Praxismanagement 06.05.2025

Praxismanagement: Nachhaltig und erfolgreich mit System



Nachhaltige und ressourcenschonende Behandlungsprozesse werden in endodontischen Praxen immer bedeutsamer. Materialintensive Arbeitsschritte stellen dabei eine ähnliche Herausforderung dar wie die Aufbereitungsproblematik sowie die steigenden Energiekosten. Ein Nachhaltigkeitskonzept in kleinen Schritten führt dabei schnell zu spürbaren Veränderungen.

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Single Use vs. Aufbereitung

Nachhaltigkeit fokussiert sich in der endodontischen Schwerpunktpraxis oft auf die Frage: ­Single Use oder Mehrfach­verwendung? Hier gilt es, Kosten, Umweltbelastung und Praktika­bilität zu berücksichtigen. In manchen Fällen ist die Benutzung von Einmalprodukten wirtschaftlicher und trotzdem umweltschonend. Denn für die korrekte Aufbereitung von endodontischen Instrumenten braucht es Zeit, Know-how und umweltbelastende Chemikalien. Dazu gesellen sich gesundheitliche Gefährdungen der Mit­arbeiter im Aufbereitungsprozess. Hinzu kommt die Problematik, dass ­einige, oft gerade nachhaltige Materialien den Einflüssen bei der Aufbereitung nicht standhalten, z. B. großer Hitze, Feuchtigkeit, Desinfektionsmittel etc. (Tab. 1).

  Pro Contra
Single Use
  • geringere Bruchgefahr
  • geringere Kontaminations-und Infektionsgefahr
  • keine Aufbereitung und ­Kennzeichnung nötig
  • Dokumentationsaufwand reduziert
  • hohe Kosten
  • hohe Abfallmengen
  • erhöhte Lagerhaltungskosten
  • erhöhter Aufwand für Lagerhaltung
Wiederaufbereitung
  • nachhaltig
  • Kosteneinsparung
  • Müllvermeidung
  • Aufwand und Kosten der Aufbereitung
  • erhöhte Bruchgefahr durch maschinelle Aufbereitung
  • Personalkosten für Aufbereitung
  • erhöhter Aufwand für Kennzeichnung und ­Dokumentation
  • Umweltbelastung durch AufbereitungschemikalienNachhaltigkeit mit System

Umweltbewusstes und ressourcenschonendes Arbeiten ist das Resultat einer nachhaltigen Praxisphilosophie und erfordert Systematik. Für ein praxisindividuelles Nachhaltigkeitskonzept werden alle Praxisbereiche und Prozesse einbezogen und aufeinander abgestimmt. Alle getroffenen Maßnahmen sollten im praxiseigenen Qualitätsmanagementsystem (QMS) festgehalten und regelmäßig kommuniziert werden. Das Nachhaltigkeitskonzept beginnt bei der Praxisausstattung und den Workflows. Energiemanagement, Wartung, Abfallentsorgung und Digitalisierungsstand sind hier wichtige Faktoren. Weiter geht es mit der Mobilität, bezogen auf die Patientenströme, aber auch auf Mitarbeiter und Praxispartner. Praxistaugliche Alternativen zum eigenen Auto können auf der Website der Praxis sowie im Intranet angeboten und beworben werden (Jobrad, ÖPNV-­Verbindungen, E-Auto-Leasing). Dies führt zu Schnittstellen und Praxispartnern: Regional denken ist hier das Stichwort, d. h. möglichst kurze Anfahrtswege, digitale Kommunikation sowie gemeinsame umweltbewusste Denkweisen. Das Ma­terial­manage­ment birgt ebenfalls enormes Potenzial. Digitale Materialmanagement-Tools erleichtern Kalkulation, Preisvergleich und Inventur. Nachhaltige Prüfsiegel bei Lieferanten runden die nachhaltige Materialnutzung ab. Gelebte Nachhaltigkeit als Praxisbesonderheit kann zudem als Marketinginstrument genutzt werden.

Die Rolle des Teams im Nachhaltigkeitskonzept

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Nachhaltige ökologische Ziele und Verhaltensweisen er­fordern Teamwork und Vorbilder. Engagierte ZFA oder ZÄ können als Nachhaltigkeitsmanager/-innen agieren. Wichtig ist, dass genügend Zeit und Handlungsspielraum eingeräumt wird, um nachhaltige Strukturen gewinnbringend in der ­Praxis planen und umsetzen zu können. Nach­haltig­keits­manager/-innen verbinden drei Kernbereiche: Ökologie, Ökonomie und Team. Sie planen und entwickeln nach­haltige Handlungsweisen für die Praxis, binden das ganze Team ein und behalten die Kosten-Nutzen-­Relation stets im Blick. Ansatzpunkte gibt es u. a. in den Bereiche Material und Lagerhaltung, vo­raus­schauende Behandlungsplanung, Terminmanagement, Hygiene etc. Zu Beginn steht die Bestimmung des Ist-Zustandes auf der Aufgabenliste. Hier analysieren Nachhaltigkeitsmanager/-innen alle Prozesse, Abläufe und Strukturen darauf, ob Nachhaltigkeit bereits berücksichtigt wird und wo es Verbesserungspotenzial oder Ansätze für Optimierungen gibt. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden konkrete Ziele formuliert und im Team umgesetzt. Neben der internen Umsetzung kommunizieren Nachhaltigkeitsmanager/-innen die Ziele und Projekte nach außen. Stetige Fortbildung sowie Kreativität sind wichtig, um ökologische Entwicklungen im Blick zu behalten und das Nachhaltigkeitsmanagement der Praxis aktuell und lebendig zu halten. Der Zielerreichungsgrad wird in regel­mäßigen Reviews geprüft und die Zielsetzungen angepasst.

Digital und nachhaltig – Personalmanagement 2.0

Personalprozesse in der Praxis hinterlassen einen deut­lichen ökologischen Fußabdruck. Dabei kann man bereits mit kleinen Maßnahmen unnötiges Papier, Fahrtwege und Müll einsparen. Eine große Chance ergibt sich durch die Digi­tali­sie­rung. Ein Intranet oder eine QM-Software bieten Möglichkeiten zur zeit- und ortsunabhängigen Fortbildung und zum Austausch. Onboarding-Prozesse können zu einem großen Teil digital gestaltet werden (z. B. Unterweisung, Vertragsunterlagen und Einführung in die Kernprozesse über das QMS). Praxiskleidung aus nachhaltiger Produktion, umweltverträgliche Stoffe wie Biobaumwolle sowie Namensschilder aus Bioplastik und auf Recyclingpapier gedruckte Visitenkarten sind weitere Schritte in Richtung nachhaltiges Personalmanagement.

Prozess- und Qualitätsmanagement nachhaltiger gestalten

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Digitalisierte Prozesse verbessern die Nachhaltigkeit gleich auf mehreren Ebenen und sparen Ressourcen, Zeit und Geld. Dafür muss das Qualitätsmanagementsystem der ­Praxis stets aktuell und für alle in der Praxis leicht zugänglich sein. Dies kann per Software, Cloud-Dienst oder über den Webbrowser realisiert werden. Digitale Terminbücher und Online-Terminvergabe sorgen nicht nur für Einsparungen bei Papier, Druckertinte und Strom für ­Drucker, sondern reduzieren auch den Schadstoffausstoß. Digitale Check­listen und Unterschriften-Pads vereinfachen die Dokumentation z. B. in der Hygiene oder der jährlichen Mitarbeiter­unterweisung. Schulungsvideos statt Präsenztermine sparen ­dabei Anfahrtskosten. Mit Gerätewartungsplan, Reparatur­listen und einem aktuellen Bestands­verzeich­nis behält man den Überblick über Wartungen, Reparaturen und das Alter der Geräte (je älter, desto wahrscheinlicher ist ein hoher Stromverbrauch). Bei Defekten hilft ein Blick in die Repa­ratur­­liste, um reflektiert zwischen Reparatur und Neu­anschaf­fung entscheiden zu können. Ein übersichtlicher ­Entsorgungsplan vereinfacht die Mülltrennung. Häufen sich ab­gelaufene Produkte, kann das auf Mängel in der Lager­ordnung oder der Bestellpraxis hinweisen. Um Verschwendung und Müll vorzubeugen, sollte man stets genau wissen, welche Materialien in welcher Menge gebraucht werden und wo es Potenzial für Einsparungen gibt.

Kosten senken und die Umwelt schonen: So kann es funktionieren!

Für präzises Arbeiten sind gut ausgeleuchtete Praxisräume, saubere Luft und funktionierende Geräte unabdingbar. Dies verursacht nicht nur immense Kosten, sondern ist auch ein bedeutender Umweltfaktor. Gerade in Räumen, in denen nicht durchgehend eine bestimmte Temperatur und Lichtstärke benötigt wird (Labor, Küche, Sozialraum), können Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren installiert werden. Es lohnt sich, den Stromtarif und die Nebenkostenabrechnung regelmäßig zu checken. Bei Leuchtmitteln sollte flächen­deckend auf stromsparende LEDs umgestellt werden. Für ein besseres Raumklima helfen Pflanzen sowie regel­mäßige Kontrollen der Filter in Belüftungs- und Klimaanlagen. Ist keine Klimaanlage vorhanden, können Ventilatoren mit Eco-Modus für Abkühlung sorgen. Beim Neukauf von Praxisgeräten stets auf Energieeffizienz, Verbrauch und anfallende Wartungskosten achten. Auswechselbare Akkus oder ein Stromanschluss sind nachhaltiger als eingebaute Akkus, da man so bei nachlassender Akkuleistung nicht zwangsläufig das ganze Gerät entsorgen muss. Eine sichere Ent­sorgung von Altgeräten erfolgt über Schadstoffsammlungen vor Ort oder über spezielle Rücknahmeprogramme von Herstellern oder Depots.

Dieser Beitrag ist im EJ Endodontie Journal erschienen.

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