Wissenschaft und Forschung 25.05.2011

Schwarzen Hautkrebs stoppen

Schwarzen Hautkrebs stoppen

Foto: © Shutterstock.com

Die Heilungschancen bei fortgeschrittenem schwarzem Hautkrebs sind klein. Mit neuen Medikamenten, die Tumore gezielt und individuell bekämpfen, könnte sich das bald ändern, hofft Dermatologe Reinhard Dummer. Zudem: Das Universitätsspital bietet bis Mitte Juni einen virtuellen Gesundheitscheck zu Hautkrebs an.

Das maligne Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt, gehört zu den aggressivsten Krebsarten. Nur wenn der Tumor in einem sehr frühen Stadium entdeckt und entfernt wird, haben die Patienten gute Heilungschancen. Existieren jedoch bereits Ableger in anderen Organen, sind die Prognosen schlecht. «Trotz intensiver Forschung gab es seit Jahrzehnten kaum Fortschritte in der Behandlung von Melanom-Patienten im fortgeschrittenen Stadium», erklärt Reinhard Dummer, Professor für Dermatologie am Universitätsspital Zürich.

Doch nun scheint mit neuen Medikamenten endlichein Durchbruch in Sicht. «Die Daten der klinischen Studien sind sehrvielversprechend, endlich haben wir messbare Erfolge», erzählt Reinhard Dummerbegeistert.

Individualisierte Therapien

Fortschritte im molekularbiologischen Verständnis des Melanoms ermöglichten diesen Durchbruch. Einerseits weiss man inzwischen,welche genetischen Veränderungen für die Entstehung des schwarzen Hautkrebsesrelevant sind, und andererseits hat man erkannt, dass nicht bei allen Melanom-Patientendie gleichen Mutationen den Tumor auslösen. Deshalb ist es auch nichterstaunlich, dass ein bestimmtes Krebsmedikament längst nicht bei allenPatienten die gewünschte Wirkung zeigt, sondern bei einigen lediglich Nebenwirkungenhervorruft. «Während man früher die Melanomerkrankungen nach anatomischen Kriterienklassifizierte, streben wir heute eine molekulare Definition der Krankheit an»,sagt Dummer. Dadurch lässt sich der Krebsindividuell und zielgerichtet bekämpfen – dieses Vorgehen nennt manpersonalisierte Medizin.

In rund 60 Prozent aller Fälle des malignen Melanoms sind sogenannte BRAF-Mutationen für die Krebsentstehung verantwortlich. BRAF ist Teil eines wichtigen Signalübertragungswegs und spielt unter anderem bei der Zelldifferenzierung und beim Zellwachstum eine zentrale Rolle. In den letzten zwei Jahren wurden nun Wirkstoffe in klinischen Studien geprüft, die BRAF selektivhemmen. Von den neuen Medikamenten erhofft man sich eine Therapie, die sowohl effektiv als auch gut verträglich ist.

Marktreife Medikamente

Die so behandelten Patienten lebten gemäss Reinhard Dummerdurchschnittlich mindestens sechs Monate ohne Fortschreiten der Krebserkrankungen, dies zeigten auch die Studien am Universitätsspital Zürich. Ausserdem kam es in den meisten Fällen zu einer Verkleinerung der Tumorgrösse, und zwar auch bei Patienten mit Leber, Lungen- und Knochenmetastasen. «Das ist ein bisheute nie gekannter Erfolg und bringt den Patienten viel Lebensqualität»,bilanziert der Fachmann. Bei Patienten ohne die betreffende BRAF-Mutation blieb das Medikament wie erwartet wirkungslos.

Die Zürcher Dermatologen sind gemäss Reinhard Dummer ein kleines Zahnrädchen im weltweiten Netzwerk von Forschern, die an der Zulassung dieserneuen Wirkstoffe beteiligt sind. Dadurch haben auch Schweizer Patientinnen und Patienten Zugang zu den neusten und vielversprechendsten Medikamenten, die noch nicht auf dem Markt sind.

In Sachen schwarzer Hautkrebs gehört die Schweiz zu den Hochrisikoländern. Die Häufigkeit dieses Tumors stieg in den letzten drei Jahrzehnten stark an. Der Hauptgrund dafür dürfte das veränderteFreizeitverhalten sein. Als Ursache gelten starke UV-Belastungen mit wiederkehrenden Sonnenbränden insbesondere imKindesalter sowie eine erbliche Veranlagung. Besonders gefährlich sind dickere Melanome, denn wenn sie mehr als einen Millimeter in die Tiefe gewachsen sind,ist die Gefahr gross, dass sie bereits Metastasen in den Lymphknoten oderanderen Organen gebildet haben.

Das Melanom gibt es nicht

Dank den Fortschritten im molekularbiologischen Verständnisdes schwarzen Hautkrebses weiss man heute, dass es «das Melanom» nicht gibt, sondern verschiedene, durch genetische Varianten gekennzeichnete Melanome. Dies gilt mit grosser Wahrscheinlichkeit für die meisten Krebsarten. Schon heute existieren sogenannte «Onkomaps», das ist eine Art Landkarten der genetischen Veränderungen der verschiedenen Tumore.

Anhand solcher «Onkomaps» kann man beispielsweise sehen,dass Mutationen von BRAF nicht nur beim schwarzen Hautkrebs vorkommen, sondern auch bei Brust- und Darmkrebs. Künftig wird die Therapie bei Krebspatienten wohl immer häufiger dahin gehen, dass der Tumor auf seine genetische Ausstattung getestet wird, um dann die geeignete Therapie zu wählen.

Skincheck

Auf www.skincheck.ch finden sich neben Tipps für das richtige Verhalten in der Sonne auch eine Checklistezur Bestimmung des eigenen Hauttyps und eine Anleitung zur Selbstkontrolle von Muttermalen. Sie können Bilder, die Sie von ihrem Muttermal einsenden, von den Hautärzten am Universitätsspital «checken» lassen. Das Angebot gilt bis 15.Juni 2011.

Die ABCD-Regel

Hautkrebs im frühen Stadium von einem harmlosen Muttermal zu unterscheiden, ist auch für erfahrene Hautärzte nicht einfach.

Zur optischen Diagnose gibtes die «ABCD-Regel». Danach sind Leberflecken und Muttermale verdächtig:

wenn sie asymmetrisch sind (A) eine unscharfe Begrenzung (B) haben ihre Farbe (C für Englisch Color) ungleichmässig verläuft wenn sie eine Dynamik (D) aufweisen: alles was sich verändert über mehrere Wochen bezüglich Grösse, Farben und Form ist verdächtig.

Die endgültige Diagnose istaber erst im Labor möglich – nachdem der Hautarzt den dunklen Fleckherausoperiert hat.

Quelle: Susanne Haller-Brem/UZH News

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