Wissenschaft und Forschung 16.12.2024
Künstlicher Mund ahmt menschliche Nahrungsverarbeitung nach
Forscher des französischen Instituts INRAE und der Fujita Health University in Japan haben eine innovative 3D-Technologie entwickelt, die die Verarbeitung weicher Lebensmittel im Mund nachbildet. Ziel der Entwickler war es, ein besseres Verständnis der Dynamik von Nahrungsverarbeitung zu gewinnen und Lebensmittel für spezielle Zielgruppen zu optimieren, etwa ältere Menschen oder Patienten mit Schluck- und Speichelproblemen. Die Ergebnisse der Forschung wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.
Ein interdisziplinäres Meisterwerk
Das Kernstück der Entwicklung ist eine künstliche Zunge aus Silikon, die mittels Druckluft gesteuert wird. Sie ist in der Lage, lebensechte Bewegungen auszuführen und ist so konzipiert, dass sie die Elastizität, Rauheit und Benetzbarkeit der menschlichen Zunge präzise nachahmt. Drei integrierte Luftkammern ermöglichen realitätsnahe Kontraktionen und Bewegungen, wie sie bei gesunden Probanden durch Ultraschalluntersuchungen dokumentiert wurden. Die Nachbildung basiert auf detaillierten anatomischen Daten, die in Zusammenarbeit mit der Fujita Health University erhoben wurden.
Präzise Simulation weicher Lebensmittel
Der künstliche Mund wurde mit drei verschiedenen Lebensmitteln – einer Dessertcreme, Schokoladenmousse und Schokoladenfondant – getestet. Die Ergebnisse zeigten eine hohe Übereinstimmung mit Daten, die bei menschlichen Testpersonen erhoben wurden. Auf Basis dieser neuen Technologie könnten seitens Lebensmittelindustrie Produkte entwickelt werden, die speziell auf die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sind. Besonders für ältere Menschen, die oft unter altersbedingten Erkrankungen wie Sarkopenie oder Problemen mit Schlucken und Speichelfluss leiden, eröffnet der künstliche Mund neue Möglichkeiten, die Textur und Schluckfähigkeit von Lebensmitteln zu verbessern.
DOI: 10.1038 /s41598 -024 -73629 -9
Quellen: Scientific Reports, INRAE (Institut National de Recherche pour l’Agriculture, l’Alimentation et l’Environnement)