Branchenmeldungen 21.03.2017

Zahnmedizinische Aspekte bei Essstörungen: Reges Interesse an Vortrag

Zahnmedizinische Aspekte bei Essstörungen: Reges Interesse an Vortrag

Foto: Colgate-Palmolive GmbH, Fotograf: Ludwig Schedl

Essstörungen sind ein weit verbreitetes Problem in der Bevölkerung und in entwickelten Industrienationen seit Jahren auf dem Vormarsch. Die Auswirkungen einer Essstörung wie Bulimie auf die Zahngesundheit, sind noch zu wenig bekannt. Eine Kooperation des Institutes „sowhat“ für Menschen mit Essstörungen mit der Vorsorgezahnpraxis „Angel Smile“ verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz in der Patienten-Behandlung. DDr. Sabine Wiesinger und Dr. Lisa Tomaschek-Habrina gaben ihr Wissen und ihre praktischen Erfahrungen gemeinsam bei einem Vortrag in Wien weiter.

Essstörungen zählen zu den häufigsten psychosomatischen Erkrankungen. Betroffene haben eine signifikant erhöhte Mortalität, insbesondere Personen, die an Anorexie leiden. Dr. Lisa Tomaschek-Habrina: „Oftmals ist eine Diät der Einstieg in die Krankheit. Der Übergang von gesundem zu krankhaftem Essverhalten ist meist fließend. Krankhaft wird das Essverhalten dann, wenn Essen zum Zwang wird, sich alle Gedanken nur noch darum drehen und dieses Verhalten nicht mehr kontrollierbar ist.“ Erste Warnsignale sind z.B. wenn Personen ständig Bemerkungen über Nahrungsmittel machen oder akribisch Kalorien zählen. Ausweichmechanismen, wie nicht am Essen teilzunehmen oder auffällig häufiges Bekochen von Freunden und Familie, dabei selbst aber kaum zu essen, sind symptomatisch. Manchmal wird der Kühlschrank regelrecht leergeräumt und Essensvorräte rasch vernichtet.

Zahnerosionen durch Säureattacken

An Bulimie erkrankte Personen sind einem erhöhten Risiko von Zahnerosionen ausgesetzt. Durch das häufige Erbrechen sind die Zähne aufgrund der Magensäure einem Dauerstress ausgesetzt. Leichte Erosionen sind nicht sofort sichtbar, können aber durch gezielte Behandlung in Schach gehalten werden. Zum Beispiel durch fachgerechtes Anbringen von remineralisierenden Pflegeprodukten auf einer Zahnschiene. DDr. Sabine Wiesinger von Angel Smile: „Es gibt schmelzkonditionierende Gels und Zahnpasten. Einige Firmen arbeiten an dieser Problematik mit Nachdruck wie zum Beispiel elmex.“ Dadurch können die Wirkstoffe besser auf den Zahnschmelz einwirken und durch das Tragen der Schiene sind die Zähne im Falle eines Erbrechens besser vor der schädlichen Magensäure geschützt. DDr. Wiesinger: „Für die Zähne und die drohenden Erosionen gilt: Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Resultate. Neben dem zahnmedizinischen Wissen braucht das zahnärztliche Team auch ein Grundwissen über Essstörungen und ein Einfühlungsvermögen für die Patienten.“

Kontrollverlust und Angst vor dem Dicksein

Der Kampf ums Gewicht tritt gesellschaftlich immer stärker in den Vordergrund und wird zunehmend zum alles bestimmenden Thema. Gerade junge Menschen sind anfällig für körperbezogene Moden, Trends und Ausdrucksformen.  Dr. Lisa Tomaschek-Habrina: „Essstörungen betreffen oft ganz junge Menschen, meistens Mädchen und junge Frauen, aber immer öfter auch Burschen und junge Männer. Leider vergehen oft viele Jahre bis sich die Betroffenen in Behandlung begeben. Dabei wäre der vollständige Ausbruch abwendbar, wenn die Betroffenen frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen würden.“ 

Laut der ersten repräsentativen Studie zur Häufigkeit psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter in Österreich, weisen 30,9 Prozent der Mädchen (Schwankungsbreite: 28,8% – 33%) und 14,6 Prozent der Buben (Schwankungsbreite: 12,9% – 16,3%) zwischen zehn und 18 Jahren ein erhöhtes Risiko für Essstörungen auf. Am häufigsten wurden folgende Symptome angegeben: erlebter Kontrollverlust beim Essen, starker Einfluss des Essens im Allgemeinen und sich zu dick zu fühlen, obwohl andere einen für dünn halten. Rund sechs Prozent der 1.976 befragten Mädchen und rund fünf Prozent der 1.634 befragten Buben gaben an, schon einmal absichtlich erbrochen zu haben, weil sie ein unangenehmes Völlegefühl verspürten.

Jedes zweite Mädchen fühlt sich zu dick

Laut HBSC-Studie der WHO 2014 gaben 51 Prozent der österreichischen Mädchen im Alter von 15 Jahren an, sie seien zu dick, obwohl laut Body-Mass-Index nur 12 Prozent als übergewichtig oder adipös eingestuft wurden. Fast ein Viertel der Befragten hielten zum Zeitpunkt der Befragung Diät.  In Wien wurden 2012 insgesamt 737 Schülerinnen und 592 Schüler mit folgenden Ergebnissen befragt:

  • 1/3 der Schülerinnen und 14,5 Prozent der Schüler hatten starke oder sehr starke Angst vor einer Gewichtszunahme
  • 3/4 der Schülerinnen und 1/3 der Schüler möchten sehr dünn sein
  • 31,5 Prozent der Schülerinnen und 17,5 Prozent der Schüler gaben an, mindestens einmal in ihrem Leben einen Diätversuch gestartet zu haben
  • 5 Prozent der Schülerinnen und 3 Prozent der Schüler gaben an, wegen Essstörungen bereits in Therapie gewesen zu sein.

 

Die nächsten Vortrags-Termine: 27.4. St. Pölten, 12.10. Wien und 9.11. St. Pölten.
Die Teilnahme ist kostenlos, je 3 Fortbildungspunkte, Anmeldung: info@sowhat.at

Quelle: Colgate-Palmolive GmbH

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