Branchenmeldungen 12.11.2021
Praxisausstattung mit Blick auf weibliche Bedürfnisse
Zahnärztin Cornelia Reiniger-Pallotta hat 2009 eine Praxis in einem Münchner Altbau übernommen. Ihr Mann führt als Zahntechnikermeister das Praxislabor. Als Zahnärztin repräsentiert sie damit eine Tendenz in der Zahnmedizin, die sich seit einigen Jahren abzeichnet: Der Frauenanteil steigt. Welche Faktoren ändern sich dadurch rund um den Praxisalltag und die Behandlungsweise? Und welche Stellschrauben helfen dabei, den Praxisalltag an eher weibliche Bedürfnisse anzupassen? Cornelia Reiniger-Pallotta zieht Bilanz aus eigener Erfahrung.
Frau Reiniger-Pallotta, Sie haben sich bereits vor über zehn Jahren in eigener Praxis niedergelassen. Was haben Sie anders gemacht als Ihre männlichen Kollegen?
Ein großer Unterschied ist meinem Empfinden nach das Praxisdesign. Von Männern eingerichtete Praxen sind selten bunt und meist in kühleren Farben gehalten. Ich habe den Eindruck, Frauen setzen allgemein mehr Farbe ein. Wir haben jetzt die Kombination Grün mit Lila und versuchen, dieses Farbkonzept komplett durchzuziehen: mit lilafarbenen Bechern, Handschuhen, Lätzchen, Saugern, Mundschutz und so weiter. Es war gar nicht leicht, die passenden Behandlungsstühle zu finden! Anfangs hatte ich einen grauen Behandlungsstuhl, denn es gab kein schönes Lila, was zur restlichen Ausstattung gepasst hätte. Die passende Behandlungseinheit habe ich erst später bei Planmeca gefunden: Dort haben wir genau unser Lila bekommen. Das Farbkonzept ist zwar nicht immens wichtig, aber es macht schon etwas aus. Auch viele Patienten geben uns ein positives Feedback darauf, dass alles so schön zusammenpasst.
Haben Sie sich denn nur aufgrund der Polsterfarbe für Ihre neue Behandlungseinheit entschieden?
Nein, natürlich nicht! Wir haben seitdem fünf Be handlungseinheiten von Planmeca – die Compact i5 und die Compact i Classic – und da kam es mir auch auf ein paar andere Features an: Es sind allesamt Schwebestühle mit Schwingbügelsystem. Den ersten Stuhl hatte ich für meine Prophylaxehelferin gekauft, die Rückenbeschwerden hatte: Eine Physiotherapeutin hatte sich extra ihre Bewegungsabläufe während der Behandlung angesehen. Danach stand fest: Wenn wir neue Stühle kaufen, dann auf jeden Fall mit Schwingbügel. Seit sie dieses System nutzt, haben sich ihre Beschwerden enorm gebessert! Ich finde es auch sehr entlastend für die Handgelenke, da die Instrumente nicht nach unten ziehen, sondern griffbereit oben hängen. So kann man sie schneller benutzen und wenn man das Instrument loslässt, schnellt es von allein zurück, ohne dass man erst die passende Öffnung suchen muss. Mit dem Schwingbügelsystem arbeitet es sich also sehr rücken- und handschonend – das gilt zwar auch für Männer, aber da Frauen meist noch ein bisschen zarter gebaut sind, erleichtert es besonders ihnen die Arbeit. Dank Schwebestuhlprinzip habe ich enorme Beinfreiheit, sodass ich jetzt rund um meinen Patienten rollen und ihn von allen Seiten behandeln kann.
Gerade in unserem ganz kleinen Behandlungszimmer, in dem die Prophylaxe stattfindet, musste man sich vorher an der alten Einheit arg verrenken. Insbesondere bei längeren Behandlungen wechsle ich zwischendurch gerne die Seite, um meinen Körper ausgewogener zu belasten, und präpariere von der anderen Seite. Dafür ist das Schwingbügelsystem ebenfalls perfekt geeignet, da sich das Tray in der Mitte befindet. Ansonsten würde ich da bei einem Seitenwechsel gar nicht mehr drankommen. Somit ist der Schwingbügel auch für Linkshänder eine Arbeitserleichterung: Man ist flexibler und braucht nicht extra eine Linkshänder-Behandlungseinheit anzuschaffen. An den neuen Einheiten haben wir jetzt auch einen schnurlosen Fußanlasser – das ist sehr praktisch, denn ich kann ihn einfach mitnehmen, ohne dass sich Kabel verheddern. Ich bin nur knapp 1,60 Meter groß und endlich habe ich die Bewegungsfreiheit, die ich brauche, um überall dranzukommen. Das geht wahrscheinlich vielen kleineren Frauen so – von daher finde ich das Schwebestuhlkonzept für Behandlerinnen großartig. Der Stuhl lässt sich auch sehr tief herunterfahren – das ist ein großer Vorteil, denn sonst müsste ich den Patienten weiter kippen, um ihn optimal behandeln zu können. Somit ist alles viel besser erreichbar, was an anderen Einheiten schwieriger wäre.
Welche weiteren Faktoren haben Ihre Entscheidung für die Compact i-Einheiten beeinflusst?
Der Name ist hier wirklich Programm, denn die Einheiten sind sehr platzsparend. 2020 haben wir die Praxis komplett umgebaut, um mehr Zimmer und damit mehr Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen. Das ist nämlich auch ein typisches Frauenthema, das mit der Feminisierung einhergeht: Seitdem ich ein Kind habe, habe ich meine Stunden reduziert und einen zusätzlichen Behandler angestellt – und wenn man sich die Stunden nicht exakt untereinander aufteilt und sich somit nicht immer dasselbe Zimmer teilen kann, dann braucht man ein Zimmer mehr. Bei uns klappt das jetzt erst seit dem Umbau, seitdem wir fünf Behandlungszimmer haben: zwei für die Zahnreinigung und drei für die Behandler. Im Altbau ist das ein bisschen wie Tetris spielen, was wohin passt … Jetzt haben wir das Maximum aus den vorhandenen Quadratmetern herausgeholt. Ohne die neuen Stühle hätten wir den Umbau so nicht realisieren können. Wir haben zum Beispiel einen großen Raum halbiert und zwei kleine daraus gemacht. Was anderes als die Planmeca-Einheiten hätte da gar nicht reingepasst! Und weil die Einheiten schweben, sieht der Raum gar nicht so vollgepackt aus, obwohl da eigentlich nicht viel Platz ist.
Und es schaut trotzdem noch schön aus. Dieser Anspruch ist wahrscheinlich auch typisch weiblich: Es soll ja noch schön aussehen! Darüber hinaus haben die Einheiten viele raffinierte Details: Das integrierte Reinigungsprogramm finde ich sehr praktisch, zumal man keinen separaten Topf braucht, der auch noch mal Platz benötigt, sondern sich alles direkt in der Einheit abspielt. Die Einheit selbst lässt sich komfortabel über das Touchdisplay steuern. Sehr praktisch: Man kann sich seine individu ellen Benutzereinstellungen wie Behandlungs positionen und Instrumenteneinstellungen unter dem jeweiligen Behandlernamen einspeichern und wählt sie einfach am Display aus. Das ist für Mehrbehandlerpraxen natürlich sehr zeitsparend – vor allem, wenn es, wie bei uns, männliche und weibliche Behandler gibt, die sehr unterschiedliche Körpergrößen haben. Außerdem hat man eine individuelle Sprachwahl – ich kann die Einheit also auch auf Japanisch umstellen, was für uns äußerst praktisch ist: Wir haben mehrere japanische Mitarbeiterinnen, da es ein Extraservice unserer Praxis ist, gezielt Behandlungen und Hilfestellungen für japanische Patienten anzubieten. Das Farbschema kann man auch anpassen – da haben wir natürlich Lila gewählt! Die Kopfstütze mit weichem Memory- Schaum polster ist äußerst bequem und lässt sich super einstellen. Und was ich besonders gut finde und so bei an deren Herstellern noch nicht gesehen habe: Das Fußteil lässt sich abklappen! Somit können die Patienten einfacher Platz nehmen – selbst Rollstuhlfahrer. Außerdem hat die Einheit eine enorm hohe Traglast und ist sehr stabil – obwohl sie so klein und grazil ausschaut. Kompakt eben!
Haben Sie eine weitere Praxisausstattung, von der Sie sagen, sie erleichtert Ihnen als Zahnärztin die Arbeit?
Ja, indirekt: mein DVT! Seit ich das 3D-Röntgen einsetze, traue ich mir mehr Behandlungen zu, die ich früher überwiesen hätte. Ich glaube, Frauen haben eine größere Hemmnis, Patienten einfach aufzuschneiden, und sind ein bisschen vorsichtiger als Männer. Mit den DVT-Aufnahmen fühle ich mich einfach sicherer, weil ich vorher schon weiß, was mich erwartet. Ich habe früher viel mehr an Chirurgen überwiesen, zum Beispiel Fälle in Nähe der Kieferhöhle. Mit dem DVT kann ich es jetzt messen und planen. Mein DVT ist übrigens auch von Planmeca: Ich arbeite mit dem ProMax 3D s, das für die Implantatplanung bestens geeignet ist. Dank der hohen Auflösung und sehr scharfen Bildqualität erkenne ich selbst kleinste Details, und das gibt mir viel Sicherheit. Die Aufnahmen kann ich anschließend gut mit dem Patienten besprechen und ihm darauf basierende Empfehlungen aussprechen. Die gesamte DVT-Technik nehmen meine Patienten sehr gut an: Wer ein Implantat will, macht ein DVT – da ist es unerheblich, dass Zusatzkosten anfallen. Denn die Patienten verstehen ebenfalls, dass der Eingriff viel sicherer ist, wenn man vorher genau weiß, was einen erwartet, und es keine Überraschungen während der OP gibt.
Ich habe länger darüber nachgedacht, ob sich die Anschaffung eines DVT für mich lohnt, aber ich verwende es inzwischen wirklich oft. Es ist nicht nur für die Implantatplanung hilfreich, sondern auch für andere Pro blemstellungen, wenn man gar nicht weiß, warum der Zahn schmerzt. In 3D sehe ich einfach alles, was mir 2D nicht zeigen kann. Was mir aufgefallen ist: Wenn ich an Kursen zu chirur gischer Implantologie teilnehme, sehe ich da immer deutlich mehr Männer als Frauen. Der Großteil weiblicher Behandler scheint noch nicht so chirurgisch ausgerichtet zu sein. Ich finde: Wenn man sich sicher fühlt, traut man sich auch mehr. Ich denke, dabei kann das DVT insbesondere Frauen unterstützen.
Wohin entwickelt sich die Feminisierung in der Zahnmedizin Ihrem Eindruck nach in Zukunft?
Bei einer Gründung muss man viel in die Einrichtung investieren. Zudem stehen Frauen vor organisatorischen Hürden: Wenn man zuerst gründet, die Familienplanung aber noch offen ist, wird es problematisch, wenn man eines Tages wirklich Mutter wird und eine Vertretung benötigt. Es gibt keine offiziellen Hilfestellungen. Da ist man aktuell noch komplett auf sich allein gestellt und die Feminisierung noch nicht angekommen. Das ist es, was viele Frauen immer noch von der Selbstständigkeit abhält. Sie bleiben dann lieber angestellt und können sich krankschreiben lassen, Mutterschutz und Elternzeit in Anspruch nehmen und neue Bedingungen zum Wiedereinstieg vereinbaren. Daher hält sich vielfach der Klassiker, dass der Mann als Chef viele Frauen angestellt hat. Ich denke, es wird zukünftig dahin gehen, dass viel mehr Gemeinschaftspraxen entstehen. Die Hürden für Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit werden dadurch kleiner. Was ich auch interessant finde: Es gibt jetzt mehr männliche Zahnarzthelfer! Das ist eine andere spannende Entwicklung. Und bestimmt ganz gut, damit es nicht nur das typische Frauengeglucke in der Praxis gibt.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Dieser Artikel ist in der ZWP Spezial erschienen.
Autorin: Maria Reitzki