Finanzen 06.08.2009

Zahnersatz: Make or buy?



Zahnersatz: Make or buy?

Foto: © Shutterstock.com

Die meisten Großpraxen betreiben ein eigenes Labor oder setzen ein CAD/CAM-chairside-Gerät ein. Von der größeren Produktionstiefe verspricht sich das Management der Praxis zusätzliche Ergebnisbeiträge und verweist stolz auf die Laborergebnisse. Aus Gesamtsicht der Praxis verbleiben aber Fragen.

Der Wettbewerb unter den zahntechnischen Laboren hat dazu geführt, dass vollkeramische Prothetik heute zu deutlich kleineren Preisen und guter Qualität angeboten wird. So bieten Fräszentren vollkeramische CAD/CAM-Inlays mittlerweile ab 130,00 Euro an. Bezieht eine Großpraxis solche Prothetik, verpflichtet sie sich gemäß § 9 GOZ dazu, diese Leistung zu genau diesem Preis an den Patienten weiterzugeben. Wenn auch kein unmittelbarer Nutzen für die Praxis entsteht, so erschließen sich doch Honorarspielräume und Behandlungsmöglichkeiten für weniger solvente Patienten.

Wirtschaftlichkeit
Vor dem Hintergrund dieser Marktsituation spiegelt eine korrekte Abrechnung (Eigenlabor oder CAD/CAM-chairside) zahntechnischer Leistungen nach BEL II oder BEB allerdings eine Wirtschaftlichkeit wider, die sich ungünstig auf die Wirtschaftlichkeit der Praxis als Ganzes auswirkt. Denn die höheren Laborkosten reduzieren das zahnärztliche Honorar oder schließen die Behandlungsmöglichkeit weniger solventer Patienten völlig aus. Das heißt: Ein Eigenlabor ist für die gesamte Praxis erst dann als wirklich wirtschaftlich anzusehen, wenn es auf dem Preisniveau des Marktes mit Gewinn arbeitet.
Aber auch hier gibt es eine Ausnahme. Zeichnen sich die Patienten einer Großpraxis nämlich durch überdurchschnittliche Kaufkraft und entsprechendes Gesundheitsbewusstsein aus, beeinträchtigen über dem Marktpreis liegende Laborkosten die Wirtschaftlichkeit nicht. Das Konzept geht auf, wenn die Praxis die Qualitäts- und Serviceanforderungen dieser Klientel erfolgreich bedient. Sie nutzt dann die zusätzliche Marge aus der höheren Produktionstiefe zur Verbesserung des Ergebnisses.

Arbeitszeit und -kosten
Was bei der Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des Eigenlabors oder des CAD/CAM-chairside-Gerätes häufig nicht berücksichtigt wird, ist die Bindung zahnärztlicher Arbeitszeit, die für das Führen des Labors oder das Bedienen von technischen Geräten aufgewendet wird. Dies reduziert die Behandlungszeiten des Zahnarztes und senkt die Honorare. Benötigt zum Beispiel ein ausgelasteter Behandler für die Bedienung eines CAD/CAM-Gerätes zehn Minuten mehr für ein Inlay als für die Eingliederung eines Fremdlabor-Inlays, so kostet ihn die selbst erstellte Prothetik zusätzlich das Honorar, welches er in diesen zehn Minuten hätte anderweitig erarbeiten können. In diesem Zusammenhang ist auch zu prüfen, ob diese Arbeit nicht an einen jungen, angestellten Zahnarzt delegiert werden kann, der selbst, wenn er 20 Minuten dafür benötigen würde, wesentlich geringere Kosten verursacht als ein höher qualifizierter Kollege.

Zeitersparnis
Einige Großpraxen nutzen die Nähe zum Patienten, die ein eigenes Labor bietet, um Behandlungsabläufe zu vereinfachen und Behandlungszeit zu sparen. So kann beispielsweise der Techniker die Farbnahme für den Zahnersatz direkt am Stuhl vornehmen. Auch bei technischen Abstimmungen oder kleineren Reparaturen fallen zusätzliche Termine und Wegzeiten weg – für die Praxis und den Patienten. Diese Zeitersparnis verbessert die Rentabilität in einem Umfang, der sich in der ausschließlichen Laborauswertung natürlich nicht widerspiegelt.

CAD/CAM-Investitionsrechner
Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit eines eigenen Labors oder eines CAD/CAM-chairside-Gerätes ist also komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Ließe man die vorstehenden Kriterien bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung außer Acht, würde sich ein CAD/CAM-chairside-Gerät schon ab dem siebenten Inlay rechnen. Unter Berücksichtigung individueller Gegebenheiten rechnet sich ein CAD/CAM-chairside-Gerät aber vielleicht erst ab der dritten oder ab der 22. Versorgung oder unabhängig von der Stückzahl gar nicht.
Einen kostenlosen Investitionsrechner, der die Wirtschaftlichkeit von CAD/CAM-chairside-Geräten mit Fremdlaborleistungen vergleicht, steht bei www.bischoffundpartner.de kostenlos zur Verfügung. Im ersten Schritt werden die Behandlungskosten pro Stunde eingegeben, im nächsten Schritt die Daten zur Abrechnung eines Inlays erfasst (Honorar- und Labor-Anteil) sowie die Zeiten, die pro Versorgung für ein CAD/CAM-chairside-Gerät und alternativ für die Zusammenarbeit mit dem Fremdlabor aufgewendet werden. Der Rechner zeigt an, ab welcher Inlay-Stückzahl sich CAD/CAM-chairside für die Praxis rechnet und liefert entsprechende Berechnungsnachweise (s. Abbildung), die jeweils zeigen, ob die vorteilhaftere Lösung „make“ oder „buy“ heißt.



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