Branchenmeldungen 31.08.2018
Startklar für die Praxis? Junge Zahnärzte geben Auskunft
Wie gut bereitet das Studium auf den Praxisalltag vor? Wird in der Praxis ein fachlicher Schwerpunkt angestrebt und wenn ja, welcher?
Genau diese Fragen hat das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) in einer deutschlandweiten Studie jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten gestellt, einmal am Ende des Studiums und dann noch einmal in der Assistenzzeit. An allen Universitäten mit Studiengang Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde beteiligten sich über 1.350 Studierende, und von ihnen zwei Jahre später noch einmal über 600 in der Assistenzzeit.
Zunächst wollte das IDZ wissen, wie zufrieden Studierende mit der Vorbereitung durch die Kurse und Vorlesungen im Studium auf die Praxis sind. Gut vorbereitet fühlen sich viele nur in der Zahnerhaltungskunde (Abb. 1). Schlechte Bewertungen gibt es vor allem für die Alterszahnheilkunde und die Kinderzahnheilkunde. Dabei sind genau dies zwei Fachbereiche, die in der Praxis mit zunehmenden Versorgungsbedarfen konfrontiert sind. Und eine gefühlte unzureichende Vorbereitung kann sich negativ auf die Sicherheit auswirken, mit der man zu Berufsbeginn Behandlungssituationen begegnet.
Wie aber sieht es nach dem Berufsstart aus – ändert sich die Einschätzung aus dem Studium? Die gleichen Zahnärztinnen und Zahnärzte wurden wieder gefragt, als sie etwa ein Jahr in der Praxis waren, wie gut oder schlecht die Vorbereitung rückblickend wirklich war. Der Eindruck aus dem Studium relativiert sich am deutlichsten in der Parodontologie (Abb. 1). Zwar bessert sich die Beurteilung auch anderer Fachdisziplinen rückblickend teilweise, doch nur geringfügig: die Vorbereitung in der Prothetik beurteilt noch immer nur etwa jede(r) Zweite als gut, die in der Kinder- und der Alterszahnheilkunde nicht einmal jede(r) Dritte. Somit besteht in vielen Fachdisziplinen zu Berufsbeginn noch Aufholbedarf.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach zahnärztlichen Fortbildungen groß ist: Schon im Studium besuchen über 60 % der Befragten Fortbildungen neben der Uni, in der Assistenzzeit sind es über 80 %. Die Fortbildungen dienen neben der allgemeinen Verbesserung der zahnärztlichen Fähigkeiten auch dazu, einen fachlichen Schwerpunkt zu bilden. Planen im Studium noch zwei Drittel, einen Schwerpunkt zu bilden, wird dies in der Praxis jedoch nicht unbedingt sofort umgesetzt: Über die Hälfte der Assistenzzahnärzte arbeitet, einmal in der Praxis angekommen, zunächst lieber allgemeinzahnärztlich (Abb. 2).
Auch können sich die fachlichen Interessen in der Praxis verschieben: Im Studium ist das Interesse an Implantologie, Zahnärztlicher Chirurgie und Ästhetischer Zahnheilkunde hoch. Einen Schwerpunkt bilden Assistenzzahnärztinnen und Assistenzzahnärzte dagegen vor allem in Endodontologie, Prothetik und Parodontologie. Wie ist dieser Wandel erklärbar? Ein möglicher Grund ist, dass eine Schwerpunktbildung erst im späteren Berufsleben angestrebt wird. Auch könnten in der Praxis gesammelte Erfahrungen eine Änderung der fachlichen Interessen bewirkt haben.
In einigen Fachdisziplinen besteht Optimierungspotenzial bezüglich der Vorbereitung durch das Studium auf die Praxis. Dennoch muss nicht befürchtet werden, dass man in allen Fachbereichen grundsätzlich schlecht auf den Praxisalltag vorbereitet ist. Eine Studentin drückt es folgendermaßen aus: „Ich weiß, dass ich noch viel dazulernen muss, auch wenn ich dann in der Praxis bin, aber ich weiß 100-mal mehr als der Patient, der vor mir sitzt, und dem soll ich helfen und dem kann ich auch helfen.“ Durch Fortbildungen lassen sich gezielt die Kenntnisse in den Fachbereichen verbessern, in denen man sich schlechter ausgebildet fühlt – oder auch die persönlichen Interessen für den eigenen beruflichen Werdegang vertiefen, ob mit oder ohne Bildung eines fachlichen Schwerpunkts.
Autorin:
Dr. Nele Kettler
Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ)
Der Beitrag ist in der dentalfresh erschienen.