Branchenmeldungen 22.06.2015
Lippenkorrektur kann Gesichtslähmung lindern
Menschen mit einer Gesichtslähmung sind oft im Alltag durch die unterschiedliche Funktion der Muskeln beider Gesichtshälften eingeschränkt. Das reicht von Problemen beim Essen und Trinken bis zu Artikulationsschwierigkeiten. Eine Lippenkorrektur durch eine Hyaluronsäureinjektion könnte laut einer aktuellen Studie¹ diesen Patienten helfen.
Zu diesem Ergebnis kam ein Team von Chirurgen am Johns Hopkins Hospital und der Universität Stanford. Sie untersuchten bei 25 Patienten (davon 22 mit einseitiger Lähmung und drei mit beidseitiger Lähmung) die Fähigkeit der Lippenbewegung und die dazu aufgebrachte Kraft. An die jeweils schwächste Stelle der Lippenmuskulatur spritzten sie Hyaluronsäure. Die Wirkung vergleicht Dr. Kofi Boahene, einer der Autoren der Studie, mit einer Pflanze, die Wasser benötigt, um sich aufzurichten. Fehlt die Flüssigkeit, ist sie schwach und kann nicht aufrecht stehen. Durch die Gewebespannung, die durch das Auffüllen entsteht, wird sie fester und stabiler. Dadurch können nach einer Injektion die Muskeln das Gewebe kontrollierter bewegen als ein schwaches, spannungsloses Gewebe. Bei allen Probanden zeigte sich im Test nach der Hyaluronsäureinjektion eine Verbesserung. Am deutlichsten war diese bei den Probanden mit beidseitiger Lähmung – ihre Lippenkraft verbesserte sich um das bis zu sechs- bis siebenfache. Diese positiven Ergebnisse sollen in einer größeren Folgestudie mit circa 100 Teilnehmern überprüft werden. Eine ähnliche Studie untersuchte kürzlich den Einsatz von Botox als kurzzeitige Therapie bei Gesichtslähmungen und -assymetrien von Kindern (ZWP online berichtete). Beide minimalinvasive Therapien scheinen vielversprechend.
1 Quantifying Labial Strength and Function in Facial Paralysis,