Praxismanagement 14.03.2011
Die Magie der kleinen Dinge
share
Langfristige Personalplanung und Mitarbeiterentwicklung sind wichtige Schlagworte der Zukunft. Doch bei aller sinnvollen Planung und dem strategisch richtigen Einsatz gezielter Maßnahmen, hält „nur“ ein Faktor Mitarbeiter bei der Stange: Die Begeisterung für die Praxis, die Begeisterung für das eigene Tun. Dieses Miteinander in allen Facetten möglichst positiv zu gestalten, sollte also – neben der Behandlung von Patienten – die wichtigste Aufgabe für Zahnärzte als Chef und Unternehmer sein.
Den „Geist“ einer Zahnarztpraxis kann man nicht
verordnen – jedoch definieren. Er muss wachsen, vom Chef und den
Führungskräften vorgelebt und von den Mitarbeitern mitgetragen
werden. Dieser Geist äußert sich nicht in schönen Leitbildern, sondern
im täglichen Handeln, darin, wie man bestimmte Dinge handhabt und wie
eben nicht. Darin, welche Verhaltensweisen geduldet und welche geächtet
werden. Es sind überwiegend die kleinen Dinge, die entscheidende Zeichen
setzen. Denn für die Patientenbegeisterung wie für die Mitarbeiterbegeisterung
gilt: Werden Sie Weltmeister in Kleinigkeiten. Begeisterungsmomente sind
wie frische Windstöße, die dem Praxisschiff zusätzlich Schub
verleihen. Ein echtes Begeisterungsmoment unterbricht die Praxisroutine für
einen Tag, für eine Stunde, manchmal auch nur für einen kurzen Augenblick.
Fakt
1: Glückliche Mitarbeiter sorgen für langfristigen Erfolg
Ein Schiff zu führen, ist nicht einfach. Ungezählte Wracks in den Tiefen aller Weltmeere zeugen ebenso davon wie die heutigen Fernsehbilder havarierter Tanker. Und doch: Angesichts der vielen Millionen Seemeilen, die Schiffe jährlich über die Ozeane kreuzen und dabei zahlreichen Stürmen trotzen, sind ihre Kapitäne erstaunlich erfolgreich. Das mag auch damit zusammenhängen, dass sie auf ihre anspruchsvolle Aufgabe sorgfältig vorbereitet werden: Wer Kapitän in der Handelsschifffahrt werden will, erwirbt an einer Fachschule oder Fachhochschule das „Befähigungszeugnis nautischer Wachoffizier“ und sammelt anschließend mindestens zwei Jahre Praxiserfahrung. Erst dann wird ihm sein Schiff anvertraut. Die Übergabe der ersten Führungsposition für einen Zahnarzt, der in einer Praxis mitarbeitet oder eine eigene Praxis eröffnet, beschränkt sich dagegen meist auf die fachliche Qualifikation als Zahnmediziner. Fragt man umgekehrt Zahnärzte nach ihrer Führungsmotivation, reichen die Antworten von einem sehr pauschalen „Etwas erreichen wollen, gestalten können“ bis hin zu verständnislosen Blicken. Doch die Seefahrt lehrt: Echte Kapitäne fallen nicht von den Bäumen. Es braucht Erfahrung und Anleitung. Und es braucht vor allem den Mut, sich der Verantwortung für das (Unternehmens-/Praxis-) Schiff zu stellen. Ein guter Kapitän ist der Fels in der Brandung. Er bestimmt den Kurs und heuert die richtige Crew an. Er mischt sich nicht in Details ein, die seine Leute besser beherrschen. Dafür behält er mögliche Gefahren im Auge – vom Eisberg bis zum aufziehenden Sturm. Auch in heiklen Situationen oder wenn eine schwierige Route zu meistern ist, flößt er der Crew Mut und Selbstvertrauen ein, statt sich auf der Brücke zu verschanzen. Er gibt klare Ansagen, hält Konflikte aus, trifft auch einmal unpopuläre Entscheidungen und geht als Letzter von Bord. Das ist eine spannende Herausforderung. Wer sich ihr stellt, wird an ihr wachsen. Und wer sie bewusst ergreift, lernt rasch, Klippen zu umschiffen. Wer seine Crew begeistern will, sollte diese Aufgabe mit Begeisterung wahrnehmen. Begeisternde Chefs sind mit Begeisterung Chef. Und das bedeutet: Sie sind echte Führungskräfte, nicht nur Zahnärzte.
Hier ein paar Ideen für führungsstarke und begeisternde Zahnärzte:
1. Machen Sie die Leistung Ihrer Mit - arbeiter
sichtbar. Stellen Sie das ausführende Team bei Angeboten vor,
zeigen
Sie in Ihrer Imagebroschüre oder im Internet, wer hinter erfolgreichen
Projekten steht.
2. Begrüßen Sie neue Azubis mit einer „Schultüte“,
die Nützliches, Nahrhaftes und Witziges enthält. Lassen Sie
sich beim
Inhalt von Ihren jetzigen Auszubildenden beraten.
3. Legen Sie der
ersten Gehaltsabrechnung eines neuen Mitarbeiters einen Dankesbrief
bei. Aller Anfang ist
schwer, aufmunternde Worte tun gut.
4.
Schreiben Sie eine Willkommens- E-Mail an Urlaubsrückkehrer („Welcome back!“).
5.
Überraschen Sie Ihre Mitarbeiter mit einem Powerfrühstück.
6.
Engagieren Sie einen Studenten, der bei Versetzungsproblemen den Kindern
Ihrer Mitarbeiter als
Erste (Nach-)Hilfe zur Verfügung steht.
7.
Nehmen Sie mit Ihrem Team am Stadtmarathon, am Drachenbootrennen,
am Tag des offenen Denkmals, am
Ball des Sports, am … teil.
8.
Überraschen Sie Ihre Mitarbeiter am „Internationalen Tag des Kusses“ (6.
Juli) mit Schokoküssen und einem
witzigen Kartengruß.
9. Hängen Sie
statt anonymer Kunstdrucke vergrößerte und gerahmte Reisefotos von
Ihren Mitarbeitern auf.
Nennen Sie jeweils Fotograf, Reiseziel und
Datum.
10. Führen Sie eine Killerphrasen-Kasse ein. Jedes „Das
funktioniert nie!“, „Das haben wir schon immer so
gemacht!“ oder „Das
haben wir noch nie so gemacht!“ kostet für Mitarbeiter einen, für
Chefs fünf
Euro. Verjubeln Sie den Kasseninhalt gemeinsam.
Fakt 2:
Wer jetzt die besten Mitarbeiter anheuert, genießt Aufschwung
Wer als Kind Seefahrer- und Piratenfilme geliebt hat, kennt die folgende Szene: Eine zwielichtige Gestalt durchkämmt im Auftrag der Reederei dunkle Hafenkneipen, um neue Seeleute für ein Schiff anzuwerben. Mancher betrunkene Matrose begreift erst auf hoher See, auf welches Himmelfahrtskommando er sich eingelassen hat und verflucht den Tag, als er auf den „Heuerbaas“ hereinfiel. All das entspringt nicht etwa der Fantasie von Drehbuchautoren: Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bediente sich mancher Heuermaat tatsächlich dubioser Methoden, um arbeitslose Seeleute an Bord zu locken – bis hin zum gefürchteten „Schanghaien“, dem Kidnapping betrunkener oder kurzerhand bewusstlos geschlagener Matrosen.
Mitarbeiterauswahl: Premiummarke
sorgt für Sog
Wer heute wirtschaftlichen Stürmen trotzen will, tut gut daran, genau hinzuschauen, wen er an Bord nimmt. Zahnärzte, die Begeisterung leben, suchen die Besten. Dabei geht es nicht allein um Sachkompetenz. Mindestens ebenso wichtig ist, dass ein neues Crewmitglied sich für den Praxisgeist begeistern kann. Wir haben tatsächlich einen „War for Talents“, einen Krieg um die besten Talente. Statt auf großzügige Rumrationen setzen Zahnärzte lieber auf Mundpropaganda, auf sorgfältige Auswahlverfahren und auf gezielte Nachwuchsförderung. Hier wird niemand zwischen Tür und Angel eingestellt: Man nimmt sich die Zeit, genau hinzuschauen. Und man schenkt dem Bordmitglied in spe reinen Wein ein, was auf hoher See zu erwarten ist. Das lohnt sich, denn dann wird nicht gemeutert, sondern begeistert mit angepackt.
Locken Sie gezielt gute Bewerber an und nutzen Sie die verschiedenen Kanäle, um deutlich zu machen, worauf es Ihnen ankommt. Präsentieren Sie sich als ehrgeizige Praxis, die leistungsorientierten Mitarbeitern Spielräume und Entwicklungsmöglichkeiten bietet – kurz: als Premiummarke. Nebenbei bemerkt: Es schadet nichts, wenn Sie all jene von vornherein abschrecken, die keinen begeisternden, sondern vor allem einen bequemen Job suchen. Wer als Bewerber Ihre Praxis betritt, sollte den besonderen Geist dort spüren und sich herzlich willkommen fühlen. Setzen Sie sich auch hier hohe Ziele. Im besten Fall meint Ihr Bewerber abschließend: „Wissen Sie – unabhängig davon, ob ich die Stelle bekommen werde – das, was ich bei Ihnen erlebt habe, hat mich begeistert.“ Das sind tatsächlich für alle Beteiligten Wow- Erlebnisse zum Thema Mitarbeiterbegeisterung.
Damit wird klar: Eine echte, gelebte Begeisterungskultur ist das beste Mittel, gute Mitarbeiter zu gewinnen. Menschen reden über ihre Arbeit. Wenn Ihre Mitarbeiter begeistert von ihrer Arbeit erzählen, ist das die beste Voraussetzung für eine Sogwirkung. Diese können Sie verstärken, indem Sie Ihren Mitarbeitern deutlich sagen: Wir sind eine gute Crew. Wobei wir zurück beim Thema Führung und einer entscheidenden abschließenden Frage sind: Warum können viele Zahnärzte nicht (mehr) begeistern? Wem das Feuer fehlt, dem fehlt auch die ansteckende Begeisterung für die eigene Praxis, das eigene Tun – und dann springt der Funke auch nicht auf die Mitarbeiter und Patienten über. Es gibt jedoch Hoffnung: meist liegt nur ein Berg Asche über der Glut … Arbeiten Sie am Geist Ihrer Zahnarztpraxis – es ist der Erfolgsfaktor der Zukunft.