Branchenmeldungen 03.11.2017
Studie zeigt: Ärzte kommentieren Online-Bewertungen nur selten
Nur wenige Ärzte kommentieren bislang Bewertungen, die sie auf jameda (www.jameda.de), Deutschlands größter Arztempfehlung und Marktführer für Online-Arzttermine, von Patienten erhalten. Dabei stellt die Kommentarfunktion für Ärzte, die auf einem Online-Portal Bewertungen von Patienten erhalten haben, eine gute Möglichkeit dar, öffentlich auf die Erfahrungsberichte zu reagieren und ihre Sicht der Dinge darzustellen.
Nur 2,9 Prozent der bewerteten Ärzte haben in den Jahren 2010 bis 2015 1,6 Prozent der abgegebenen Bewertungen von Patienten öffentlich beantwortet. Dies ist das zentrale Ergebnis einer in diesem Jahr veröffentlichten Analyse der Universität Erlangen-Nürnberg. Für die Studie wertete die Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Martin Emmert, Inhaber der Juniorprofessur für Versorgungsmanagement, über eine Million Online-Bewertungen für mehr als 140.000 Ärzte aus. „jameda ist eines der wenigen Online-Arztbewertungsportale, auf dem Ärzte ihre erhaltenen Bewertungen öffentlich kommentieren können. Bislang machen von dieser Möglichkeit nur wenige Ärzte Gebrauch. Dabei wissen wir aus Erfahrung, dass Patienten einen Kommentar von Ärzten sehr schätzen, da dieser ihnen das Gefühl gibt, dass der Arzt das Feedback wertschätzt. Wir empfehlen Ärzten daher, positive wie kritische Bewertungen auf jameda zu kommentieren und so ihre Sichtweise darzulegen, um beispielsweise Praxisabläufe zu erläutern“, sagt Dr. Florian Weiß, Geschäftsführer von jameda.
Obwohl bereits 2015 über 68 Prozent der auf jameda gelisteten Ärzte mindestens eine Bewertung erhalten hatten, lag der Anteil der kommentierten Bewertungen bei nur 1,9 Prozent. Allerdings ist hervorzuheben, dass die Anzahl der Arztkommentare seit 2010 gestiegen ist. Damals waren nur 0,7 Prozent der Bewertungen kommentiert worden. Dies könnte ein Beleg dafür ein, dass Ärzte die wachsende Bedeutung von Online-Bewertungen für die Arztsuche erkannt haben.
Ärzte kommentieren vor allem positive Bewertungen und beziehen sich auf Wartezeiten in der Praxis und die genommene Zeit
Zwar sind Bewertungen, die von Ärzten kommentiert werden, signifikant schlechter (Durchschnittsnote 2,15 auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6) als solche, die nicht kommentiert werden (1,74), doch beziehen sich fast 70 Prozent der Arztkommentare auf positive Online-Bewertungen (Note 1 bis 2). Negative Bewertungen (Note 5 bis 6) machen nur einen Anteil von 16,2, neutrale Bewertungen einen Anteil von 14,3 Prozent aller Arztkommentare aus.
Eine qualitative Auswertung von 600 Arztbewertungen gibt zudem darüber Aufschluss, wann die Wahrscheinlichkeit, dass ein Arzt eine Bewertung kommentiert, besonders hoch ist: 19,4 Prozent der Bewertungen, die die Wartezeit und 18,3 Prozent der Bewertungen, die die Zeit, die sich der Arzt genommen hat, thematisierten, wurden vom Arzt kommentiert. Die von den Patienten verfassten Bewertungen bezogen sich hingegen vor allem auf die (Un-)Freundlichkeit des Arztes (44,7 %), die (Un-)Zufriedenheit mit der Behandlung (37,3 %) und die genommene Zeit (32,5 %).
Studienleiter Prof. Martin Emmert: „Es wäre wünschenswert, wenn mehr Ärzte Online-Bewertungen kommentierten und damit eine Feedbackschleife zwischen Arzt und Patient etablierten, um so einen Mehrwert für beide Seiten zu schaffen. Eine frühere Studie1 hat bereits gezeigt, dass Ärzte aus Bewertungen Maßnahmen für ihre Arbeit ableiten. Dies trifft insbesondere auf die Arzt-Patient-Kommunikation, die Terminvereinbarung sowie Praxisabläufe zu.“
Am häufigsten beantworten männliche Ärzte mit guten Durchschnittsnoten Online-Bewertungen
Nur 24,7 Prozent der Kommentare wurden von Ärztinnen geschrieben. Der weibliche Anteil an Ärzten, die nicht auf Bewertungen antworten, liegt hingegen bei 37,2 Prozent. Zudem kommentieren Ärzte, die insgesamt eine gute Durchschnittsnote auf jameda haben, häufiger Bewertungen: Die Durchschnittsnote der kommentierenden Ärzte liegt bei 1,33, die ihrer nicht kommentierenden Kollegen bei 1,72. Auch die Anzahl der Profilaufrufe von Ärzten, die Bewertungen kommentieren, unterscheidet sich signifikant von denen, die Bewertungen nicht beantworten. Die Profile von Letzteren wurden im Schnitt nur knapp 5.300 Mal aufgerufen. Ärzte, die die Kommentarfunktion nutzen, haben hingegen Seitenaufrufe von über 17.700.
Die Studienergebnisse sind im „Journal of Medical Internet Research“ (2017, vol. 19, iss. 7) erschienen und online abrufbar unter: http://www.jmir.org/2017/7/e275/.
Quelle: jameda