Prophylaxe 20.02.2012

Risikovermeidung einer Periimplantitis



Risikovermeidung einer Periimplantitis

Aus der Praxis für die Praxis

Die Entwicklung in der Zahnmedizin bietet den Prophylaxe-Experten zukünftig neue Herausforderungen. Denn Implantate und deren Aufbauten sind immer einem hohen Risiko ausgesetzt: es droht bei unzureichender Erstberatung und Nichteinhaltung der häuslichen Mundhygiene oft eine Periimplantitis. Um dem entgegenzuwirken ist neben einer professionellen Betreuung in der Zahnarztpraxis besonders die tägliche Umsetzung der Mundhygiene-Tipps erforderlich. Eine strategische Übersicht der zertifizierten Prophylaxe-Expertin und Zahnarzt-Trainerin Brigitte Godizart aus Viersen.

Der Beginn einer jeden Prophylaxeberatung ist immer ein umfassendes Vorgespräch mit dem Zahnarzt und dem Patienten. Mittels PSI Code wird die Erstdiagnostik aufgenommen, woran sich die weiteren Behandlungsschritte anlehnen. Hierzu gehört natürlich auch eine spezielle Anamnese, die Aspekte wie u.a. Allergien, genetische Disposition, Medikamenten-, Ess-, Rauch- und Alkoholverhalten abdeckt (Abb. 1). Im ersten Behandlungsschritt gibt beispielsweise das Risikoprofil nach Lang und Tonetti 1996 Aufschluss über blutende Zahnflächen in Prozenten (BOP), Zahnverlust, Sondierungstiefen, Umwelteinflussfaktoren (Rauchen), Knochenabbau/Alter, systemische und genetische Faktoren. Ein Überblick möglicher Schleimhautveränderungen, Erosionen, Abrasionen, Attritionen und Rezessionen wird besprochen und hinreichend dokumentiert. Um Bakterien im Aerosol zu minimieren, spült der Patient vor dem Schall- oder Ultraschallscaling mit einer unverdünnten 0,12 bis 0,2% CHX-Lösung. Nach der maschinellen Biofilmentfernung im Sulkus werden mit der feinen After Five Sonde (Hu-Friedy) noch ggf. vorhandene, tiefsitzende Zahnstein- oder Konkrementreste geprüft. Diese werden schonend punktuell mit Handinstrumenten entfernt. Der Einsatz eines Soft Glycin Pulvers hat sich danach sehr bewährt. Gute Ergebnisse erziele ich mit der seit 1983 bewährten fluoridfreien Prophylaxe- und Polierpaste REMOT. Sie poliert die natürlichen Zähne in einem Arbeitsgang effektiv. Eine ausgewogene Kombination abrasiver Stoffe bewirkt eine schonende Entfernung der Plaque, ohne den Schmelz zu schädigen.

Neue Implantatreinigungspaste

An der neuen REMOT implant Paste schätze ich deren Geschmeidigkeit, den geringen Abrieb sowie ihren sparsamen Verbrauch. Zudem ist ein prophylaktischer Mehrwert durch das Chlorhexidin zu erwarten. Der natürliche Pfefferminzgeschmack verleiht den Patienten ein angenehmes Frischegefühl und überlagert den Chlorhexidingeschmack, was von den Patienten ebenfalls sehr ­geschätzt wird. Die Polierpaste verspricht bei Implantaten, Stegen und Teleskoparbeiten optimale Behandlungsergebnisse aufgrund eines geringen RDA-Wertes unter 7. Der Metallglanz bleibt erhalten, ohne dass es zu Schäden durch Zerkratzen der Implantate oder Teleskope kommt. Bei der richtigen Politurtechnik ist mit keinerlei Sprenkelgefahr zu rechnen (Abb. 2–4). Ich empfehle, die Paste mit einem kleinen Kunststoffspatel zu entnehmen und direkt auf einen Polierkelch aufzutragen. Aufgrund der schlanken anwenderfreundlichen Kunststofföffnung ist die cremige Paste sehr sparsam zu entnehmen und leicht und effektiv zu applizieren. Da für die Implantatpolitur eine geringe Menge ausreicht, ist für mich ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis garantiert.

Positive Erfahrungen mit REMOT implant

Eine seit Januar 2011 durchgeführte Testreihe mit meh­reren Patienten ergab, dass ausnahmslos alle teilnehmenden Patienten positiv den lang anhaltend frischen Pfefferminzgeschmack beschrieben. In den ersten drei Prophylaxesitzungen wurden die vorhandenen eigenen Zähne gründlich gereinigt, poliert und mit einem Schutzlack (Fluorid oder CHX) gestärkt. Im ersten Recall nach drei Monaten war bei keinem der Testpatienten eine Periimplantitis zu erkennen (Abb. 5 und 6). In der aktiven Mundhygieneberatung spielen meine Wertschätzung und Überzeugung eine wichtige Rolle. Anhand der jeweiligen Ausgangssituation lernen meine Patienten durch eigene Erfahrungen (Einsatz von Ein­büschelbürste, Implantat-Floss, Interdentalbürstchen), dass Mundpflege durchaus leicht und einfach durchführbar sein darf. Das Ergebnis: Hochmotiviert üben alle Testpatienten bis heute akribisch die Mundpflege an den eigenen Restzähnen, Implantaten und/oder Zahn­ersatz aus. Jährliche Taschenmessung gibt dem Prophylaxe-Experten u.a. Aufschluss darüber, wie erfolgreich die Implantation in Verbindung mit der täglichen häuslichen Mitarbeit sein kann. Die festgelegte Markierung am Implantat gilt immer als Referenzpunkt. Erfahrungsgemäß bieten Handinstrumente aus Titan, Karbon oder Kunststoff, Spezialaufsätze für Ultraschall­geräte sowie subgingivale Pulverstrahl-Softprodukte bei der Implantatreinigung eine erstklassige Behandlungsoption.

Implantat-Pflegegel für zu Hause

Seit Ende 2008 verwende ich in den Patientenberatungen bei jeder Implantat- Erstversorgung das Implantat-Pflegegel durimplant (Abb. 7). Inhaltstoffe wie Chlorhexidin und Thymol unterstützen die Wundheilung und Gewebsregeneration. Da gelegentlich bei der Implantatversorgung Schleimhautirritationen auftreten, wird den Patienten empfohlen, das Gel vier Wochen lang täglich nach der morgendlichen und abendlichen Zahnsaumpflege anzuwenden. Am marginalen Rand sollte eine softe Zahnbürste oder besser noch ein weiches, abgerundetes Einbüschelbürstchen verwendet werden. Interdental bietet sich ein speziell ummanteltes Kunststoff-Bürstchen oder Implantat-Floss an, damit eine Entzündung eingegrenzt oder wieder schnell abgeheilt wird. Einen bleibenden Eindruck hinterlassen Sie durchaus, wenn Sie Ihre Patienten einmal mit einem Präsent überraschen! Ich schenke jedem Patienten bei seiner Implantatversorgung eine Tube durimplant. Somit kann der Patient die häusliche Einheilungsphase positiv unterstützen und die Patienten-Compliance wird gestärkt. Pflanzliche Stoffe wie Salbei, Thymian und Pfefferminze sorgen für einen guten Geschmack und angenehmen Geruch.

Empfehlung aus der Praxis für die Praxis

Unsere Gesellschaft unterliegt einem demografischen Wandel. Dennoch möchte man auch im Alter noch attraktiv und jugendlich wirken. Die Wünsche gerade auch hinsichtlich der Zahngesundheit verändern sich und mit ihnen ändern sich automatisch auch die Ansprüche an die Prophylaxe-Experten. Ziel sollte daher der Aufbau von individuellen Mundhygiene-Programmen in allen und vor allem auch für alle Alters-Klassifizierungen sein.

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