Praxismanagement 06.06.2023

Durch Anteilnahme Compliance und Mundhygiene steigern



Durch Anteilnahme Compliance und Mundhygiene steigern

Foto: Good Studio – stock.adobe.com

Seien wir mal ehrlich: Innerhalb unseres beruflichen Alltags setzen wir bei unseren Patienten ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraus, welches sie unter Umständen aus eigener Kraft gar nicht erfüllen können. Wenn es um die häusliche Mundhygiene geht, können wir es nicht nachvollziehen, wie jemand seine oder ihre orale Hygiene vernachlässigen kann.

Wie wichtig jedoch unsere persönliche Rolle bezüglich der häuslichen Therapieadhärenz und der Compliance ist, zeigt die folgende klinische Untersuchung.

Mit dem Titel „Oral hygiene compliance in orthodontic patient: a randomized controlled study on the effects of a post-treatment communication“ wurden die Ergebnisse einer Untersuchung (Juli bis Oktober 2014) des Departments Kieferorthopädie der Klinik Giannina Gaslini im Journal Progress in Orthodontics veröffentlicht.

Das Ziel der Untersuchung war es, die Auswirkungen auf das häusliche Mundhygieneverhalten zu ermitteln, wenn die Patienten einige Stunden nach Eingliederung der kieferorthopädischen Apparatur erneut zu Hause kontaktiert werden. Hierzu wurden die Teilnehmenden der Interventionsgruppen telefonisch oder per Textnachricht über mögliche Gründe für Schmerzen und Unbehagen aufgeklärt. Sie wurden zudem zu angemessener Mundhygiene ermutigt und die Bedeutung einer positiven Einstellung zur Behandlung wurde betont. Sekundäres Ziel war es, zu erfahren, welcher der bessere Weg sei, um mit Patienten in Kontakt zu treten.

Zu den Probanden der Kontrollgruppe wurde bis zum nächsten Kontrolltermin kein Kontakt aufgenommen.

Während zwischen beiden Interventionsgruppen keine signifikanten Unterschiede gemessen wurden, konnte nachgewiesen werden, dass die Probanden, zu denen posttherapeutisch Kontakt aufgenommen worden war, eine statistisch signifikant bessere Mundhygiene aufwiesen als die Kontrollgruppe.

Was bedeutet dies für unsere alltägliche Praxis? Zunächst einmal wurde dadurch wissenschaftlich bestätigt, welch positiven Einfluss die Kommunikation und die Interaktion auf die Compliance unserer Patienten hat. Die Rolle der Behandler steht dabei im Fokus. Egal, ob Anruf oder Textnachricht, wir zeigen durch posttherapeutische Kontaktaufnahme Interesse, Wertschätzung und Unterstützung. Dadurch kann ein besonders stabiles Behandlungsverhältnis entstehen, welches vonseiten der Patienten mit einer erhöhten Compliance honoriert wird. Vollziehen Sie immer öfter einen Perspektivenwechsel, um sich selbst von der Wirksamkeit der posttherapeutischen Kontaktaufnahme zu überzeugen. Stellen Sie sich vor, Sie mussten sich einem ambulanten Eingriff unterziehen und am Abend kontaktiert Sie Ihr Arzt, um sich kurz nach Ihrem Wohlbefinden zu erkundigen und möglicherweise aufgetretene Fragen zu beantworten. Für Sie als Behandler bzw. Therapeut sind diese Situationen Tagesgeschäft, für die Patienten jedoch häufig Ausnahmesituationen – ein kurzer (unerwarteter) Anruf kann dazu führen, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis nachhaltig positiv bewertet wird.

Natürlich sollten Sie selektieren, wen Sie persönlich telefonisch kontaktieren. Die Untersuchungsergebnisse zeigen auch, dass sogar eine standardisierte Textnachricht signifikant besser ist als überhaupt kein Kontakt!

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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