Branchenmeldungen 25.11.2014
Mathematiker analysiert Zahngesundheit von Kindern
Die Ära des makellosen Lächelns könnte beginnen. Fast 90 Prozent der Vorschulkinder haben ein naturgesundes Gebiss, hat Prof. Rafael Weißbach von der Uni Rostock gemeinsam mit einem Zahnmediziner von der Uni Heidelberg herausgefunden.
Die Zahngesundheit von Vorschulkindern hat sich in den letzten
Jahren zwar regional unterschiedlich, dennoch stetig verbessert. In
einer Studie des Wissenschaftlers Professor Rafael Weißbach, Inhaber des
Lehrstuhls für Statistik und Ökonometrie der Universität Rostock, wurde
nachgewiesen, dass nahezu 90 Prozent der dreijährigen Kinder aus einer
südhessischen Region ein naturgesundes Gebiss haben.
Der studierte Mathematiker und promovierte Statistiker analysierte
gemeinsam mit dem Zahnarzt Dr. Michael Herzog von der Universität
Heidelberg die Zahngesundheitsdaten von nahezu 2000 Vorschulkindern nach
einer bisher in solchen Studien noch zu wenig genutzten mathematischen
Methode (randomisierte Clusterstichproben). Weißbach konnte nach dem
Vergleich der Ergebnisse mit denen anderer Regionen in Deutschland
zeigen, dass es auch da ähnliche Resultate gibt. Insgesamt könnten die
Ergebnisse auf eine positive Entwicklung bei den Milchzähnen hindeuten.
Der Aufsatz des Rostocker Wissenschaftlers zu diesem Thema erscheint im
Dezember in der einzigen deutschsprachigen Statistikzeitschrift
„Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv“.
„Der Anteil kariesfreier Kinder eignet sich sehr gut als Prävalenzmaß
für Vergleiche und Trendbeobachtungen und damit auch zur Bewertung
regionaler gruppenprophylaktischer Maßnahmen“, sagt Prof. Weißbach.
Allerdings wäre es gerade für Vergleiche hilfreich, die hier verwendete
mathematische Methode für alle solche Studien in Kindergärten
anzuwenden. Der Rostocker Forscher nutzte nicht, wie bei der Auswertung
solcher Daten sonst üblich, die Methoden für unabhängige
Zufallsstichproben. „Die Kinder eines Kindergartens sind vielen
gemeinsamen Risikofaktoren ausgesetzt, die ihre Zahngesundheit
beeinflussen können“, so Prof. Weißbach. „In der Regel variieren diese
gemeinsamen Einflussfaktoren aber von einem Kindergarten zum anderen.
Das haben wir bei der Planung und Auswertung der Kariesdaten
mathematisch berücksichtigt, denn diese Datenstrukturen beeinflussen die
Genauigkeit der Ergebnisse und damit beispielsweise auch die
Möglichkeiten zur Bewertung zahnmedizinischer Gruppenprophylaxe.“
Karies gilt weltweit als eine häufige Zahnerkrankung und kann besonders
bei Kindern recht schnell zu ausgeprägten Gebisszerstörungen führen. Dem
entgegen wirken gesetzliche Maßnahmen der zahnmedizinischen
Gruppenprophylaxe (§ 21 SGB V und Gesundheitsgesetze der Länder). Sie
verpflichten Jugendzahnärzte der Gesundheitsämter unter anderem auch zu
regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen in Kindergärten, um Schäden
an den ersten Zähnen, den relativ empfindlichen Milchzähnen,
vorzubeugen. Waren in Südhessen vor etwa 50 Jahren noch über 70 Prozent der
Vorschulkinder von Karies betroffen, so sind es heute, nach den
Ergebnissen von Prof. Weißbach, nur noch 20 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen.
Diese positive Entwicklung zu verfolgen, ist für Zahnärzte wie Dr.
Michael Herzog nicht nur spannend, sondern auch dringend notwendig,
damit sich das Blatt nicht wieder wendet. In Professor Rafael Weißbach
von der Uni Rostock hat er einen exzellenten Statistiker gefunden, der
ihm wissenschaftliche Auswertungen von zahnärztlichen Untersuchungsdaten
der Gruppenprophylaxe ermöglichen kann. Die Weltgesundheitsorganisation
und die Bundeszahnärztekammer verfolgen ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2020
sollen weniger als 20 Prozent der Sechsjährigen von Karies betroffen
sein. Die Ära des makellosen Lächelns könnte beginnen.
Autor: Wolfgang
Thiel
Quelle: Universität Rostock/idw online