Wissenschaft und Forschung 26.10.2015
Neue Zähne auf natürliche Weise – Fische machen es vor
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Buntbarsche im Malawisee in Ostafrika besitzen eine beneidenswerte genetische Anlage: verlieren sie Zähne, wachsen diese „einfach“ wieder nach. Wieso dies der Fall ist und welche Schlüsse sich hieraus auch für das menschliche Gebiss ziehen lassen, haben Forscher in einer aktuellen gemeinsamen Studie des Georgia Institute of Technology und dem King’s College London untersucht.
Aus zwei bestehenden Cichliden-Arten wurde eigens für die Studie eine neue Hybrid-Generation gezüchtet, die es ermöglichte, unmittelbar 300 Gene genau zu untersuchen und so festzustellen, welche Gene für das Wachstum von Zähnen und welche für das Wachstum von Geschmacksknospen verantwortlich sind. Denn Zähne und Geschmacksknospen haben bei Malawi-Buntbarschen ihren Ursprung an gleicher Stelle: im Epithelgewebe. Dieser gemeinsame Ursprung erklärt die überraschend ähnliche Grundstruktur beider Anlagen. Dabei lässt sich die weitere, spätere Entwicklung in Richtung Zahn oder aber Geschmacksknospe, laut Studie, gezielt steuern. Dafür wurden Buntbarsch-Embryonen aufgeteilt und in zwei unterschiedlich angereicherte chemische Bäder gegeben, mit dem Resultat, das jene Buntbarsche in einem die Zahnstruktur anregendem Wasser mehr Zähne als sensorische Strukturen bildeten und, umgekehrt, entwickelten Embryonen in einem die Sinneszellen stimulierendem Chemiebad anstelle von Zahnstrukturen mehr Geschmacksknospen. Anhand der hierbei gewonnenen Erkenntnisse lassen sich nicht nur die biologischen Grundlagen natürlicher (Wachstums-)Prozesse aufzeigen, sondern, darauf aufbauend, neue zahnmedizinische Therapieansätze für den Menschen entwickeln. Die Möglichkeit, Ersatzzähne auf natürliche Weise nachwachsen zu lassen, würde die Zahnbehandlung Tausender von Patienten verbessern und auf bisher ungeahnte Weise revolutionieren.
Quelle: Medical Daily