sie am Samstag ein offenes Diskussionsforum an. Welche Erwartungen haben Sie an dieses neue Veranstaltungsformat?

Das ist in der Tat etwas völlig Neues. Die Vorträge im Hauptsymposium sind trotz der Diskussion am Ende vom Format her eher „Frontalunterricht“. In diesem neuen Format hingegen wird hervorragenden Referentinnen und Referenten (allesamt niedergelassene Kolleginnen und Kollegen) eine Plattform geboten, um ihre Fälle zu präsentieren und mit dem Publikum in Diskussion zu treten. Das Format findet am Samstagvormittag auf dem Marktplatz in der Industrieausstellung statt und wertet damit den Samstag als Kongresstag deutlich auf.

Die Veranstaltung bietet auch ein wissenschaftliches Parallelsymposium für den Nachwuchs. Welche Rolle spielt die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Kieferorthopädie?

Das wissenschaftliche Parallelsymposium wurde vor einigen Jahren eingeführt und hat sich seither bewährt. Es bietet insbesondere unserem wissenschaftlichen Nachwuchs eine hervorragende Gelegenheit, seine Forschungsergebnisse zu präsentieren. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist eine der Kernaufgaben der DGKFO, und natürlich ist es auch für die kieferorthopädische Weiterbildung und somit für unseren Fachzahnarztstandard essenziell, dass wir junge Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden für eine universitäre Karriere begeistern können. Ein Vortrag bei einem Jahreskongress kann da manchmal der erste wichtige Schritt sein.

Welche Tipps und Empfehlungen würden Sie jungen Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden mit auf den Weg geben, die am Beginn ihrer Karriere stehen?

Die kieferorthopädische Weiterbildung befindet sich im Wandel, da immer mehr Assistentinnen und Assistenten ihre gesamte dreijährige Weiterbildung in einer Praxis absolvieren. So gut diese Praxis auch sein mag, sehe ich darin eine gewisse Gefahr, da man natürlich nur eine Lehrmeinung und ein Behandlungskonzept lernt. Darin sehe ich auch die große Stärke des sogenannten Unijahres, da man hier die Behandlungsphilosophie der Universität kennenlernt und sich mit den vielen Kolleginnen und Kollegen fachlich austauschen kann. Unabhängig davon empfehle ich allen, sowohl während der Weiterbildung als auch danach möglichst viele Eindrücke z. B. im Rahmen von Hospitationen zu sammeln und das eigene Behandlungskonzept ständig zu hinterfragen. Fortbildungen sind wichtig, können aber „den Blick über die Schulter“ bei einer erfahrenen Kollegin oder einem erfahrenen Kollegen nicht ersetzen.

Die Kieferorthopädie entwickelt sich ständig weiter. Welche Themen oder Herausforderungen werden Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren besonders im Fokus stehen?

Jede Zeit hat ihre Trends, und aktuell soll natürlich alles möglichst digital und unsichtbar sein. Ich persönlich bin auch ein großer Fan der digitalen Kieferorthopädie, hoffe aber, dass wir zukünftig wieder mehr über Diagnostik sprechen werden. Das Wichtige zum richtigen Zeitpunkt zu erkennen, ist das, was fachzahnärztliche Behandlungen wirklich ausmacht. Wahrscheinlich wird uns dabei zukünftig künstliche Intelligenz helfen. Deshalb haben wir am Donnerstagnachmittag auch Vorträge zu diesem Thema.

Zum ersten Mal findet der Jahreskongress der DGKFO in Leipzig statt. Was macht Leipzig als Austragungsort besonders attraktiv für diese Veranstaltung?

Leipzig ist eine der bekanntesten Messestädte Deutschlands, weshalb es mir eine besondere Freude ist, dass der Jahreskongress der DGKFO erstmals hier stattfindet. Ich glaube, das Besondere an Leipzig ist, dass viele Besucherinnen und Besucher zum ersten Mal überhaupt oder nach langer Zeit wieder nach Leipzig kommen werden. Der Kongress wird eine wunderbare Gelegenheit bieten, Leipzig neu kennenzulernen oder wiederzuentdecken.

Haben Sie Empfehlungen für Tagungsbesucherinnen und -besucher, die Leipzig während ihrer Freizeit erkunden möchten?

Das Stadtzentrum von Leipzig ist relativ kompakt, sodass die Veranstaltungsorte für die Abendveranstaltungen gut zu Fuß erreichbar sein werden. Daher empfiehlt es sich, ein Hotel in der Stadt zu buchen. So hat man auch jeden Tag die Möglichkeit, etwas Sightseeing in der Innenstadt zu betreiben. Wenn jemand mit Kindern kommt, steht sicherlich ein Besuch im Zoo auf dem Programm. Ansonsten hat Leipzig viele Museen und eine aktive Kunstszene zu bieten. Es gibt also viele Gründe, noch einen Tag in Leipzig dranzuhängen.

Abschließend: Was wünschen Sie sich persönlich für die DGKFO-Jahrestagung 2025 – sowohl fachlich als auch in Bezug auf das Miteinander der Teilnehmenden?

Ich hoffe, dass alles genauso wunderbar funktionieren wird, wie in den vergangenen Jahren und dass man sich später gerne an den Kongress in Leipzig erinnert. 

KN Kieferorthopädie Nachrichten 09/25

KN Kieferorthopädie Nachrichten


Dieser Beitrag ist in der KN Kieferorthopädie Nachrichten erschienen.

Die KN Kieferorthopädie Nachrichten sind das monatliche Fachmedium für Kieferorthopäden. Im Fokus stehen standespolitische Themen, wissenschaftliche Fachinformationen und internationale Fortbildungen. Beiträge von Experten aus aller Welt vermitteln praxisnah aktuelle Trends, Innovationen und gesundheitspolitische Entwicklungen. Nach dem Prinzip „vom Spezialisten für den Spezialisten“ unterstützen die KN den Wissensaustausch, sichern Qualität und tragen maßgeblich zum Erfolg der Branche bei.

Jetzt das ePaper lesen.

Mehr News aus Branchenmeldungen

ePaper