Branchenmeldungen 26.09.2022
UMG-Kinderzahnmedizin gleich zweimal ausgezeichnet
Preise für Kariesbehandlung ohne Bohren und Erkenntnisse, wie Kinder ihre Zähne besser putzen
Die Zahnmedizin räumt kräftig ab: Am 23. September erhielten Mitarbeitende der Abteilung für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde gleich zwei renommierte Preise. Die Stiftung Innovative Zahnmedizin verleiht einen Dental Innovation Award 2022 für eine Kariesbehandlung, die ohne Bohrer auskommt. Für die Idee, Kinder die bestmögliche Putzmethode selbst herausfinden zu lassen, gibt es den 1. Platz beim Forschungswettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde 2022.
„Normalerweise bringen Eltern ihren Kindern bei, wie sie ihre Zähne zu putzen haben, dann sollen sie es immer und immer wieder üben“, beschreibt Prof. Christian Splieth, man nenne dies „Lernen durch Wiederholung“. Der Leiter der Abteilung für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde erklärt den neuen Ansatz: „Aus dem Sportbereich kennen wir das Konzept des differenziellen Lernens. Es geht davon aus, dass jeder selbst fähig ist, die richtige Bewegung zu erlernen.“ So untersuchte das Studienteam mögliche Erfolge von „Lernen durch Variation“: Dabei sollten die Kinder vier Wochen lang täglich auf verschiedene Weise ihre Zähne putzen. Mal putzten sie mit geschlossenen Augen, mal mit der nicht dominanten Hand oder mit großen Handschuhen. „Die Kinder wiesen danach eine deutlich bessere Mundhygiene auf“, fasst Loay Leghrouz zusammen. Obwohl es keine weiteren Übungen gegeben hatte, putzten die Kinder ihre Zähne auch drei Monate später wesentlich gründlicher als andere, so der Nachwuchs-Zahnarzt. Der aus Palästina stammende Wissenschaftler promoviert aktuell zu dieser Lernmethode.
Der Oral-B-/DGKiZ Preis für Kinderzahnheilkunde und Prävention 2022 wird bei der Eröffnung der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) in Hamburg verliehen. Mit dem Preis werden wissenschaftliche Projekte und Prophylaxebemühungen in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde gefördert. Die Gesamtdotierung beträgt 7.500 Euro. Zum Studienteam gehören Loay Leghrouz, Manasi Khole, Oberarzt Dr. Julian Schmoeckel und Prof. Christian Splieth. Der lobt: „Solch eine verblindete, randomisierte, kontrollierte, klinische Studie durchzuführen, ist wirklich eine preiswürdige Leistung“, so der Greifswalder Abteilungsleiter: „Es ist eine Ehre für uns, mit einem Absolventen des Masterstudienganges den 1. Preis der DGKiZ zu gewinnen.“
Aus derselben Abteilung stammt auch der Patientenfall, den die Stiftung Innovative Zahnmedizin fast zeitgleich in Würzburg auszeichnet. Oberarzt Dr. Julian Schmoeckel aus der Kinderzahnheilkunde erhält den 2. Preis des Dental Innovation Award 2022 in der Kategorie „Fallpräsentation minimal-invasive Zahnerhaltung“. Er hat bei einem jugendlichen Patienten die Zähne zunächst mit einem speziellen Licht durchleuchtet, was keine Röntgenstrahlen benötigt. Dabei offenbarte sich, dass ein Großteil der Zähne mit Karies im Anfangsstadium befallen war. „Bei allen Zähnen mit dem Bohrer anzurücken, wäre übertrieben und sehr langwierig geworden“, beschreibt Schmoeckel und weiß aus Erfahrung, dass gerade Jugendliche eine solche Therapie häufig abbrechen: „Zudem wären andere minimalinvasive Methoden entweder sehr viel teurer oder nicht so wirksam gewesen.“ Er wählte daher die Kariesbekämpfung durch einen speziellen Lack, eine Silber-Diamin-Fluorid-Applikation. Um diese zwischen den Zähnen direkt auftragen zu können, nutzte Schmoeckel trennende Gummis, die sonst in der Kieferorthopädie eingesetzt werden. So konnten bei dem Patienten in einer Behandlungssitzung alle kariösen Stellen behandelt werden, ohne dass der Bohrer eingesetzt wurde.
Quelle: Universitätsmedizin Greifswald