Branchenmeldungen 02.12.2025
Vom Interims-Container zum Boutique-Labor mit Italoflair
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Wie sind Sie zur Zahntechnik gekommen?
1990 war ich auf der Suche nach einem kreativen Beruf und hatte bereits Ambitionen für eine handwerkliche Laufbahn. Meine heutige Frau – sie und ich sind bereits seit Schulzeiten ein Paar – machte damals eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin und erzählte voller Begeisterung vom Zahntechniker der Praxis. Also habe ich bei Dentaltechnik Schierloh in Nordenham ein Praktikum absolviert und war ab Tag 1 schockverliebt in den Beruf. Die Prüfung habe ich 1993 als Kammersieger bestanden und wollte auf jeden Fall mehr. Immer wenn ich die Bilder in den Fachzeitschriften angeschaut habe, wusste ich: Das will ich auch! Mein Anspruch ist es seitdem bis heute, jeden Tag ein besserer Zahntechniker zu sein als den Tag davor.
Zwischendurch war es natürlich anstrengend, denn unser Beruf hat sich seit meiner Ausbildung mehrmals umgewälzt – gerade aktuell durch die zunehmende Digitalisierung und KI gibt es immer wieder Innovationen, mit denen man sich neu auseinandersetzen muss. Mathelehrer wäre sicher die einfachere Berufswahl gewesen, da ändern sich die Regeln nie (lacht). In unserem Handwerksberuf muss man sich hingegen immer wieder neu erfinden, aber das macht es ja gerade so spannend und faszinierend.
Nach knapp 20 Jahren in Rastede haben Sie diesen Sommer den Umzug in Ihr neues Labor im Nachbarort vollzogen. Wie kam es dazu?
Das neue Labor ist eigentlich schon mein drittes, fast viertes Labor. Zu Anfang hatte ich mit meinem damaligen Geschäftspartner Christian Hannker ein kleines Labor in Rastede „unterm Dach“ bezogen, wo wir schnell an unsere Grenzen kamen. Dem folgte eine Zweigstelle in Hüde. Mit meinem Rasteder Team bin ich dann noch mal innerorts in größere Räumlichkeiten umgezogen, doch durch Corona, Inflation und steigende Mieten wurde mir bewusst, dass ich 4.500 Euro monatliche Miete besser in den Abtrag eines Laborneubaus investieren könnte.
Auf dem Grundstück meines im Gewerbegebiet von Wiefelstede stehenden Hauses war schnell der ideale Platz gefunden und ich bekam auch seitens der Gemeinde und des Bauamts Unterstützung. Das neue Labor hat 160 Quadratmeter, also rund 100 Quadratmeter weniger als zuvor. Mit meinen 53 Jahren war es mir wichtig, die Kreditsumme in einer gewissen Zeit abzutragen. Zum anderen liegt der Fokus jetzt auf einem kleinen, exklusiven Team, das nicht auf Masse und Expansion ausgerichtet ist, sondern sich auf qualitativ hochwertige Arbeiten konzentriert – und dafür ist unser Boutique-Labor ideal! Dass das Gebäude direkt neben meinem Wohnhaus liegt, bietet natürlich auch gewisse Vorteile: Zu Spitzenzeiten kann ich auch am Wochenende mal fix noch ein paar Kronen brennen. (lacht)
Welche Herausforderungen galt es bis dahin, zu meistern?
Für den Laborneubau hatte ich ursprünglich ein Zeitfenster von einem Jahr eingerechnet und entsprechend meine bisherigen Laborräume fristgerecht gekündigt. Doch unmittelbar vor Unterzeichnung der Finanzierung wurden fest eingeplante Subventionen gestrichen, was uns erst mal den Teppich unter den Füßen weggezogen hat. Neue Programme wurden zwar in Aussicht gestellt, aber erst Monate später und ohne Subventionszusage konnten wir nicht loslegen.
Eine Zwischenlösung musste her und so haben mein Team und ich schließlich ein halbes Jahr in Bürocontainern gearbeitet. In meiner Garage wurden die Maschinen aufgestellt, wir haben sehr viel improvisieren müssen, aber es hat funktioniert! Das Team hat super mit angepackt und innerhalb von nur drei Tagen waren wir nach dem Umzug von den alten Laborräumen in die provisorischen Bürocontainer wieder voll einsatzbereit. Druckluft, Kompressor, Netzwerk ... nach so einer Leistung haben wir uns alle gegenseitig auf die Schulter geklopft.
Im Nachhinein war es nicht nur spannend, sondern gleichzeitig eine besondere Art des Teambuildings, denn man rückt ja im wahrsten Sinne des Wortes näher zusammen. Meine Frau und ich haben unser Wohnhaus für die Mitarbeiter geöffnet – eine schöne Zeit, die wir nicht missen möchten. Übrigens: In dem Jahr, in dem wir zeitweise in den Containern gearbeitet haben, haben wir sogar mehr Umsatz gemacht als im Jahr davor!
Wer hat Sie bei der Umsetzung Ihres Traumlabors unterstützt?
Bezüglich des Grundrisses haben wir uns zunächst Fertighäuser angeguckt und sind anschließend mit dem Objekt, das uns von der Raumaufteilung her imponiert hat, an den Architekten herangetreten.
Ursprünglich wollten wir die gesamte Inneneinrichtung selbst realisieren – bis zu dem Punkt in der Bauphase, als ein Elektriker fragte, wo denn die Lampen hin sollen. Da war klar: Wir brauchen einen Innenarchitekten! So startete unsere Zusammenarbeit mit Martin Turley von Wohnkultur am Meer aus Bad Zwischenahn. Er unterstützte uns unter anderem beim Farbkonzept: Anhand einiger warmer Farbmuster haben wir gemeinsam mit dem Tischler besprochen, wie der Arbeitstisch und die Möbel aussehen sollen. Hier haben wir erneut auf die Moebelwerkstatt Kirstein Schubert aus Oldenburg vertraut, die auch schon unser zweites Labor eingerichtet hatte.
Gleichzeitig machte uns Herr Turley frühzeitig darauf aufmerksam, dass wir durch die hohen Räume unbedingt Akustikpaneele benötigen, um keine Geräuschkulisse wie in einer Kirche zu haben. Die Paneele haben wir an verschiedenen Wänden platziert und das hat sehr gut funktioniert.
Ein echter Hingucker im Labor ist die Fototapete. Was hat es damit auf sich?
Die Idee stammt ebenfalls von unserem Innenarchitekten, der das „italofeel“ liebt – also italienische Möbel, die Kultur, die Mode … Trotz der geringeren Laborgröße wollten wir den Räumlichkeiten ein Gefühl von Weite verleihen. Eine Aquarellskizze mit einem Motiv aus Bologna wurde daher extra von einer italienischen Firma auf Fototapete gedruckt und verleiht nun dem ganzen Raum mehr Tiefe und sorgt für eine schöne Atmosphäre.
Was war Ihnen bei der Inneneinrichtung persönlich wichtig?
Das Thema Licht! Als Zahntechniker benötigen wir am Arbeitsplatz Tageslicht, doch das Angebot aus dem Dentalbereich hat mich nicht überzeugt – einige empfand ich sogar als optisch störend für das sonst durchdesignte Labor. In meinem Homeoffice hatte ich bereits zwei Jahre mit dem Lampenschienensystem Wever&Ducre experimentiert, dessen Spots einen sehr schönen Arbeitskegel erzeugen. In die Spotleuchten direkt über meinem Arbeitsplatz habe ich Tageslicht integriert, im übrigen Schienensystem Warmlicht – nur Kaltlicht wäre weder den Augen noch der Raumatmosphäre zuträglich gewesen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem System haben wir im Labor jetzt ebenfalls auf diese Pendelleuchten gesetzt, die unseren Arbeitsplatz punktuell wunderbar in Tageslichtqualität ausleuchten. Das ist gerade bei der Gestaltung einer Oberflächentextur sowie dem Spiel mit Licht und Schatten ein klarer Vorteil. In unserem Labor finden regelmäßig auch Fortbildungskurse statt und da sorgen die Leuchten ebenfalls durchgängig für Begeisterung.
Welche Entscheidungen erleichtern Ihnen im neuen Labor die tägliche Arbeit?
Wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken über Laufwege und Arbeitsergonomie gemacht, und konnten natürlich einige Learnings aus den vorherigen Laborstandorten einfließen lassen. Die Ergebnisse dieser Analysen mündeten unter anderem in der Gestaltung unseres großen Arbeitstisches. Daran passen nicht nur bis zu neun Kursteilnehmer bei Fortbildungen, sondern unsere vier Mitarbeiter haben durch die gegenüberliegenden Plätze die Möglichkeit, sich direkt auszutauschen. In größeren Laboren sitzen die Kollegen oft verstreut – in unserem Labor ist jetzt alles ein bisschen kompakter, gebündelter, aber dadurch auch konzentrierter und das empfinden die Mitarbeiter und ich als sehr angenehm.
Außerdem haben wir unsere Maschinen in einem Extraraum platziert und für Farbnahmen bei Patienten steht ein spezieller Stuhl bereit. Von diesem aus haben die Patienten einen direkten Blick auf unsere Arbeitsplätze und sehen live, dass wir Handwerk machen. Das soll eine gewisse Professionalität ausstrahlen, damit die Zahnärzte uns auch gern ihre Patienten zur Farbnahme schicken. Mund-zu-Mund-Propaganda sozusagen! (lacht)
Was verbirgt sich hinter Ihrem Laborcredo „pro youthing smiles“?
Ich fand den Begriff Anti-Aging immer schwierig, denn es heißt wörtlich übersetzt „gegen das Altern“. Eigentlich wollen doch alle Leute alt werden, warum sollte man dann gegen das Altern sein? Fakt ist jedoch auch, dass dabei jeder Wert auf ein jugendliches Äußeres legt. Deshalb haben wir aus Anti-Aging einfach Pro Youthing gemacht. Unbewusst ergibt sich dabei noch das Wortspiel „producing smiles“ und das passt natürlich doppelt!
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für den Beruf Zahntechniker wünsche ich mir, dass er ein bisschen mehr in den Fokus gerät. Die Öffentlichkeit, die Menschen, unsere Patienten sollten wissen, was wir jeden Tag leisten. Für eine schöne Arbeit wird sich meist beim Behandler oder dem Praxisteam mit Blumen oder Schokolade bedankt, im Labor kommen solche Aufmerksamkeiten leider sehr selten an, da unser Beruf mehr oder weniger hinter den Kulissen stattfindet. Durch soziale Medien und Influencer in der Zahntechnik ändert sich das gerade ein wenig.
Für das Labor wünsche ich mir, dass es für mein Team und mich noch lange genau so weitergeht, wie es sich jetzt gerade anfühlt – nämlich sehr sehr gut!
Was möchten Sie jungen Kollegen mit auf den Weg geben?
Nicht abheben, einfach authentisch bleiben und sein Ding machen! Es ist wichtig, dass man seinen eigenen Kopf behält, auch wenn irgendjemand links und rechts es anders macht. Es tut gut, auch mal nein zu sagen. Um am Markt bestehen zu können, braucht man niemanden zu kopieren – man muss einfach nur sich selbst treu bleiben.
Vielen Dank für das Interview!
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