Endodontologie 16.09.2025
Schritt-für-Schritt-Einführung in die alternierende Injection-Moulding-Technik
Die Injection-Moulding-Technik* hat sich als praktikable und besser vorhersagbare Alternative für direkte Restaurationen erwiesen, da sie die präzise intraorale Übertragung eines Wax-ups mithilfe eines transparenten Schlüssels ermöglicht.2, 3 Diese Technik ist einfach, weniger fehleranfällig, gut umsetzbar und kostengünstig.4 Im vorliegenden Beitrag wird eine Modifikation der Standard-Injection-Moulding-Technik (IMT), die alternierende IMT, vorgestellt und deren Anwendung in einem ästhetisch herausfordernden Fall mit fehlenden Zähnen, Diastemata und unregelmäßigen Zahnproportionen beschrieben.5
Die alternierende IMT erfordert sowohl ein Teil- als auch ein Gesamt-Wax-up unter Verwendung von zwei separaten Modellen und zwei transparenten Silikonschlüsseln. Dieses Vorgehen bietet gleich mehrere Vorteile, darunter eine hohe Stabilität des Silikonschlüssels, wenig Materialüberschuss, einfachere Ausgestaltung der Zahnkonturen und präzisere Kontaktpunkte.6, 7
Patientenfall
Eine 57-jährige Patientin, Nichtraucherin, wurde an die Postgraduate Clinic of Restorative Dentistry der National and Kapodistrian University Athen für eine ästhetische Rehabilitation des Oberkieferfrontzahnbereichs überwiesen. Das Hauptanliegen der Patientin war es, die Ästhetik ihres Lächelns mit einem möglichst wenig invasiven Ansatz zu verbessern. Ihre Krankengeschichte war unauffällig, und zum Zeitpunkt der Konsultation nahm sie keine Medikamente ein.

Klinische Befunde und Diagnostik
Bei der umfassenden klinischen Untersuchung zeigte sich, dass der obere rechte Eckzahn fehlte. Dieser war während einer früheren kieferorthopädischen Behandlung extrahiert worden. Auffällig waren zudem mehrere Diastemata und schwarze Dreiecke sowie veränderte Zahnproportionen, die in erster Linie auf die Abnutzung der mittleren Schneidezähne zurückzuführen waren. Die seitlichen Schneidezähne zeigten eine Neigung nach bukkal. Es wurden erste intra- und extraorale Aufnahmen gemacht (Abb. 1). Die parodontale Untersuchung ergab keine Anzeichen einer Entzündung oder Parodontalerkrankung; die röntgenologische Untersuchung zeigte keine pathologischen Befunde.
Minimalinvasive ästhetische Rehabilitation
Um die Ästhetik zu verbessern, sollten die Zahnproportionen optimiert, Diastemata und schwarze Dreiecke geschlossen und Zahn 14 so umgestaltet werden, dass er einem Eckzahn ähnelt. Da die Patientin einen minimalinvasiven Ansatz bevorzugte, wurde einer additiven Behandlungsstrategie der Vorzug gegeben. Es wurde kein Bleaching vorgesehen, weil die Patientin mit ihrer Zahnfarbe zufrieden war. Unter den genannten Voraussetzungen bestand die ideale Behandlungsoption aus sieben Kompositveneers (Zahn 15 bis 23) mithilfe der alternierenden IMT.
Vorbereitung und Mock-up: Visualisierung des Behandlungsplans
Zunächst wurden Zahnstein entfernt und eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt. Mit einem Intraoralscanner wurde der Kiefer digital abgeformt und in Zusammenarbeit mit einem Zahntechniker ein additives Wax-up entworfen. Dieses Wax-up wurde mit einem Schlüssel aus kondensationsvernetzendem Silikon in ein intraorales Mock-up aus dualhärtendem Bis-Acrylkunststoff überführt (TEMPSMART™ DC, GC), um das Endergebnis visualisieren und die Ästhetik und Phonetik beurteilen zu können. Dabei wurden zur Prüfung der Funktion und Durchführbarkeit auch die okklusalen Parameter bewertet. Die Patientin war mit den vorgeschlagenen Zahnformen und -proportionen zufrieden und stimmte dem Behandlungsplan zu. Nachdem keine Änderungen erforderlich gewesen waren, konnten nun ein digitales Total- und Teil-Wax-up erstellt und auf der Grundlage dieser Entwürfe zwei gedruckte Modelle für die alternierende IMT angefertigt werden.
Herstellung und Anpassung transparenter Silikonschlüssel
Für die Herstellung der Silikonschlüssel wurden im ersten Schritt stabile vertikale Stopps aus Laborsilikon (Shore-Härte 92) angefertigt. Anschließend wurden mit glasklarem Vinylpolysiloxan (EXACLEAR, GC) in einem nicht perforierten Metallabformlöffel die beiden transparenten Silikonschlüssel hergestellt. Beide Schlüs-sel waren sieben bis zehn Millimeter stark, um eine Deformation beim Einsetzen zu vermeiden. Das überschüssige Silikon wurde mit einem Skalpell entfernt und die Passgenauigkeit der Schlüssel auf den Modellen überprüft. Die Perforationen für das zu injizierende Komposit wurden von innen, entlang der Längsachse des Zahns, mittig an der Inzisalkante gesetzt. Dafür wurde eine Spritze mit derselben Metallnadel genutzt, mit der später das fließfähige Komposit injiziert wurde.
Farbauswahl mit Button-Technik und Chamäleon-Effekt
Für die Farbauswahl wurde die Button-Technik angewandt. Mit einer DSLR-Kamera (D7200, Nikon) wurden Aufnahmen ohne und mit einem Kreuzpolarisationsfilter (Polar_Eyes, Bioemulation) (Abb. 2) gemacht. Um den Chamäleon-Effekt der Kompositaufbauten zu nutzen, wurde für alle Zähne der gleiche Farbton, G-ænial™ Universal Injectable A2 (GC), gewählt.
Mock-up-gestützte Präparation und Materialprüfung
Ein zweites Mock-up wurde angefertigt, durch das hindurch die Zähne mit einem 1 mm schnitttiefen Fraser (DM10, Komet Dental) präpariert wurden (Abb. 3). Anschließend wurde ein intraoperativer Scan durchgeführt, der mit der STL-Datei des Wax-ups überlagert wurde, um zu überprüfen, ob eine gleichmäßige Verteilung des Kompositmaterials gewährleistet werden konnte. Dieser Schritt war entscheidend, um spätere Probleme mit der Transluzenz des Komposits zu vermeiden (Abb. 4). Nach der Zahnpräparation wurden die Zähne mit Kofferdam (NicTone Heavy, MDC) isoliert und die Gingiva mit Zahnseide optimal retrahiert (Abb. 5).
Oberflächenvorbereitung und selektives Ätzverfahren
Die Schmelzoberfläche wurde mit 53-μm-Aluminiumoxidpartikeln (AquaCare, Velopex) sandgestrahlt, um die Oberfläche anzurauen und die Haftfestigkeit zu verbessern. Dann wurde jeder zweite Zahn 30 Sekunden lang mit 37%iger Orthophosphorsäure geätzt, während die alternierenden sowie die nicht zu behandelnden Zähne mit Metallstreifen geschützt wurden (Abb. 6). Auf die geätzten Zähne wurde nach gründlichem Spülen und Trocknen G-Premio BOND (GC) appliziert, während die angrenzenden (nicht geätzten) Zähne mit PTFE-Band geschützt wurden. Das Adhäsiv wurde fünf Sekunden lang mit maximalem Luftdruck verblasen und zehn Sekunden lang pro Zahn lichtgehärtet (Abb. 7).
Injektion und Konturierung des Komposits
Nach dem Auftragen des Bondings wurde der partielle Silikonschlüssel eingesetzt und auf seine Passgenauigkeit überprüft. Das zum Schutz der alternierenden Zähne verwendete PTFE-Band blieb an seinem Platz. Bei jedem zweiten Zahn wurde dann G-ænial Universal Injectable A2 injiziert bis die bukkale Fläche vollständig bedeckt war und 40 Sekunden lang lichtgehärtet. Überschüssiges Kompositmaterial wurde sorgfältig mit einer Skalpellklinge Nr. 12 und Metallpolierstreifen entfernt. Nachdem alle Überschüsse beseitigt waren, wurde geprüft, dass die Restauration lückenlos und optimal konturiert umgesetzt war.
Abschluss der Injektion mit Gesamtschlüssel und finaler Lichthärtung
Vor dem Injizieren in die verbleibenden Zahnhohlformen wurde der Silikongesamtschlüssel eingesetzt und dessen Passform sorgfältig überprüft. Mit diesem Schritt wurde sichergestellt, dass eventuell überschüssiges Material aus früheren Behandlungsphasen auch ordnungsgemäß entfernt wurde und den Sitz des Schlüssels nicht beeinträchtigte. Nach Prüfung der Passform wurde dasselbe Adhäsionsprotokoll befolgt: 30 Sekunden langes Ätzen der Schmelzoberfläche mit 37%iger Orthophosphorsäure, Auftragen von G-Premio BOND, Verblasen mit Luft und zehn Sekunden Lichthärten pro Zahn. Die zuvor restaurierten Zähne wurden mit PTFE-Band geschützt. Erst danach wurde der Silikongesamtschlüssel positioniert, G-ænial Universal Injectable A2 in die verbleibenden Zahnhohlformen injiziert und das Material 40 Sekunden lang lichtgehärtet (Abb. 8). Die abschließende Lichthärtung der vestibulären Flächen erfolgte 20 Sekunden lang unter Anwendung eines Glycerin-Gels, um die Bildung einer sauerstoffinhibierten Schicht zu verhindern.
Präzise Entfernung von Überschüssen und Feinkonturierung
Die größte Herausforderung bei der IMT besteht in der sorgfältigsten Entfernung überschüssigen Materials, dies ist für eine ordnungsgemäße Randpassung und ästhetische Integration der Restaurationen von entscheidender Bedeutung. Das Ausarbeiten der Restaurationen, insbesondere im zervikalen und interproximalen Bereich, wird durch eine Skalpellklinge Nr. 12 und Finierstreifen erleichtert. Hierbei ist besondere Vorsicht geboten, da eine übermäßige Nachbearbeitung mit Streifen an den approximalen Flächen zu offenen Kontaktstellen und zu einer Impaktierung von Speiseresten führen kann. Feine Diamantfräsen eignen sich hervorragend für die Konturierung des zervikalen Bereichs und gewährleisten einen sanften Übergang von der natürlichen Zahnsubstanz zur Restauration ohne überhängende Ränder.
Feinabstimmung der Okklusion und morphologische Kontrolle
Zur Beurteilung der okklusalen Kontakte wurde 8-μm-Artikulationspapier verwendet. Dank der präzisen Nachbildung des Wax-ups in den endgültigen Restaurationen waren nur minimale okklusale Einschleifungen erforderlich. Der passgenaue transparente Silikonschlüssel stellte außerdem sicher, dass die vestibuläre Oberfläche bereits primär eine zufriedenstellende Morphologie aufwies und kaum oder gar keine Veränderungen erforderlich waren. Die Übergangslinien wurden mit Bleistift angezeichnet; kleinere Anpassungen wurden mit aluminiumoxidbeschichteten Scheiben (Sof-Lex, 3M) vorgenommen (Abb. 9).
Schonendes Polieren für lang anhaltenden Glanz und Oberflächenqualität
Poliert wurde mit einem dreistufigen Komposit-Poliersystem mit elastischen Scheiben (Jiffy, Ultradent Products) und Diamantpolierpaste bei niedriger Drehzahl und geringem Druck, um den Glanz zu verstärken und gleichzeitig die Oberflächenstruktur zu erhalten. Dieser Schritt ist für alle direkten Restaurationen – vor allem in der ästhetischen Zone – von entscheidender Bedeutung, da er ein langlebiges Ergebnis gewährleistet. Hochglanzpolierte Komposite verhindern die Anhaftung von Plaque, behalten ihren Glanz über einen längeren Zeitraum und neigen weniger zu Verfärbungen.
Erfolgskontrolle und Vorteile der verfeinerten Injection-Moulding-Technik
Beim Nachsorgetermin nach zwei Wochen wurde die farbliche Anpassung nach vollständiger Rehydrierung des Hartgewebes erneut überprüft. Die Restaurationen wiesen eine ausgezeichnete Farbanpassung und nahtlose Integration in das umgebende Weichgewebe auf und trugen so zu einem gesunden Parodontalzustand bei (Abb. 10 + 11). Die Patientin war mit dem Ergebnis sowohl in ästhetischer als auch in funktioneller Hinsicht sehr zufrieden. Bei der Nachuntersuchung nach sechs Monaten wurden keine Zahnfleischentzündungen, Blutungen bei Sondierung, Verlust des Oberflächenglanzes oder Verfärbungen der Restaurationen festgestellt (Abb. 12).
Fazit
Autorin: Maria Fostiropoulou