Psychologie 13.11.2023

Kommunikation zur Verbesserung der Mundhygiene



Kommunikation zur Verbesserung der Mundhygiene

Foto: ViDi Studio – stock.adobe.com

Welch herausragende Leistung hat die Zahnmedizin in den letzten 30 Jahren vollbracht: die Etablierung der Prävention! Zumindest die Generation der ab Ende der 1980er-Jahre Geborenen hat regelmäßige zahnärztliche Besuche in Kindergarten und Schule erlebt und wurde in vielen Fällen von den Eltern zweimal jährlich zur zahnärztlichen Kontrolle gebracht. Die professionelle Zahnreinigung (PZR) gehörte in den Familienkalender wie Geburtstage oder Weihnachten. Mittlerweile ist es völlig „normal“, einmal jährlich die PZR wahrzunehmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Unsere Zähne altern mit uns.

Höchste Zeit, einmal zu erörtern, wie dies gelingen konnte. Schnell wurde klar: Ohne die Mitarbeit der Patienten wird es nicht gehen. Daher etablierten sich insbesondere an den Universitäten immer mehr Modelle für Verhaltensinterventionen, um eine verlässliche häusliche Mitarbeit der Pateinten zu erlangen. Der Artikel „Behavioral Interventions on Periodontitis Patients to Improve Oral Hygiene: A Systematic Review“ (im März 2023 im Journal of Clinical Medicine erschienen) ging der Frage nach, welchen Einfluss die verschiedenen psychologischen Strategien und Methoden auf das häusliche Mundhygieneverhalten der Patienten haben.

Anhand der Einschlusskriterien konnten 21 Studien zur Auswertung herangezogen werden. Leider zeigt sich anhand dieses systematischen Reviews, wie schwierig es ist – trotz einer beachtlichen Datenlage –, eine verlässliche Aussage zum Thema treffen zu können. Oft sind die Gruppengrößen zu klein, es fehlen eindeutige Randomisierungskriterien und die einzelnen Studien sind in ihrem Aufbau einfach zu heterogen. Diesen und weiteren Herausforderungen muss sich die Wissenschaft stellen, wenn sie nicht „einfach nur“ die Wirkungsweise eines Pharmakons untersucht, sondern menschliches Verhalten und dessen Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen. Nichtsdestotrotz können die Autoren schlussfolgern, dass psychologisch kommunikative Interventionen auf Grundlage kognitiver Modelle wie das Setzen von Zielen, die nachvollziehbare Behandlungsplanung, die Motivation zur Selbstkontrolle und konstruktives Feedback einen positiven Effekt auf die häusliche Mundhygiene unserer Patienten und den Erfolg der Parodontaltherapie haben können.

Am Ende dieser Artikel heißt es meistens: „Es fehlt an eindeutigen Ergebnissen aus vergleichbaren Untersuchungen, um eine eindeutige Empfehlung geben zu können.“ Ich lasse mich davon nicht frustrieren, sondern richte meine Aufmerksamkeit eher darauf: „Die Ergebnisse weisen darauf hin“, dass es einen positiven Effekt hat, wenn wir unseren Patienten auf Augenhöhe begegnen und sie in die Behandlungsplanung als selbstbestimmten und aktiven Part einbeziehen. „Es kann helfen“, wenn wir mit unseren Patienten reden und sie darauf aufmerksam machen, was sie selbst dafür tun können, um ihre Gesundheit zu erhalten. Die vergangenen 30 Jahre deuten darauf hin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Begleiten und motivieren wir unsere Patienten auch weiterhin bei der Optimierung ihrer häuslichen Mundhygiene – die Ergebnisse werden sich sehen lassen.

Dieser Artikel ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis 11/2023 erschienen.

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