Branchenmeldungen 18.06.2024
Vom Kratzen bis zur Krone: paroknowledge© 2024 in Kitzbühel
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Vom 13. bis 15. Juni lud die Österreichische Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP) Zahnärzte und Assistentinnen erneut ins K3 KitzKongress nach Kitzbühel zur paroknowledge 2024 ein. Rund 380 Teilnehmer folgten der Einladung und erlebten unter dem Motto „Vom Kratzen bis zur Krone“ drei Tage voller wertvoller Informationen und intensiven Austauschs.
Das diesjährige Programm begann am Donnerstag, dem 13. Juni, mit dem CP-GABA© Spezial Seminar, das von den angesehenen Referenten Christoph Ramseier aus Bern, Schweiz, und Michael J. Wicht aus Köln, Deutschland, geleitet wurde. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, sich vertieft mit neuesten Erkenntnissen und praxisrelevanten Ansätzen auseinanderzusetzen, was den Auftakt zu einer Reihe von spannenden und lehrreichen Veranstaltungen bildete.
Impressionen
Hauptprogramm
Das Hauptprogramm wurde am Freitag mit einer faszinierenden Keynote zum Thema künstliche Intelligenz eröffnet. Vor über einem Jahr hatte ChatGPT einen regelrechten Hype um die künstliche Intelligenz (KI) ausgelöst. Obwohl dieser Hype mittlerweile einer gewissen Ernüchterung gewichen ist, bleibt unklar, welche tiefgreifenden Auswirkungen diese Technologie auf unsere Kommunikationsweise, unsere Arbeitswelt und die Politik haben wird. Sicher ist nur, dass die bevorstehenden Veränderungen mit denen der Erfindung des Buchdrucks vergleichbar sind, und dass sich niemand diesen Entwicklungen entziehen kann. Der Keynote-Speaker und Experte Wido Menhardt, der aus Wien zugeschaltet war, half den Teilnehmern, ihre Perspektive über die dichotome Sichtweise von „Freund oder Feind“ hinaus zu erweitern und ein tieferes Verständnis für die Chancen und Herausforderungen der KI zu entwickeln.
Die Ursache parodontaler Erkrankungen liegt weiterhin im bakteriellen Biofilm. Auch wenn sich daran so schnell nichts ändern wird, suchen die Behandlungskonzepte kontinuierlich nach Verbesserungen und sind mittlerweile in verbindlichen Leitlinien und ein systematisches Stufenkonzept integriert. In diesem Jahr richtete sich das Programm der paroknowledge auf die Stufen 3 und 4 und demonstrierte, welche herausragenden Ergebnisse bei Parodontitispatienten erzielt werden können und wie diese langfristig stabil gehalten werden.
Priv.-Doz. Kristina Bertl aus Malmö, Schweden, und Prof. Raluca Cosgarea aus Bonn, Deutschland, beleuchteten in ihren Vorträgen die Rolle lokaler und systemischer Adjuvanzien während der PA-Therapie. Sie erklärten, dass die lokale Anwendung oft der systemischen vorgezogen wird, da sie gezielter auf die betroffenen Gebiete wirkt und weniger systemische Nebenwirkungen verursacht. Diese Vorträge gaben tiefgehende Einblicke in die neuesten Forschungsergebnisse und klinischen Erfahrungen, die die Effektivität lokaler Adjuvanzien in der Parodontaltherapie unterstrichen. Sie betonten, dass die richtige Wahl der Adjuvanzien entscheidend für den Therapieerfolg und die Langzeitstabilität der Behandlungsergebnisse ist.
Prof. Hardy Haririan aus Wien stellte in seinem Vortrag die entscheidende Frage: „Nur aufklappen oder auch wegschneiden?“ und verglich das Open Flap Debridement mit der resektiven Chirurgie. Er erläuterte die Indikationen und Kontraindikationen beider Methoden, wobei er die Vor- und Nachteile jeder Technik detailliert darstellte. Durch den Einbezug von Fallbeispielen und klinischen Studien veranschaulichte er, wie die Wahl der richtigen chirurgischen Methode den Heilungsprozess und das langfristige Behandlungsergebnis beeinflussen kann.
Dr. Serhan Aslan aus Izmir, Türkei, sprach über die entscheidenden Schnittstellen der Therapieschritte nach der konservativen Therapie und erläuterte, warum Resttaschen eine Bedrohung darstellen. Er erklärte, dass unzureichend behandelte Resttaschen das Risiko für eine erneute Infektion und den Verlust von parodontalem Gewebe erhöhen. Durch innovative Ansätze und Techniken zeigte er auf, wie diese Resttaschen effektiv reduziert werden können, um eine nachhaltige Heilung und Stabilität zu gewährleisten.
Prof. Andreas Stavropoulos aus Malmö präsentierte in seinem Vortrag verschiedene Materialien, die während der Parodontitistherapie zum Einsatz kommen, und stellte deren Langzeitergebnisse vor. Er verglich traditionelle Materialien mit neuen, innovativen Substanzen und deren Auswirkungen auf die Geweberegeneration und die langfristige Stabilität der parodontalen Strukturen. Sein Vortrag bot eine umfassende Übersicht über die aktuellen Forschungsergebnisse und klinischen Anwendungen.
Prof. Samir Abou-Ayash aus Bern beschrieb ausführlich, wie minimalinvasive restaurative Maßnahmen helfen können, Zahnlücken zu schließen und die ästhetische und funktionelle Rehabilitation zu verbessern. Er diskutierte, ob Zahnlücken besser mit Implantaten, herausnehmbaren Prothesen oder Brücken versorgt werden sollten, und stellte die Vor- und Nachteile jeder Methode vor. Durch detaillierte Fallstudien und Langzeitergebnisse verdeutlichte er, wie die Wahl der richtigen Restaurationstechnik die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern kann.
Univ.-Doz. Dr. Frank Weiland aus Graz diskutierte in seinem Vortrag, ob eine kieferorthopädische Behandlung bei Parodontitis sinnvoll ist. Er analysierte die potenziellen Vorteile und Risiken einer solchen Behandlung und wie diese die parodontale Gesundheit beeinflussen kann. Durch eine kritische Bewertung von klinischen Studien und praxisbezogenen Erfahrungen bot er den Teilnehmern eine fundierte Grundlage, um informierte Entscheidungen über die Integration kieferorthopädischer Maßnahmen in die Parodontitistherapie zu treffen.
Team-Approach
Auch in diesem Jahr stand das gesamte Praxisteam im Mittelpunkt der paroknowledge, mit interessanten Themen für Zahnmedizinische Assistenten (ZAss), Prophylaxeassistenten (PAss) und Dentalhygieniker (DHs). Jeder im Team sollte die Gesamtabläufe sowie seine spezifischen Rollen und Aufgaben in aktiven Phasen der Therapie, bei akuten Problemen und in der Langzeitbetreuung dieser chronischen Erkrankung kennen. Über die unmittelbare antiinfektiöse Therapie hinausgehende Maßnahmen sind notwendig, um Patienten das Vertrauen in ein gesundes Lächeln zurückzugeben. Ein besonders wichtiges Thema war die Motivation in der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT). Elke Prem von der Suchthilfe Tirol und Prof. Christoph Ramseier gaben Einblicke in effektive Wege zum Rauchstopp und wie Patienten nachhaltig motiviert werden können.
Wissen und mehr
Ein Kongress dieses Formats bietet weit mehr als reine Wissensvermittlung: Auf der Agenda stand auch die ÖGP-Jahreshauptversammlung, die ihren Mitgliedern wichtige Einblicke und Mitwirkungsmöglichkeiten bot. Neues aus der Dentalbranche konnten interessierte Teilnehmer auf der begleitenden Industrieausstellung erfahren, an der knapp 30 Firmen aus dem In- und Ausland beteiligt waren. Die Dentalexperten standen den Kongressteilnehmern selbstverständlich für ausführliche Fragen zur Verfügung.
Perfekte Rahmenbedingungen für den kollegialen Austausch boten das Get-together am Donnerstag und das Signature Event der paroknowledge, die Alm-Lounge-Party, am Freitag. Diese fand erstmals im neu gestalteten „Mocking“ am Fuße der legendären Kitzbühel Streif-Abfahrt statt. Networking gepaart mit ausgelassener Stimmung war garantiert und die Teilnehmer konnten in einer entspannten Atmosphäre neue Kontakte knüpfen und bestehende vertiefen.