Branchenmeldungen 06.01.2025

Kommunikativ und Inspirierend: 27. Prothetik Symposium

Kommunikativ und Inspirierend: 27. Prothetik Symposium

Foto: Nordquadrat

„Erst Gegenwind macht Höhenflüge möglich!" – Mit diesen Worten eröffnete Timo Bredtmann, Marketing- und Vertriebsleiter Deutschland (Merz Dental) gemeinsam mit Quintessenz-Verlagschef Christian Haase, das 27. Prothetik-Symposium. Höhenflüge sind auch in der Zahntechnik möglich und der Fokus des diesjährigen Mottos „lass uns reden“ liegt in einem Bereich, der durchaus, typisch norddeutsch, sehr windig bis stürmisch werden kann: Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten – nicht immer ganz einfach und bequem, aber im Endeffekt steht sie für mehr Effektivität und Effizienz.

In einer Zeit, in der die richtigen Entscheidungen komplexer denn je erscheinen, bot das Prothetik Symposium mit seinen Themen und den zahlreichen Teamvorträgen Orientierung und Inspiration. Durch das Programm navigierte das Moderatoren-Duo Prof. Dr. Jeremias Hey und ZTM Hans-Jürgen Stecher und bot 300 Teilnehmern einen erkenntnisreichen Tag voller Einblicke und Innovationen in die Prothetik.

Check – Check mit Checklisten

Klare Prozesse für hohe Qualität und Effizienz! Wer bessere Ergebnisse erzielen möchte, sollte seine Prozesse unter die Lupe nehmen – und Checklisten sind dabei unverzichtbare Tools, so stellten es Prof. Dr. Jan-Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher in dem Eröffnungsvortrag dar. Durch strukturierte Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker, unterstützt von Ästhetik-Checklisten und phonetischen Analysen, lässt sich die Komplexität reduzieren und neue Standards setzen. Prof. Jan-Frederik Güth sagte: „Bereits die Investition einer Stunde pro Tag in die Optimierung von Abläufen, spart auf Dauer erhebliche Zeit- und Kosten, sowohl in der Praxis als auch im Labor!“ Checklisten für Ästhetik, Funktion und Kommunikation sorgen für Transparenz, Effizienz und optimale Ergebnisse auf Augenhöhe. Am Ende zählt: Strukturierte Prozesse führen zu einem Höchstmaß an Qualität – ein Ansatz, der sich in jeder Praxis und jeder Arbeit auszahlt. Und natürlich steigert es die Kommunikation erheblich. Am Ende konnte das Publikum per QR-Code direkt auf die bereitgestellten Checklisten zugreifen.

Dentale Persönlichkeit: Ein neuer Blick auf Patienten und Ästhetik

ZTM Otto Prandtner präsentierte auf beeindruckende Weise sein Konzept der „dentalen Persönlichkeit“, das sich an vier Basistypen orientiert: Symmetrie (Kopf-Typ), Asymmetrie (Herz-Typ), Balance (Bauch-Typ) und Charakter (Mut-Typ). Mit einer Mischung aus Funktionsdiagnostik-, Typ- und Gesichtsanalyse führt der Weg über ein Wax-up hin zu individuellen, biodynamischen Schienen oder definitiven Restaurationen. Anhand eines bewegenden Patientenfalls – Luis, ein junger Mann mit Depressionen – zeigte ZTM Otto Prandtner, wie emotionale Empathie, Kreativität und ein feines Gespür für Harmonie die Basis für eine maßgeschneiderte dentale Ästhetik bilden. Sein Ansatz unterstreicht: Maschinen können Technik liefern, aber echte Persönlichkeit entsteht durch das Verstehen und Korrigieren der individuellen Ausstrahlung jedes Patienten – natürlich auf der Basis von intensiver Patientenkommunikation.

Wo geht die 3D-Druck Reise hin?

Rund 50 % der Dentalbranche machen bereits Druck – im wahrsten Sinne! Mit einem Augenzwinkern zeigte Prof. Dr. Bogna Stawarczyk in ihrem Vortrag, wie vielseitig 3D-Drucktechnologien in der Zahnmedizin und -technik sind. Ob SLA- und DLP-Verfahren für Harze oder FFF-Technologie für Filamente: Der Fokus liegt auf validierten Workflows, die vom Drucken über Reinigung bis zur Nachpolymerisation präzise Ergebnisse liefern. Beeindruckend: Mit der neuen DPS-Technologie lassen sich Kronen Chairside in nur acht Minuten drucken – an der LMU (München) getestet, aber noch ohne klinische Studien. Neben innovativen Werkstoffen wie PAEK und PET G/PLA betonte die Materialwissenschaftlerin die Wichtigkeit eines abgestimmten Post-Prozesses. Am Ende verwies sie auf das interaktive digitale Lernbuch unter www.werkstoffkunde-kompendium.de, das topaktuelle Informationen bietet. Ein Blick in die Zukunft, der begeistert!

„The Game of Teeth“ mit Teleskopen

Mit ihren Teleskop-Insights imponierten ZTM Björn Pfeiffer und ZTM Sven Bolscho durch eine eindrucksvolle Darstellung ihrer Zusammenarbeit bei High-End-Arbeiten mit kunststoffverblendeten Teleskopen. Sie zeigten den Wandel von Galvanoteleskopen hin zu voll digitaler Fertigung, bei der Teleskope mit einer Wandstärke von nur 0,3 mm gefertigt werden, um Platz für Verblendungen zu schaffen. Anhand ihres 10-Schritte-Prozesses verdeutlichten sie, wie Kosten und Personalaufwand durch präzise Fertigungsmethoden reduziert werden können. Taktiles und optisches Scannen bilden dabei die Grundlage für exaktes CAD-Design, unterstützt durch smarte Hilfsmittel wie 3D-Mäuse sowie stabile Stümpfe, glatte Spannflächen und ausreichend Platz für Scannadeln. Ihr Fazit: Digitalisierung steigert Qualität und Effizienz auch und vor allem bei Teleskoparbeiten, bietet Planungssicherheit und ist ein Schlüssel, um dem steigenden Kostendruck und Personalmangel erfolgreich zu begegnen.

3D-Druck in einer Dortmunder Zahnarztpraxis: Zukunft oder schon Realität?

Zahnärztin Dr. Wassiliki Ioanna Daskalaki widmete sich in ihrem Vortrag der Integration des 3D-Drucks in der Zahnarztpraxis und beleuchtete dessen Potenziale sowie Grenzen. Die Expertin für Digital Smile Design stellte fest, dass gedruckter Zahnersatz wie Kronen kostengünstig in der Praxis hergestellt werden kann – jedoch vor allem in klar definierten Bereichen sinnvoll ist. Während die klassische NEM-Krone weiterhin Standardversorgung bleibt, können Zirkon- und 3D-gedruckte Kronen gleichartig abgerechnet werden. Im High-End-Bereich werden implantatgetragene Versorgungen als andersartige Versorgungen nach BEB abgerechnet. In ihrem Praxislabor, das auf nur 2 Quadratmetern Platz bietet, setzt sie den 3D-Druck ein, jedoch stets unter der Prämisse wirtschaftlicher Effizienz. Studien von pubmed belegen für die standespolitisch tätige Zahnärztin, dass der 3D-Druck nicht nur Zukunftsmusik, sondern längst eine praktische Alternative ist – ob für Schienen, die in 30 Minuten zzgl. 1-2,5 Stunden. 3D-Druck Zeit gefertigt werden, oder Zahnersatz, der innerhalb von ca. zwei Stunden nach Herstellung sowie 3D-Drucken bereitsteht. Also „Change before you have to go!“

Prothetik-Snacks in der Mittagspause

In der Mittagspause hieß es „Prothetik für zwischendurch“ – kompakt, innovativ und spannend! In knackigen 30-Minuten-Sessions präsentierten Experten wie Daniel Reinke neue Intraoralscankonzepte, ZT Noah Ziga beleuchtete die digitale Totalprothetik mit dem Baltic Denture System. ZTM Stefan Sander erklärte die zahntechnische Abrechnung digitaler Leistungen und Sebastian Pflesser bot einen faszinierenden Ausblick auf die Zukunft der dentalen Materialien. Die Teilnehmer erhielten schnelle, aber umfassende Inspirationen für ihren Alltag.

Digitale Totalprothetik: Aus Replica wird neu

Prof. Dr. Jeremias Hey und ZTM Frank Poerschke präsentierten faszinierende Anwendungsfälle ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem digitalen Totalprothetik-Konzept des Baltic Denture Systems. Der innovative dreistufige Workflow beginnt mit der Erfassung präziser Informationen über das Kausystem, wobei die Qualität des gesamten Prozesses stark von der Genauigkeit dieser ersten Phase abhängt. Die Technik der „Replica Denture“ dient zur Optimierung von Bisshöhe, Kieferrelation und Kauebene anhand einer Analyse der alten Prothese. Digital bedeutet in diesem Kontext kreativer Umgang mit Herausforderungen und intensivere Zeit für die Informationsverarbeitung sowie der Gewinnung von verlorengegangenen Informationen. Der kreativ-menschliche Prozess gerät dabei in den Vordergrund. Tatsächlich funktioniert dieser Workflow auch auf eine Entfernung von 400 km. Zunächst wird die digitale Abformung in der Praxis durchgeführt. Die Prothese wird extraoral mithilfe eines Intraoralscanners im Modelscan-Modus gescannt, wobei die Abformung ohne den Einsatz von KI erfolgt. Die vorhandene Prothese fungiert dabei begrenzt als Informationsquelle, während zusätzliche arbeitsvorbereitende Hilfsmittel digital erstellt werden. Alle extraoralen Informationen werden auf einer Prothetik-Checkliste festgehalten. Der Vortrag zeigte, dass moderne Zahntechnik selbst präzise, vorhersagbare und effiziente Ergebnisse erlaubt – eine Evolution, keine Revolution in der Prothetik.

„German Crowns“-Konzept in zwei Sitzungen

ZTM Andreas Leimbach und ZTM Andreas Nusser präsentierten in ihrem Teamvortrag eine innovative Lösung für die wirtschaftliche Fertigung von Teleskopen, die in nur zwei Terminen abgeschlossen werden kann. Ihr „German Crowns“-Konzept transformiert die Herstellung von Teleskopen durch die Kombination digitaler Technologien und präziser Fertigungsmethoden, was eine perfekte Passgenauigkeit und Funktionalität gewährleistet. Dieser 2-stufige Ästhetikansatz spart lt. ZTM Andreas Nusser nicht nur Zeit und Ressourcen im Labor, sondern sorgt auch für schnelle und exakte Ergebnisse, die den hohen Ansprüchen der modernen Zahntechnik gerecht werden. Im Vergleich zu konventionellem teleskopierenden Zahnersatz, der oft mehrere Termine erfordert und dadurch den Aufwand und Kosten für Patienten sowie Zahnärzte erhöht, bietet dieses Konzept von ZTM Andreas Leimbach eine erhebliche Effizienzsteigerung. Der Einsatz des Laser-Melting-Prozesses in der dentalen Hybridfertigung ermöglicht es, individuelle Patientenanforderungen präzise zu erfüllen und den Workflow deutlich zu optimieren.

Das Emergenzprofil ist bei implantatgetragenem Zahnersatz entscheidend

Zahnärztin Dr. Insa Herklotz und ZTM Andreas Kunz präsentierten einen fesselnden Teamvortrag zum Thema implantatgetragener Zahnersatz, mit einem besonderen Fokus auf das Emergenzprofil als interdisziplinäre Herausforderung für das Behandlungsteam. Sie erläuterten die entscheidenden Faktoren für die langfristige Stabilität des periimplantären Weichgewebes, darunter die Implantatposition, der Durchmesser des Implantats, die Implantat-Abutment-Verbindung, der Zeitpunkt der Ausformung und das Design der Kronenkontur. Besonders betont wurde von Dr. Insa Herzklotz die Bedeutung der 3D-Positionierung und der Abstand zwischen benachbarten Implantaten. Studien zeigten, dass eine Periimplantat-Weichgewebsdicke von über 3 mm mit einem geringeren Knochenverlust assoziiert ist, während eine unzureichende Höhe von mehr als 2 mm zu erhöhtem Plaqueaufbau und Entzündungen führen kann. Der Vortrag hob hervor, dass eine präzise Planung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Zahnärztin und Zahntechniker entscheidend sind, um ein Ergebnis zu erzielen, das dem natürlichen Vorbild möglichst nahekommt.

Es passte alles zusammen beim diesjährigen Prothetik Symposium: „Kommunikative“ Teamvorträge und ein Mix aus wissenschaftlichen, zahntechnischen und zahnärztlichen Vorträgen mit vielen digitalen Inspirationen, die den Veranstaltungstag besonders einzigartig machten. Die Teilnehmer aus Dentallaboren, Universitäten, Zahnarztpraxen, Berufsschulen und Meisterschulen profitierten von einem gewinnbringenden Austausch rund um die Prothetik und einer hervorragenden Stimmung in der festlichen Vorweihnachtszeit. Das galt sowohl für den Vortragsraum als auch für den sehr gut frequentierten Ausstellungsbereich mit Industrieausstellern. Der Abend klang mit einer entspannten Prothetik Party in der Alice Bar aus. Freuen Sie sich jetzt schon auf das 28. Prothetik Symposium: Save the date am 29.11.2025 wieder in Berlin im Marriott Hotel, der Veranstaltungsort hat sich erneut bewährt.

Autor: Claudia Gabbert

Dieser Beitrag stammt von dem Anbieter und spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wider.
Mehr News aus Branchenmeldungen

ePaper