Psychologie 05.08.2011
Mit Aggressionen umgehen – Wege aus der Stressfalle
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Manchmal ist in der Praxis alles o.k. – vergebene Termine lassen sich der Reihe nach wunderbar handeln, ohne größere Komplikationen werden notwendige Behandlungen durchgeführt und die Raumbelegung könnte nicht besser sein. Doch dann gibt es diese Tage, an denen nichts so läuft wie es soll: Aufgrund eines Notfalls am frühen Morgen verschieben sich Termine. Dann fällt kurzfristig auch noch ein Behandlungsraum aufgrund einer defekten Maschine aus. Patienten werden ungeduldig. Stress pur für alle in der Praxis. Das Aggressionspotenzial wächst. STOPP! Erfolgreiche Menschen überzeugen durch Persönlichkeit statt durch Widerstand und Kampf. Wie das geht, lesen Sie in diesem Beitrag.
Wir alle möchten uns behaupten, möchten uns durchsetzen – und sei es auch nur, wenn es um die Einhaltung eines vereinbarten Termins geht. Das Leben ist für viele Menschen ein ständiger Kampf; denn nur so kann man ihrer Ansicht nach siegen. Wir wollen die Richtigkeit dieser Aussage heute einmal genauer untersuchen und uns fragen: kämpfen – gegen wen? Und was geschieht mit dem Besiegten? Wie reagiert er? Vielleicht können wir versuchen, das gesamte Thema von einer höheren Warte aus zu betrachten. Leben heißt sich entfalten und wachsen. Ist dieser Prozess ein Kampf? Kämpft die Natur mit dem Frühling und dem Winter? Kämpfen klingt so mutig und engagiert, doch führt der Kampf allein zu nichts. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Kriege keine Probleme lösen, es entstehen dadurch nur neue. Es gibt Menschen, die fühlen sich erst richtig wohl, wenn sie kämpfen können. Sie erleben ihr aggressives Verhalten selbst als Stärke. Es ist richtig: Aggression setzt Energie voraus, aber verwendet der Aggressive die Energie zum Kämpfen oder um ein Ziel zu erreichen? „Die Welt ist nicht vollkommen, und der Mensch ist nicht vollkommen.“ Aus diesen zwei Minuspunkten entsteht die Problematik unserer Existenz. Die wichtigste Frage ist: Gelingt es dem Aggressiven mit all seiner entwickelten Energie, die anstehenden Aufgaben und Probleme schneller und besser zu lösen? Nein!
Dem
Stress aktiv begegnen
Alles ist in uns. Wir sind klüger und fähiger,
als wir es ahnen. Wenn wir unsere großartigen Fähigkeiten und Talente
aktivieren, wachsen wir in unserer Persönlichkeit, werden von Tag zu Tag
selbstbewusster und befreien uns mehr und mehr von Ängsten, Hemmungen und
Zweifeln. Wir geben dem täglichen Stress keine Chance, uns die
Lebensenergie, die Kraft und den Mut zu rauben. Nur wer seine inneren
Kräfte stärkt, kann auch die äußere Welt meistern. Hier ein paar
Tipps, wie Sie mit Stressfaktoren positiv umgehen, es vermeiden, dass
Sie in die Stressfalle geraten und dem Stress keine Chance geben, Ihnen
gesundheitlich und psychisch Schaden zuzufügen oder sich vielleicht sogar
aggressiv gegen Patienten und Kollegen in der Praxis zu wenden:
–
Praktizieren Sie zunächst ein persönliches „Stress-Management“: Stecken Sie
Ihre persönlichen
Lebensziele ab und räumen Sie dabei bisher vernachlässigten
Lebensbereichen
(z.B: Partner/-in, Familie, Freunde) mehr Raum ein. Die
Balance zwischen Beruf und
Privatleben sollte so ausgeglichen wie möglich
sein. Ihr Privatleben ist eine wichtige
„Energiequelle“ und damit die
beste Vorbeugung gegen Nervosität, Burn-out, Angstzustände
oder
Aggressionen im beruflichen Umfeld.
– Ersetzen Sie schlechte Gewohnheiten
durch positive neue: Übernehmen Sie bewusst die
Verantwortung für
sich selbst und Ihr Handeln. Beginnen Sie bei Ihrer Gesundheit:
Ernähren
Sie sich bewusst und ausgewogen, bewegen Sie sich regelmäßig, treiben
Sie
moderat Sport, verzichten Sie auf zu viel Alkohol, hören Sie mit dem
Rauchen auf,
sorgen Sie für genügend Schlaf, gönnen Sie sich einen
erholsamen Urlaub …
– Lachen Sie: Lachen aktiviert die körpereigenen „Glückshormone“,
die Endorphine. Die Bildung
von Stresshormonen wird reduziert. Lachen
wirkt har - monisierend und macht glücklich.
– Seien Sie
optimistisch: Versuchen Sie, in allem etwas Positives zu sehen, auch an
solch heftigen
Tagen wie oben beschrieben. Optimisten leben länger,
gesünder und glücklicher.
– Sorgen Sie regelmäßig für Pausen – und
sei es auch nur ein kurzer Gang um die Praxis, wenn
der straffe Zeitplan
nicht mehr zulässt. Pausen sind wichtig, um den „Dampf“ herauszunehmen.
Wer ständig unter Hochdruck steht, merkt oft nicht, dass auch der Blutdruck
steigt, dass die
Organe auf „Volldampf“ arbeiten, dass die stressbedingte
Krankheit nur eine Frage der Zeit ist.
Schon zehn Minuten „abschalten“ kann
gegen nervöse Unruhe, Leistungsblockaden und
beginnende Aggressivität
helfen.
– Werden Sie ein „weiser Egoist“: Lernen Sie, auch mal „Nein“
zu sagen – zu Ihrem Chef, zu
Kollegen und auch zu Patienten, wenn der
Terminplan heute einfach keine Behandlung
mehr zulässt oder dadurch der
Stress für alle ins Unermessliche steigt. Egoisten leiden
niemals unter
Stress – weise Egoisten sorgen rechtzeitig dafür, dass es nicht so weit
kommt.
Aggression – ein Zeichen von Schwäche?
Aggressionen begegnen uns täglich in vielen Schattierungen. Sie zeigen sich zum Beispiel als Ehrgeiz, Eitelkeit, Eifersucht oder Neid, als Geiz, Hass, Überheblichkeit, Arroganz und Zorn oder als Recht des Stärkeren. Je nach persönlicher Lebenssituation setzen viele Menschen die verschiedenen Strategien ein, um sich durchzusetzen. Gewinnt der Aggressive seinen Kampf nicht – trotz seiner vielen eingesetzten Energien –, richtet sich diese Aggression oft gegen ihn selbst. Die Diagnosen ähneln sich: Magenkrämpfe, Darmerkrankungen, Gallenleiden und nicht zuletzt Herzerkrankungen. Wenn wir einen aggressiven Menschen gründlich analysieren, erkennen wir in seinem Charakter oft Ansätze von Angst, Furcht, Unsicherheit, Pessimismus sowie Minderwertigkeitskomplexen. Diese Schattenseiten seines Wesens übersteigert der aggressive Mensch, weil er glaubt, dadurch andere einschüchtern zu können, um seine Ziele zu erreichen. Er will jedem durch seine Aktionen beweisen, wer er ist und was er kann. Er versucht, sich durchzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste. Trifft er dabei auf einen anderen Aggressiven, beginnt meist der Krieg, fliegen die Fetzen. Es ist gut zu wissen, dass hinter der Aggression die verschiedensten Formen von Kontaktschwäche stehen. Darum entwickelt sich der Aggressive nicht zum Mitmenschen, sondern zum Gegenmenschen. Würde man die Gehirnströme eines aggressiven Menschen messen, würde man feststellen, dass er sich dauernd im Beta-Zustand befindet, mit einem entsprechend hohen Adrenalinspiegel. Da wir die Menschen so akzeptieren müssen, wie sie sind, stellt sich die Frage, wie wir mit einem aggressiven Menschen umgehen, wie wir ihn behandeln. Da wir immer wieder auf aggressive Menschen stoßen, wäre es am besten, sich ein gutes Verhaltensmuster zu schaffen, auf das man sich verlassen kann. Zunächst einmal besteht für uns nicht der geringste Grund, uns einschüchtern zu lassen oder uns selbst in den Beta-Zustand zu begeben. Gerade im Angesicht eines Aggressiven heißt es, ruhig, gelassen und mutig zu bleiben. Folgendes Verhalten hat sich immer wieder bewährt:
Widerstände abbauen
Erfolgreich sind wir nur,
wenn wir gelernt haben, positiv zu reagieren. Kann man aber auf
Angriffe positiv reagieren? Die meisten Aggressionen und Widerstände
werden ja nur dadurch stark, dass wir gegen sie anrennen. Widerstände
entstehen immer dann, wenn man beurteilt oder verurteilt, in Opposition
geht oder nicht genügend Abstand bewahrt. Der erfolgreiche Mensch
sollte ein Meister sein in der Kunst, Widerstände und Vorurteile
abzubauen. Denn Widerstände erschweren das Leben, Widerstände sind
wie Bleischuhe auf unserem Wege. Darum sollten wir nicht gegen andere
kämpfen, sondern gemeinsam versuchen, Ziele zu erreichen. Wie viel
Kraft und wie viel Energie könnten wir damit sparen. Ohne Mehraufwand
würden wir sehr viel höhere Ziele erreichen, da wir einfach
effizienter wären. Warum also kämpfen, wenn es auch anders geht! Wir
kämpfen nicht, wir bringen Nutzen. Und wer anderen Nutzen bringt,
kann sich ohne Aggressionen durchsetzen. Persönlichkeiten überzeugen:
–
durch Charisma statt durch Härte,
– durch Interesse statt durch Ablehnung,
–
durch Liebe statt durch Dominanz. Wissen Menschen, wie man den eigenen Stress
langfristig reduziert und mit akutem Stress besser umgeht, haben
Aggressionen
– eigene wie auch die von anderen Menschen
– keine
Chance. Genauso gelingt es, auch schwierige Tage in der Zahnarztpraxis gemeinsam
erfolgreich zu meistern.