Wissenschaft und Forschung 18.07.2013
Neue Methode zur Visualisierung bakterieller Kommunikation
Forschende der Universität Basel haben
eine Fluoreszenzmarkierung entwickelt, mit der sich bakterielle
Kommunikationswege in lebenden Zellen darstellen lassen. Die
Kommunikation zwischen Bakterienzellen ist wesentlich für die
Steuerung von Prozessen innerhalb von Bakterienpopulationen, wie zum
Beispiel der Bildung von Biofilmen. Die Ergebnisse wurden in der
Fachzeitschrift «Chemistry – A European Journal» veröffentlicht.
Die meisten Bakterien können
miteinander kommunizieren, indem sie Signalmoleküle absondern.
Übersteigt die Konzentration der Signale eine bestimmte Schwelle
(«ein Quorum»), erkennen die Bakterien, dass sich in der Nähe
genügend Artgenossen befinden, um eine koordinierte Aktion
auszulösen. Erst dann werden die Gene aktiviert, welche etwa zur
Bildung von Biofilmen führen oder krank machende Virulenzfaktoren
freisetzen. Über dieses sogenannte «Quorum Sensing» (QS) stimmen
Bakterien ihr Verhalten ab und steuern Prozesse, von denen die
gesamte Population profitiert.
Bei vielen Bakterienarten erfolgt die
Verständigung über kleine Signalmoleküle, meist
N-Acyl-L-homoserinlactone (AHL), welche die Bakterienzellen in die
Umgebung abgeben. Dort können sie von anderen Zellen leicht
aufgenommen werden und bei einer gewissen Konzentration innerhalb der
Zelle an spezifische QS-Rezeptoren binden.
Nachweis des Rezeptors durch
Fluoreszenzmarkierung des Signalstoffs
Den Forschungsgruppen um
Prof. Karl Gademann (Universität Basel) und Prof. Leo Eberl
(Universität Zürich) ist es nun gelungen, die
Zell-Zell-Kommunikation an lebenden Zellen sichtbar zu machen. Dazu
hängten die Forscher an den natürlichen AHL-Signalstoff einen
fluoreszierenden Baustein an. In Tests an Bakterienkulturen konnten
sie zeigen, dass das modifizierte Signalmolekül spezifisch an einen
QS-Rezeptor aus dem Bakterium Burkholderia cenocepacia bindet.
Dieses Bakterium ist Teil einer
Bakteriengruppe, die Biofilme innerhalb der Lunge bildet und so vor
allem bei immungeschwächten oder an zystischer Fibrose erkrankten
Patienten schwere Komplikationen wie zum Beispiel eine
Lungenentzündung hervorrufen kann.
Die Forscher konnten den Rezeptor auch
in einer natürlichen Population von B. cenocepacia nachweisen. Hier
konkurriert der natürliche AHL-Botenstoff mit dem künstlichen
Gegenstück um die Bindung am Rezeptor. Die Fluoreszenzmarkierung war
gleichmässig über die ganze lebende Zelle verteilt, wodurch der
Rezeptor erstmals im Cytoplasma lokalisiert werden konnte.
Breite Anwendungsmöglichkeiten
Mithilfe
des fluoreszenzmarkierten AHL-Analogons ist ein einfacher Nachweis
der QS-Rezeptoren in lebenden Zellen möglich. Insofern ist für
diese neue Methode eine breite Anwendung denkbar, etwa als schneller
Test, mit dem sich Quorum Sensing in verschiedenen Milieus oder in
klinischen Proben nachweisen lässt. Zudem eröffnen sich neue Wege
für ein tieferes Verständnis der Kommunikation innerhalb einer
Bakterienpopulation oder zwischen einem Bakterium und seinem Wirt.
Originalbeitrag
José Gomes, Natalie
Huber, Alexander Grunau, Leo Eberl, Karl Gademann
Fluorescent
Labeling Agents for Quorum-Sensing Receptors (FLAQS) in Live
Cells
Chem. Eur. J. 2013, 19, published online 13 Jun 2013 | doi:
10.1002/chem.201301387
Quelle: Universität Basel