Branchenmeldungen 03.04.2024

Question and answers mit Dr. Carla Irene Benz



Question and answers mit Dr. Carla Irene Benz

Foto: deagreez – stock.adobe.com

In diesem Artikel widmet sich die Autorin der Frage: Wie kann ich als Behandler einen Patienten erreichen, der wiederholt keine Compliance zeigt, um seine Mundgesundheit nachhaltig zu sichern? Oder anders gefragt: Wie verstecke ich meinen Frust als Behandler, wenn der Patient einfach nicht mitmacht und meint, zweimal im Jahr PZR reiche aus, ihn vor Parodontitis und Co. zu schützen.

1. Die Grundhaltung

Wieder einmal ist Ihre eigene Grundhaltung entscheidend! Alles, was Sie tun können, ist, den Patienten auf Grundlage Ihrer beruflichen Expertise die bestmöglichen Therapieoptionen anzubieten und darauf hinzuweisen, dass die eigene Mitarbeit entscheidenden Einfluss auf den Therapieerfolg hat. Ich fühle mich nicht persönlich verletzt, wenn meine Vorschläge nicht angenommen werden. Für mich als Zahnärztin haben Mundhygiene und Zahngesundheit vor vielen anderen Dingen im Leben Priorität. Ich kann nicht von meinen Patienten erwarten, dass sie dieselben Prioritäten haben. Wie auch im letzten Beitrag aufgezeigt, ist die eigene Einstellung die Grundlage, wenn es darum geht, ob eine Behandlungsbeziehung überhaupt eingegangen wird oder nicht. Das bewahrt mich in der Regel bereits vor deprimierenden Behandlungsbeziehungen.

2. Akzeptanz und Perspektivenwechsel

Wenn ich grundsätzlich eine gute zwischenmenschliche Verbindung zu meinem Patienten habe, dann akzeptiere ich zunächst seine Entscheidung. Ein Zahnarzt, der mit erhobenem Zeigefinger auf drohende Konsequenzen hinweist, ist in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß und erzeugt eine intensivierte Abwehrhaltung auf Patientenseite. Initiale Akzeptanz hingegen bringt mich meinen Patienten und deren Anliegen näher. Daher nehme ich mir kurz Zeit für einen Perspektivenwechsel. Wo liegen möglicherweise die Gründe für das ablehnende Verhalten oder beispielsweise die wiederholt mangelhafte Mundhygiene?

Wissenswert

Interessant im Kontext „Mundhygiene“ und „Parodontal-therapie“ ist die Literatur zum „motivational interviewing“. Unter welchen Umständen können wir die Voraussetzungen für Veränderung schaffen? Die Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat zu diesem Thema einige Forschungsarbeiten vorzuweisen.

3. Fragen, Zuhören

Gibt es vielleicht besondere Lebensumstände, die eine angemessene Mundhygiene erschweren? Die alleinerziehende, berufstätige Mutter oder der seine hochbetagten, dementen Eltern pflegende Herr haben ganz andere Sorgen als die eigene Mundgesundheit. Möglicherweise gibt es zudem alte Glaubenssätze oder Überzeugungen, die einer Verhaltensänderung im Wege stehen?

4. Intrinsische Motivation fördern

Dies funktioniert nur, wenn ich eine vertrauensvolle stabile Beziehung zu meinem Patienten etabliert habe und ich durch meinen eigenen Perspektivenwechsel einen Schritt auf mein Gegenüber zugegangen bin. Durch gezielte und individuelle Platzierung wichtiger Informationen zur Therapie beabsichtige ich, die intrinsische Motivation meiner Patienten zu fördern. In kleinen Schritten können wir nun gemeinsam auf das Therapieziel zugehen. Wurde bisher beispielsweise eine unregelmäßige häusliche Mundhygiene betrieben, freue ich mich zunächst über eine tägliche Routine. Ist diese etabliert, arbeite ich gemeinsam mit dem Patienten den eigenen positiven Nutzen heraus. In den meisten Fällen steigert dies die Bereitschaft, die eigene Mitarbeit noch weiter zu erhöhen – zum Beispiel durch die Anwendung von Zahnseide.

Weitere Informationen von Dr. Carla Benz zu einer erfolgreichen Beziehungsgestaltung zwischen Behandler und Patient gibt es auf tigertanz.com/tigergulasch

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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