Branchenmeldungen 07.11.2011
Robert Koch-Institut priorisiert wichtigste Infektionserreger
Das Robert Koch-Institut hat 127 Infektionserreger nach ihrer Bedeutung für die epidemiologische Forschung und Überwachung priorisiert. „Es galt, Erreger von Infektionen in Deutschland nach Wichtigkeit zu klassifizieren und zwar in nachvollziehbarer Weise, nach definierten Kriterien, nicht zuletzt, um Ressourcen gezielt zu nutzen“, sagt RKI-Präsident Reinhard Burger.
Ihre Arbeit haben die RKI-Wissenschaftler
bei der Fachzeitschrift PloS ONE (10/2011) veröffentlicht, eine
deutsche Fassung ist im Epidemiologischen Bulletin des Robert
Koch-Instituts in der Ausgabe 44 vom 7.11.2011 erschienen.
Ergebnis der Bewertung ist eine Einteilung der Erreger in vier
Prioritätsgruppen. Die Gruppe mit der höchsten Priorität umfasst 26
Erreger. Darunter sind solche, die seit Jahren bereits einen großen Raum
im Öffentlichen Gesundheitsdienst und im Infektionsschutz einnehmen,
wie HIV, Influenza, Legionellen, Masern oder Tuberkulose. In dieser
Gruppe finden sich auch Erreger, die häufig im Krankenhaus übertragen
werden oder aufgrund von Resistenzen mit Antibiotika schwer zu behandeln
sind, etwa Klebsiella oder Staphylococcus aureus (einschließlich der
multiresistenten S. aureus, MRSA). Auch Erreger, die in der
Öffentlichkeit bislang eher weniger wahrgenommen wurden, wie
Campylobacter, Helicobacter pylori oder das Respiratorische Synzytial
Virus, (RSV) erhielten die höchste Priorität.
„Es ist auch im internationalen Vergleich die erste Priorisierung dieser
Art mit einer derart systematischen und transparenten Evidenzbasis“,
unterstreicht Gérard Krause, Leiter der Abteilung für
Infektionsepidemiologie. Die RKI-Wissenschaftler entwickelten und
verfeinerten die Priorisierungs-Methode in den vergangenen Jahren, eine
erste Veröffentlichung zum Thema war 2004 erschienen.
Nach Erstellung einer Liste mit 127 in Deutschland vorkommenden
Krankheitserregern wurden zehn Bewertungskriterien entwickelt, darunter
Sterblichkeit, Häufigkeit, Krankheitslast und Therapiemöglichkeit. Diese
Kriterien wurden nach ihrer Bedeutung für die Surveillance und die
epidemiologische Forschung gewichtet (Werte von 0 bis 10). Dann wurden
bei jedem Krankheitserreger die zehn Kriterien bewertet (mit +1, 0 oder
-1) und mit dem Gewichtungsfaktor multipliziert. Die Summe ergab die
Gesamtwertung eines Erregers. Die Rangfolge wurde in vier Wertebereiche
gruppiert (höchste, hohe, mittlere und niedrige Priorität). An dem
mehrstufigen (Delphi-)Verfahren nahmen neben den RKI-Wissenschaftlern 72
Experten aus wissenschaftlichen Fachgesellschaften,
Referenzlaboratorien und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst teil.
„Neben der Transparenz hat unsere Methode auch den Vorteil, dass andere
Institutionen im Bereich der Infektionsforschung große Teile des
Verfahrens übernehmen und durch spezifische Elemente erweitern können,
um eine eigene Priorisierung zu erstellen“, erläutert Gérard Krause.
Quelle: Robert Koch-Institut