Branchenmeldungen 03.06.2024

Gestern, heute, morgen – die Zahn­medizin im Wandel: 100 Jahre UZB



Gestern, heute, morgen – die Zahn­medizin im Wandel: 100 Jahre UZB

Foto: OEMUS MEDIA AG

Das UZB Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel  ist ein fester Bestandteil des Basler Alltags: Mit beinahe 30.000 behandelten Patienten, 156 Studierenden der Zahnmedizin und 25 Ausbildungsplätzen spielt das UZB eine unverzichtbare Rolle. An der Mattenstrasse arbeiten 290 Mitarbeitende, die kontinuierlich an dieser Erfolgsgeschichte mitschreiben. Seit der Gründung 1924, als das Basler Institut für Zahnmedizin trotz einiger Widerstände seinen Betrieb aufnahm, hat sich die universitäre Ausbildung zum Zahnarzt mit der zahnmedizinischen Forschung und Behandlung in Basel vereint und zum heutigen UZB entwickelt.

Die Organisatoren beschlossen, dieses bedeutende Erbe zu feiern, und luden am 1. Juni zu einer Feier ins Hotel Mövenpick ein. Über 250 Gäste und 45 Industriepartner folgten der Einladung und erlebten einen Tag voller Fortbildung und Inspiration.

Prof. Michael Bornstein, Leiter der Geschäftseinheit Forschung und der Klinik für Oral Health & Medicine , eröffnete die Veranstaltung mit einem historischen Rückblick auf die bewegte Geschichte des Zentrums – von den bescheidenen Anfängen bis hin zu einem der führenden zahnmedizinischen Zentren der Schweiz.

Prof. Andreas Filippi, Leiter der Klinik für Oralchirurgie am UZB, und Prof. Roland Weiger, Central Dental Officer und Leiter der Klinik für Zahnerhaltung, sprachen ebenfalls über die Bedeutung des UZB für die Ausbildung und Forschung in der Schweiz.

Gerlinde Spitzl, CEO des UZB, zeigte sich erfreut über die zahlreichen Gäste.

Impressionen

Ein Höhepunkt der Veranstaltung waren die Begrüßungsworte von Prof. Dr. Primo Schär, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Universität Basel. In seiner Rede hob er die bedeutenden Fortschritte hervor, die das Zentrum in den letzten 100 Jahren gemacht hat, und betonte dessen wichtige Rolle in der Ausbildung von Zahnärzten und der zahnmedizinischen Versorgung der Bevölkerung. „Die universitäre Zahnmedizin hat sich stets durch seine Innovationskraft und seinen hohen Qualitätsanspruch ausgezeichnet“, erklärte Professor Schär. Er würdigte zudem die enge Verbindung zwischen der Universität und dem UZB sowie die herausragenden Leistungen des Zentrums in Forschung und Lehre.

Doch auch die Fortbildung kam an diesem Tag nicht zu kurz. In vier thematisch gegliederten Blöcken – „Diagnostik und Prävention“, „Zahnerhaltung und Zahnersatz“, „Moderne Technologien“ und „Risikopatient und Schmerz“ – referierten namhafte Experten der Universität Basel.

Den Anfang machte Prof. Dr. Philipp Sahrmann, der die Frage aufwarf: „Den parodontal geschädigten Molar erhalten oder extrahieren?“ Seine Antwort lautete: Die Entscheidung sollte nach Abwägung von Compliance, Risikofaktoren, allgemeinem Gesundheitszustand und finanziellen Möglichkeiten des Patienten getroffen werden.

PD Dr. Dorothea Dagassan-Berndt führte die Gäste auf eine historische Reise durch die Geschichte des Röntgens – von der ersten Einzelaufnahme im 19. Jahrhundert bis hin zur heutigen digitalen Volumentomografie (DVT). Sie plädierte dafür, „3D nur mit DVT“ zu nutzen.

Dr. Monika Astasov-Frauenhoffer berichtete über die neuesten Erkenntnisse zum oralen Biofilm. Sie hob historische Meilensteine und Durchbrüche hervor, von der Entdeckung von Streptococcus mutans im Jahr 1924 über die Fluoridierung von Wasser und Zahnpasta in den 1940er und 1950er Jahren bis hin zum aktuellen Human Oral Microbiome Project. Dieses Projekt entwickelt Forschungsressourcen, um die mikrobiellen Gemeinschaften, die in und auf unserem Körper leben, und deren Rolle bei Gesundheit und Krankheit zu untersuchen. Seit den 2020er-Jahren wird auch das Potenzial der Nanotechnologie untersucht, um die Bildung von Biofilmen im Mund zu verhindern und zu kontrollieren.

Der zweite Block wurde von PD Dr. Thomas Connert eröffnet, der in humorvoller Weise die Frage stellte: „Endo 2.0 – lohnt sich die Revision?“ Seine Kernaussagen waren: Bei richtiger Indikation haben Revisionen eine gute Prognose, neue Feilensysteme erhöhen die Effizienz, aktivierte Spülungen verbessern die Reinigung und resektive Therapien erweitern das Spektrum der Zahnerhaltung.

Prof. Nicola U. Zitzmann half anhand zahlreicher Patientenfälle bei der Entscheidungsfindung „Frontzahnersatz – Implantat oder Brücke?“. Dabei betonte sie, dass rekonstruktive, endodontische und parodontale Aspekte berücksichtigt werden müssen.

Getreu dem Motto der Jubiläumsveranstaltung machte Prof. Roland Weiger in seinem Vortrag „Zahnerhaltung: Gestern – Heute – Morgen“ einen Streifzug durch die Geschichte der Zahnerhaltung – vom Amalgamzeitalter über die Schmelz- und Dentinadhäsion bis hin zur digitalen Kavitätenpräparation und laborgefertigten Materialien.

Anschließend gab Prof. Gabriel Krastl den Teilnehmern ein „Update – Ästhetik in der Zahnerhaltung“ und plädierte für minimalinvasive direkte Restaurationen.

Im dritten Themenblock fragte sich Prof. Carlalberta Verna: „Braucht es mit/trotz Alignern noch Kieferorthopäden?“ Klare Antwort: Ja! Die Rolle der Kieferorthopäden ist unverzichtbar bei der Diagnose und Planung, Entscheidung über die Behandlungsziele und Behandlungsmethoden, und das Bestimmen des Schwierigkeitsgrades.

Ist „Zirkonoxid Material für Implantat und Krone?“. PD Dr. Nadja Rohr machte eine Zeitreise über 30 Jahre Zirkonoxid in der Zahnheilkunde. Über das Material wird auf einem sehr hohen Niveau an der Universität Basel geforscht und es ist seit 2020 Goldstandard für Kronen und Brücken im zahntechnischen Labor am UZB. Zirkonoxid ist sicherlich die Zukunft der Druckertechnologien.

„Biofabrikationstechnologien in der oralen Implantologie“ war das Thema von Prof. Anne Géraldine Guex. Die anerkannte Expertin beleuchtete die neuesten Entwicklungen und innovativen Ansätze in der Herstellung von metallfreien dentalen Implantaten. Zudem betonte sie die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Materialwissenschaftlern und Medizinern, um die Effizienz und Erfolgsrate der Zirkonoxid-Implantate weiter zu steigern.

Den überaus spannenden Aspekt „KI und personalisierte Zahnmedizin – wo stehen wir?“ beleuchtete Prof. Michael Bornstein. In seinem Vortrag erläuterte er, wie KI bereits heute diagnostische Prozesse verbessert und präzisere, patientenspezifische Behandlungspläne ermöglicht. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Rolle der KI bei der Entwicklung maßgeschneiderter Behandlungsmethoden. Abschließend gab Prof. Bornstein einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen. Er betonte die Notwendigkeit kontinuierlicher Forschung und interdisziplinärer Zusammenarbeit, um das volle Potenzial der KI in der personalisierten Zahnmedizin auszuschöpfen und gleichzeitig ethische sowie datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen.

„Diese 10 Medikamente muss jeder Zahnarzt kennen!“ ermahnte Prof. Andreas Filippi im ersten Vortrag des letzten Themenblocks. In seinem Vortrag betonte er, wie wichtig es für Zahnärzte ist, über die gängigsten und wichtigsten Medikamente Bescheid zu wissen, um eine optimale Patientenversorgung sicherzustellen. Ein fundiertes Wissen über diese Medikamente und ihre Anwendung ist entscheidend, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten und potenzielle Komplikationen zu vermeiden.

Prof. Jens C. Türp sprach danach über „CMD – wann Schiene, wann Medikamente?“ und erläuterte die diagnostischen und therapeutischen Ansätze zur Behandlung dieser komplexen Störung. Er betonte die Bedeutung einer sorgfältigen Diagnose, um die individuellen Ursachen und Symptome der CMD zu verstehen. Eine umfassende klinische Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren sind notwendig, um die richtige Therapieform zu wählen.

Im Vortrag von Prof. Daniel Thoma „Gingiva aus dem Labor – was ist möglich?“ wurde eindrucksvoll dargestellt, welche Fortschritte und Möglichkeiten heutzutage bestehen. Seine Präsentation verdeutlichte die beeindruckende Bandbreite an Techniken und Materialien, die zur Schaffung ästhetisch ansprechender und funktioneller Gingiva verwendet werden können.

Die 100-Jahr-Feier des Universitätszahnklinikums Basel war nicht nur ein bedeutendes Jubiläum, sondern auch ein inspirierendes Ereignis, das die stolze Geschichte, die Gegenwart und die zukünftigen Perspektiven der zahnmedizinischen Forschung und Ausbildung würdigte.

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