Branchenmeldungen 10.12.2025
Zusammenarbeit von Kiefer und Körper: Warum Osteopathie und KFO Hand in Hand gehen sollten
Bei einem Regionaltreffen des Verbandes der Osteopathen Deutschland (VOD) in Rohrdorf stellte die Osteopathin und Dozentin Angelika Willeitner (D.O., B.Sc.) anschaulich dar, wie osteopathische Behandlung und kieferorthopädische Therapie einander sinnvoll ergänzen können.
Kiefergelenk – ein kleines Gelenk mit großer Wirkung
Das Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis, ATM) wirkt auf viele Strukturen des Körpers – Muskeln, Faszien, Schädelknochen, Wirbelsäule und sogar den Stoffwechsel. Wird seine Beweglichkeit gestört, kann dies zahlreiche Beschwerden auslösen. Deshalb beurteilen Osteopathinnen und Osteopathen nicht nur den Kiefer selbst, sondern den gesamten Körper: Haltung, Wirbelsäule, Becken, Füße sowie die Spannung im faszialen Netzwerk.
„Wir behandeln niemals nur das Kiefergelenk – wir behandeln einen Menschen, der an Funktion verloren hat“, betonte VOD-Mitglied Willeitner. Erst wenn der Körper insgesamt ausbalanciert ist, kann auch der Kiefer wieder harmonisch arbeiten.
Warum Zusammenarbeit wichtig ist
Viele Patientinnen und Patienten, insbesondere Kinder, werden kieferorthopädisch behandelt – etwa bei Kreuzbiss, Engstand oder Kieferfehlstellungen. Osteopathie kann hier entscheidend unterstützen.
Durch osteopathische Begleitbehandlung kann:
- die Beweglichkeit von Schädel- und Gesichtsknochen verbessert werden,
- die Muskelspannung im Kausystem normalisiert werden,
- die Haltung stabilisiert werden,
- die Wirkung kieferorthopädischer Maßnahmen erleichtert oder beschleunigt werden.
Im Vortrag wurde ein Beispiel eines funktionellen Kreuzbisses gezeigt: Osteopathie, tägliche Übungen und anschließend kieferorthopädische Stabilisierung führten gemeinsam zu einem nachhaltigen Therapieerfolg. Entscheidend ist dabei, dass Körperhaltung und Kiefergelenksposition („Körperzentrik“) übereinstimmen – besonders während der Wachstumsphasen.
Wie Osteopathie arbeitet – laienverständlich erklärt
Willeitner orientierte sich in ihrem Vortrag an den sieben Gesundheitsmechanismen nach Philippe Druelle. Dahinter steht ein einfaches Prinzip: Gesundheit entsteht, wenn alle Körpersysteme – Muskulatur, Faszien, Flüssigkeiten, Atmung, Hormonsystem und Nervensystem – frei zusammenarbeiten.
Für den Kiefer bedeutet das:
- Verspannungen im Nacken oder Becken können das Kiefergelenk beeinflussen.
- Stress, Emotionen und Atemmuster wirken direkt auf die Kaumuskulatur.
- Schädelknochen, Zähne und Kiefer stehen in enger Verbindung zu Schädelbasis, Nervensystem und faszialen Strukturen.
Osteopathische Behandlung hilft, diese Funktionsstörungen zu lösen – sanft, präzise und immer in Verbindung zum ganzen Körper. Ziel: Ein bestmögliches Zusammenspiel von Osteopathie und Kieferorthopädie
Der VOD setzt sich seit Jahren für interdisziplinäre Zusammenarbeit ein. Denn gerade im Bereich des Kiefergelenkes zeigt sich deutlich, dass Zähne, Körperhaltung und Gesamtbefinden untrennbar miteinander verbunden sind. „Die besten Ergebnisse entstehen, wenn Osteopathinnen und Osteopathen eng mit Zahnärzten und Kieferorthopäden zusammenarbeiten“, so der VOD. Das gilt für Kinder im Wachstum ebenso wie für Erwachsene mit chronischen Beschwerden.
Der VOD unterstützt Vorträge und Seminare rund das Thema, wie etwa den Vortrag „Trouble-Maker Kiefergelenk: Der Einfluss des okklusalen Gleichgewichts von Kopf bis zur Sohle“ Anfang Februar im Kloster Frauenwörth, Fraueninsel. Nähere Informationen erhalten Sie über unsere Geschäftsstelle in Wiesbaden.
Gut zu wissen:
Osteopathie ist eine eigenständige, ganzheitliche Form der Medizin, in der Diagnostik und Behandlung mit den Händen erfolgen. Osteopathie geht dabei den Ursachen von Beschwerden auf den Grund und behandelt den Menschen in seiner Gesamtheit. Osteopathie ist bei vielen Krankheiten sinnvoll und behandelt vorbeugend.