Statements 29.08.2023

Drei Fragen an Martin Hendges zur Kampagne „Zähne zeigen“



Drei Fragen an Martin Hendges zur Kampagne „Zähne zeigen“

Foto: ijeab – stock.adobe.com

In dem aufschlussreichen Interview werden drei gezielte Fragen an Martin Hendges, den Vorsitzenden des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), gestellt, um Einblicke in die Initiative „Zähne zeigen“ zu gewinnen. Anlass dieser Kampagne ist das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, welches im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. Martin Hendges beantwortet in diesem Zusammenhang drei Fragen, um das Anliegen und die Intentionen hinter der Kampagne transparent zu machen. Die Kampagne zielt darauf ab, die Balance zwischen finanzieller Stabilität und Patientenwohl zu wahren.

EINS

Herr Hendges, worum geht es bei der Aktion und wie reiht sie sich in das aktuelle Protestklima ein?

Hintergrund der bundesweiten Kampagne „Zähne zeigen“ ist das im November letzten Jahres verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Damit hat die Bundesregierung die Mittel für zahnärztliche Leistungen ab 2023 durch eine strikte Budgetierung begrenzt und damit die erforderlichen Finanzmittel für die dringend notwendige und erst im Juli 2021 in den GKV-Leistungskatalog aufgenommene neue präventionsorientierte Parodontitistherapie entzogen. Im Gemeinsamen Bundesausschuss gab es beim Beschluss der neuen PAR-Behandlungsrichtlinie einen großen Konsens, da allen Beteiligten – auch dem BMG – bewusst war, welcher versorgungspolitische Meilenstein hier auf den Weg gebracht wird. Diese Entscheidung wurde dabei im Wissen um die entsprechenden Ausgaben getroffen. Nun aber grätscht der Gesetzgeber rein und bremst diesen Erfolg wieder aus – das ist in keiner Weise nachvollziehbar. Ganz konkret deckelt das FinStG das Budget in 2023 und 2024, und zwar indem es den Zuwachs durch die Grundlohnsumme (GLS) in zwei Schritten beschneidet: 2023 um 0,75 Prozentpunkte, 2024 um 1,5 Prozentpunkte.

Zugleich stellen die Einsparungen eine direkte Gefahr für die flächendeckende zahnärztliche Patientenversorgung vor allem in ländlichen und strukturschwachen Regionen in Deutschland dar. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie die Versorgung unserer Patienten fahrlässig aufs Spiel gesetzt wird und rufen mit der Kampagne daher zum Protest auf. Das bisherige Engagement unseres Berufsstandes gegen die Kostendämpfungsmaßnahmen der Regierung ist wirklich enorm, das sieht man auch an den zahlreichen Protestveranstaltungen in den vergangenen Wochen, etwa in Nordrhein und Westfalen-Lippe. Diese Veranstaltungen sind für uns äußerst wichtig, um unseren Botschaften Nachdruck zu verleihen. Mit diesem Elan und dieser Tatkraft muss es nun weiter nach vorne gehen!

ZWEI

Wer gehört zum Initiatoren- und Organisationsteam der Kampagne und wer macht darüber hinaus mit?

„Zähne zeigen“ ist eine Kampagne der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung gemeinsam mit den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen der Länder, im Schulterschluss mit der Bundeszahnärztekammer, den Länderzahnärztekammern und Verbänden. Auch die Wissenschaft unterstützt uns. So weist die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie mit Nachdruck auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit unserer Forderungen hinsichtlich einer notwendigen Entbudgetierung der neuen, präventionsorientierten Parodontitistherapie hin.

DREI

Was möchte diese Kampagne erreichen?

Mit der Kampagne wollen wir auf die fatalen Folgen der gegenwärtigen Sparpolitik für die flächendeckende zahnärztliche Patientenversorgung aufmerksam machen und alle Patienten sowie die Teams in den Zahnarztpraxen zum Protest aufrufen. Diese sollen sich unter zaehnezeigen.info direkt an ihre eigenen regionalen politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene wenden, um darauf hinzuweisen, dass die Kostendämpfungspolitik der Patientenversorgung schadet und ein Ende finden muss. Nur so können wir die präventionsorientierte Parodontitistherapie noch retten und die Versorgung unserer Patienten auch weiterhin flächendeckend auf dem von uns gewohnten Qualitätsniveau sicherstellen. Daher rufe ich alle Praxen dazu auf, sich aktiv an unserer Kampagne zu beteiligen und vor allem die Patienten mitzunehmen!

Dieser Artikel ist unter dem Originaltitel: „Drei Fragen zur Kampagne „Zähne zeigen““ in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis 7+8/2023 erschienen.

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