Praxismanagement 19.04.2023

gematik wird Digitalagentur: Drei Fragen an Dr. Romy Ermler (BZÄK)



gematik wird Digitalagentur: Drei Fragen an Dr. Romy Ermler (BZÄK)

Foto: Kowit – stock.adobe.com

Die geplante Umwandlung der gematik GmbH in eine Digitalagentur wirft bei vielen Zahnärzten Fragen auf. Welche Auswirkungen hat dies auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen und speziell in der Zahnmedizin? In einem Interview gibt Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer, Antworten auf die wichtigsten Fragen und geht auf die Konsequenzen ein, die diese Veränderungen für Zahnärzte haben könnten.

EINS

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat sich entschieden, die gematik GmbH in eine Digitalagentur umzuwandeln, die vom Bund getragenwird – welche Konsequenz hat diese Entscheidung für die Zahnärzteschaft?

Die Entscheidung bedeutet, dass die Zahnärzteschaft – genauso wie die anderen Organisationen der Selbstverwaltung – bei der gematik ihre Einflussmöglichkeiten verliert. Ein rein staatlicher Dirigismus wird aber sicher nicht dazu beitragen, dass das Vertrauen und die Akzeptanz in die sowieso schon pannenbehaftete Telematikinfrastruktur (TI) bei den Kolleginnen und Kollegen wächst. Es ist zu befürchten, dass die Anregungen der Bundeszahnärztekammer, Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) oder das E-Rezept ausreichend zu testen und zu evaluieren, bevor sie eingesetzt werden, und mehr auf die Anforderungen in der Praxis zu achten, künftig auf komplett taube Ohren stoßen werden. Dabei wäre gerade das Praxiswissen der Zahnärztinnen und Zahnärzte wichtig für die Praktikabilität der TI-Anwendungen.

ZWEI

Stichwort Datenschutzniveau – wieso ist genau dieserPunkt durch die neue Entwicklung gefährdet?

Da das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bei der ePA künftig nur noch beratend tätig ist, befürchtet die BZÄK, dass das Datenschutzniveau herabgesenkt werden könnte. Dabei steht und fällt die Akzeptanz der Gesundheitsanwendungen mit dem Vertrauen, dass die Daten dort gut aufgehoben sind. Auch der Punkt, dass Gesundheitsdaten für Forschungszwecke bereitgestellt werden sollen, muss aus unserer Sicht gesellschaftlich breit diskutiert werden, bevor diese hochsensiblen Patientendaten verwendet werden.

DREI

Die Telematik leidet, etwas salopp gesagt, unter einem ernsten „Imageproblem“ – was bräuchte es Ihrer Meinung nach, um mehr Akzeptanz bei Zahnärzten, Ärzten und Apothekern zu erzielen?

Die Akzeptanz steht und fällt mit dem Nutzen und der Praktikabilität. Zahnärztinnen und Zahnärzte sind von Haus aus eigentlich digitalaffin, die Anwendungen müssen aber nutzerfreundlich und bezahlbar sein, eine Verbesserung für die Versorgung mit sich bringen und einen guten Datenschutz gewährleisten. Das alles traf leider in der Vergangenheit oft genug nicht auf die TI zu. Die aktuelle ePA scheitert insbesondere daran, dass die Versicherten zu schlecht darüber informiert wurden und dass die Einrichtung für sie recht aufwendig ist. Dadurch wird die ePA nahezu nicht genutzt. Ob die Umstellung auf ein Opt-out-Verfahren diese Probleme aus der Welt schaffen wird, bleibt abzuwarten.

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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