Implantologie 27.08.2025

Sausage Technique – vorhersagbar horizontal augmentieren



Vorhersagbare Hartgewebsaugmentationen sind im heutigen, stark nachgefragten, implantologischen Markt der Wunsch vieler Behandler. Die Versorgung der Patienten mit festsitzendem Zahnersatz oder in einigen Fällen überhaupt mit komfortablem Zahnersatz ist ein Argument, welches häufig zur Überzeugung der Patienten beiträgt. Der folgende Fall zeigt die international durch Prof. Istvan Urban bekannt gewordene Sausage Technique für die Hartgewebsaugmentation von horizontalen Knochendefiziten.

Sausage Technique – vorhersagbar horizontal augmentieren

Foto: Dr. Philipp Tavrovski

Im Laufe der Zeit kristallisierten sich einige Operationstechniken heraus, welche von der breiten Masse an oralchirurgisch tätigen Kolleg/-innen angewandt werden.

Das Konzept der Guided Bone Regeneration (GBR) hatte seinen Ursprung in den späten 1980er-Jahren, ausgehend von der schwedischen Gruppe um Thomas Lindhe in der Parodontologie unter dem Begriff der Guided Tissue Regeneration (GTR). Dieses Wissen machten sich einige Kollegen zunutze.

Das Konzept der GBR ist simpel: Schaffe einen stabilen Raum, aus welchem das Weichgewebe, das deutlich schneller wächst als der Knochen, exkludiert wird. Halte diesen Raum für einige Zeit, damit der Körper diesen regenerieren kann.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelten sich verschiedene Strömungen im Hinblick auf die genutzten Materialien zur Erreichung des stabilen Raums. Große Bekanntheit erlangte Prof. Dr. Fouad Khoury durch Entwicklung der Split Bone Block Technique, bei welcher ein Knochenblock retromolar im Unterkiefer entnommen, in zwei dünnere Schalen gesägt und im Anschluss mit Osteosyntheseschrauben im Bereich des Defekts fixiert werden. Aufgefüllt wird der Raum hier ausschließlich mit ebenfalls gewonnenen autologen Knochenchips.

Die Entnahmemorbidität, die begrenzte Verfügbarkeit von autologem Knochen, potenzielle Nervläsionen als auch eine Diskussion über die langfristige Resorption des rein autologen Augmentats werden als Nachteile dieser Technik angesehen. Mittlerweile verfügbare Materialien allogenen Ursprungs erfreuen sich zurzeit großer Beliebtheit, da einige der Nachteile autologen Knochens womöglich aufgehoben werden könnten.

Eine Alternative zu Prof. Khourys Technik stellt die Gruppe der Membrantechniken dar. Klassischerweise wurde zu Beginn der 90er-Jahre die damals verfügbare Gore-Tex-Membran aus Polytetrafluorethylen verwendet. Eine hohe Komplikationsrate führte dazu, dass der Wunsch nach alternativen Membranen größer wurde. Diesem Wunsch konnte mit der Zeit durch die Industrie entsprochen werden. Es wurden resorbierbare Membranen entwickelt.1 Diese haben meist einen tierischen Ursprung (Rind, Schwein, Pferd) und werden in den unterschiedlichsten Varianten in Bezug auf Standzeit, Verarbeitbarkeit und Vernetzung angeboten. Des Weiteren wurden Knochenersatzmaterialien entwickelt, um den Anteil an zu entnehmendem Eigenknochen zu verringern. Auch hier gibt es heutzutage eine Bandbreite an Materialien unterschiedlichsten Ursprungs, von tierischen über synthetische Produkte, resorbierbar und schwer resorbierbar.

Dass die GBR in der Theorie einfach klingt, in der Praxis jedoch oftmals schwieriger ist als erwartet, liegt nicht zuletzt an den zu beachtenden Herausforderungen im Prozess, allen voran die plastische, spannungsfreie Deckung des Defekts.

Der folgende Fall zeigt die international durch Prof. Istvan Urban bekannt gewordene Sausage Technique für die Hartgewebsaugmentation von horizontalen Knochendefiziten.2

Zunächst wird mit einer 15C Klinge ein ausgedehnter Mukoperiostlappen gebildet, inklusive einer vertikalen Entlastung mindestens einen Zahn über den Defekt hinausgehend, dies hält die Wundränder mitsamt potenzieller Eintrittspforten für Bakterien vom Bereich der Augmentation fern.

Die Entnahme des autologen Materials erfolgt entweder im selben OP-Gebiet oder meist im Bereich der Unterkiefer-8er-Region mittels eines Knochenschabers. Bewährt hat sich hier der Safescraper Volumizer (Geistlich Biomaterials). Alternativ bei sehr großen Defekten ist es möglich, Trepane zu entnehmen, welche im Anschluss durch eine Knochenmühle zerkleinert werden.

Bild von einem Quotenzeichen
„Ein ausgedehnter Mukoperiostlappen wird gebildet, inklusive einer vertikalen Entlastung mindestens einen Zahn über den Defekt hinausgehend, dies hält die Wundränder mitsamt potenzieller Eintrittspforten für Bakterien vom Bereich der Augmentation fern.“

Der nächste Schritt ist, gerade im Unterkiefer, der schwierigste: das Fixieren der Membran von oral. Dies erfolgt mit Titanpins. Danach werden die autologen Knochenchips, vermengt mit schwer resorbierbarem bovinen Knochenersatzmaterial, in den Bereich der gewünschten Augmentation gebracht und die Membran von vestibulär abermals mit Pins fixiert. Hierbei ist zu beachten, dass eine Spannung der Membran und dadurch ein „prall“ gefülltes Augmentationsgebiet gewünscht sind, um möglichst jegliche Bewegung des Augmentats zu verhindern.2 Dies kann erreicht werden, wenn man eine native Kollagenmembran benutzt, welche nachträglich von der Seite durch weiteres Augmentationsmaterial befüllt wird. Auch Überkonturierungen sind gewünscht, da eine geringe Schrumpfung miteingerechnet wird.

Der spannungsfreie Wundverschluss mittels einer atraumatischen Periostschlitzung samt horizontalen Matratzen- und Einzelknopfnähten mit PTFE-Nahtmaterial rundet alles ab und die Implantation kann sechs Monate später erfolgen.3

Langzeitstudien sind für Guided Bone Regeration bereits vorhanden und zeigen eine langfristige Stabilität des Augmentats.4

zur Literaturliste

Implantologie Journal 09/25

Implantologie Journal


Dieser Beitrag ist im IJ Implantologie Journal erschienen.

Das Implantologie Journal hat sich als eine unverzichtbare Informationsquelle für Fachleute der zahnärztlichen Implantologie etabliert. Das Themenspektrum reicht von Fachbeiträgen über aktuelle Entwicklungen in der Forschung bis hin zu Expertenmeinungen, Kongressberichten und Neuigkeiten zu den Aktivitäten der DGZI sowie Industrie. Jede Ausgabe widmet sich einem spezifischen Fokusthema, das einen Teilbereich der Implantologie vertieft.

Jetzt das ePaper lesen.

 

 

Mehr Fachartikel aus Implantologie

ePaper