Branchenmeldungen 28.02.2011

Herbst-Symposium der Universität Witten/Herdecke ein voller Erfolg

Herbst-Symposium der Universität Witten/Herdecke ein voller Erfolg

Foto: © Universität Witten/Herdecke

Unter dem Motto "Aus der Wissenschaft in die Praxis" hatte die Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Privaten Universität Witten/Herdecke am 24. Oktober 2009 zu einem Symposium für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Rund 200 Teilnehmer sind dieser Einladung am Ende der Herbstferien gefolgt und schufen damit einen würdigen Rahmen für die insgesamt zehn Vorträge, in denen Lehrstuhlinhaber und Mitarbeiter der Universität neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus ihren jeweiligen Fachgebieten und insbesondere neue praxisrelevante Ergebnisse aus der eigenen Forschung präsentierten.

Der Tagungsleiter und Dekan der Zahnmedizinischen Fakultät, Prof. Dr. Stefan Zimmer, wies in seiner Begrüßungsansprache auf die Wichtigkeit der Kooperation zwischen niedergelassenen und universitären Kolleginnen und Kollegen hin. Nach seinen Worten ist Zahnmedizin ein wissenschaftlich basiertes Studium, das aber für die tägliche Praxis ausbildet und von dort auch einen sehr starken Input bekommt. Das zeige sich insbesondere in der Implantologie, wo viele Innovationen aus der Praxis kommen. Zimmer konnte mehrere Ehrengäste zu dem Symposium begrüßen, darunter den Präsidenten der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, Herrn Dr. Walter Dieckhoff, sowie das Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Nordrhein, Herrn Dr. Dr. Georg Arentowicz.

Der thematische Bogen des Symposiums war weit gespannt: von der Primärprävention über minimal-invasive Behandlungstechniken bis hin zur Diagnostik von temporomandibulären Dysfunktionen und der interdisziplinären Therapie von Erwachsenen mit ausgeprägten Bisslageabweichungen und Funktionsstörungen.

So referierte aus der Abteilung für Parodontologie Frau Dr. Jennifer Engel-Schmücker zunächst zum Thema Rezessionsdeckung und zeigte in eindruckvollen Falldarstellungen verschiedene Operationstechniken, z.B. die Tunneltechnik. Prof. Dr.Joachim Jackowski, der Lehrstuhlinhaber für Zahnärztliche Chirurgie, stellte Verfahren der chirurgischen Zahnerhaltung dar und relativierte hierbei die Indikation zur Wurzelspitzenresektion im Vergleich zur konservierenden orthograden Wurzelkanalbehandlung. Wenn aber dennoch eine Wurzelspitzenresektion erforderlich ist, z.B. bei Überpressung von Wurzelfüllmaterial, kommt es nach Jackowski auf die möglichst gewebeschonende Intervention an. Hierbei stellt für ihn die Einführung der Endoskopie in die zahnärztliche Chirurgie einen Quantensprung dar, weil sie es besser als Mikrospiegel ermöglicht, den resezierten Apex sowie die retrograde Füllung zu beurteilen. Die Kieferorthopädin Dr. Kirsten Staufer stellte in ihrem Vortrag komplexe kieferorthopädisch - kieferchirurgische Behandlungsfälle dar, die bei Erwachsenen mit gravierenden Bisslageabweichungen zum Einsatz kamen. Eindrucksvoll zeigte sie, wie sich durch dieses interdisziplinäre Vorgehen nicht nur die Kaufunktion, sondern auch die Physiognomie des Patienten deutlich zum Besseren entwickeln lassen.

Im zweiten Vortragsblock beschäftigte sich OA Dr. Ljubisa Markovic aus der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin mit der Thematik des internen und externen Bleichens und zeigte eindrücklich Risiken und Nutzen der verschiedenen Verfahren. Die vielleicht wichtigste Information bestand in der Empfehlung, Wasser statt Wasserstoffperoxid im Rahmen der Walking-Bleach-Methode anzuwenden. Dies führt nach Markovic zu den gleichen Ergebnissen, reduziert jedoch das Risiko zervikaler externer Resorptionen erheblich.

Aus dem Bereich der Individualprophylaxe lieferte Prof. Zimmer Empfehlungen zur Fluoridierung in der zahnärztlichen Praxis. Er stellte klar, dass bei der Fluoridierung in der Praxis der Fluoridkonzentration der verwendeten Präparate eine entscheidende Bedeutung zukommt. So kann bereits durch die zweimal jährliche Applikation eines hoch konzentrierten Fluoridlackes mit 2,26 Prozent Natriumfluorid auch bei Kindern mit hohem Kariesrisiko eine Karieshemmung von 37% erreicht werden, wohingegen dies bei einem niedrig dosierten Lack (0,1 Prozent Fluorid) auch bei viermal jährlicher Applikation nicht möglich war. Anschließend referierte Frau Prof. Dr. Claudia Barthel-Zimmer über die Desinfektion des Wurzelkanals in der endodontischen Therapie. Sie stellte die Bedeutung multipler Spülungen (Povidonjod, Chlorhexidin und Natriumhypochlorid) heraus, weil sich nur durch einen solchen "Spülcocktail" bei endodontischen Revisionen Problemkeime wie Enterococcus faecalis beseitigen ließen. Anke Sibbing aus der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin diskutierte in ihrem Referat die Möglichkeiten der Kariesrisikodiagnostik. Bei Zwei- bis Fünfjährigen mit gesundem Milchgebiss empfahl sie die Durchführung eines Mutans-Streptokokken-Tests mit einem Plaqueabstrich. Wenn dieser positiv ausfiele, so Sibbing, habe das betroffene Kind gegenüber einem Negativbefund ein vierfach erhöhtes Risiko, an Karies zu erkranken. Bei Schulkindern empfiehlt die Referentin das Dentoprog-Verfahren, bei Erwachsenen das Cariogram. Beides kann kostenlos aus dem Internet bezogen werden.

Nach der Mittagspause setzte OA Peter Dirsch aus der Abteilung für Zahnärztliche Chirurgie das Programm fort. Er stellte die Möglichkeiten der digitalen Volumentomographie (DVT) dar, die eine dreidimensionale Darstellung der Hartgewebsstrukturen des Mundes erlaubt. Eindrucksvoll lassen sich mit diesem Gerät dreidimensional knöcherne parodontale Defekte, Nerv-Verläufe und das Knochenbett für die Aufnahme eines Zahnimplantates darstellen. Insbesondere bei voll impaktierten Weisheitszähnen erlaubt das DVT eine genaue Darstellung der Lagebeziehung zwischen Zahnwurzel und Nerv, so dass eine risikoarme Entfernung des Zahnes möglich ist. Dr. Sebastian Becher aus der Abteilung für Parodontologie zeigte in seinem Vortrag die Möglichkeiten der parodontalen Regeneration mit Knochersatzmaterialien und Schmelz-Matrix-Protein-Derivaten. Dabei ging er insbesondere auf die Fragestellung der Kombination beider Verfahren ein. Er schilderte anhand klinischer Fallbeispiele das operative Verfahren und stellte es kritisch vor dem Hintergrund der bisher verfügbaren wissenschaftlichen Literatur dar.

Den Abschluss des Symposiums bildete der Vortrag von OA Dr. Eckhard Busche aus der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik. Klar strukturiert beleuchtete er die schwierige Thematik der Diagnostik temporomandibulärer Dysfunktionen und stellte ein Ablaufdiagramm an das Ende seines Referates, an dem jeder Zahnarzt relativ einfach sein diagnostisches Procedere ausrichten kann.
Besucherzahl, Qualität der Vorträge, der kollegiale Austausch zwischen Praktikern und Hochschulangehörigen sowie eine mit 16 Ausstellern reichhaltige Industrieausstellung machten dieses Symposium der zahnmedizinischen Fakultät der Universität Witten/Herdecke zu einem vollen Erfolg. Man darf jetzt schon auf das nächste Symposium gespannt sein, das im Herbst 2010 geplant ist.

Quelle: Universität Witten/Herdecke, 29.10.2009


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