Prophylaxe 21.02.2011

Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes: Mundtrockenheit erfordert Akuthilfe

Von der chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes sind in Deutschland rund 40.000 Menschen betroffen. Neben schmerzhaften Hautveränderungen leiden die Betroffenen schubweise unter sehr starken Gelenk- und Muskelschmerzen, die wiederum in entzündliche Vorgänge im ganzen Körper münden.

Auch die Mundschleimhaut kann davon betroffen sein. ZA Johann Wellnitz aus Mannheim berichtet im Interview mit der Redaktion der DENTALZEITUNG über die Behandlung einer Patientin (60), die sehr stark unter der rheumatischen Systemerkrankung leidet und deren Speicheldrüsen nicht mehr funktionsfähig sind.

Herr Wellnitz, Sie behandeln seit eineinhalb Jahren eine Patientin mit einem aktiven systemischen Lupus erythematodes. Wie sah die Mundsituation der Patientin aus, als sie in Ihre Praxis kam?
Als sie das erste Mal bei uns war, war ihre Krankheit gerade richtig ausgebrochen. Das war im September 2008. Die Schübe dieser Erkrankung können in unterschiedlicher Intensität verlaufen. Ihr Schub war so intensiv, dass sich ihre Mundsituation, die vor Ausbruch der Krankheit als „normal“ zu bezeichnen war, massiv und vor allem sehr schnell verschlechterte. Durch die Schädigung der Speicheldrüsen blieb der Speichelfluss komplett aus und die Zähne wurden innerhalb von Wochen kariös – und zwar nicht nur ein bisschen, sondern richtig stark. Durch die chronische Xerostomie litt die Patientin auch unter immer wieder auftretenden endodontischen und parodontalen Schmerzen. Nach Prof. Dr. Thomas Imfeld aus Zürich kommt es bei Xerostomikern übrigens zu einem progredienten kariösen Befall, der sich etwa 15-mal schneller als bei gesunden Patienten entwickelt; dies konnten auch wir bei unserer Patientin feststellen.

Wie haben Sie die damalige Situation aus zahnmedizinischer Sicht beurteilt?
Die Mundsituation war katastrophal! Die Schädigungen am Gebiss waren sehr stark ausgeprägt – selbst an den sonst weitgehend kariesresistenten Glattflächen. Ihr Zahnfleisch war permanent entzündet und sie litt unter starken Zahnschmerzen. Hier war einfach nur schnellstmögliches Handeln angesagt, damit der Mundstatus nicht noch schlechter und die Patientin möglichst schmerzfrei wurde.

Wie lautete Ihr initialer Behandlungsplan?
Das war ein allumfassender zahnmedizinischer Katalog: Erhalt der Vitalität der Zähne mit Caries profunda, restaurative Versorgung der bis ins Dentin reichenden kariösen Läsionen mit Komposit, Verminderung des Kariesrisikos durch Fluoridierungsmaßnahmen, Behandlung der Xerostomie mit Speichelersatzmitteln sowie Therapie der Parododontien und Revision der insuffizienten wurzelbehandelten Zähne.

Wie sind Sie in der Anfangsphase vorgegangen?
Ich kam am Anfang gar nicht mit der Behandlung nach. Zwei Wochen nach einer Behandlung hatte die Patientin schon wieder neue Kariesstellen. Das war wirklich unglaublich! Durch das schnelle Fortschreiten der Karies und den damit einhergehenden Nervenentzündungen haben wir eine Wurzelkanalbehandlung nach der anderen machen müssen. Da wir in unserer Praxis auf endodontologische Behandlungen spezialisiert sind, konnten wir sofort und adäquat handeln. Dadurch haben wir viele Zähne retten können. Parallel dazu kümmerte sich auch einer unserer Parodontologen um die Patientin.

Wir haben in dieser Phase jeden einzelnen Zahn behandeln müssen und letztlich alle bis auf die Frontzähne im Unterkiefer überkront – einfach um der Xerostomie und der Karies keine weitere Angriffsfläche zu geben. So ist der Zahn unter der Krone weitestgehend vor Austrocknung, Demineralisation und Kariesbildung geschützt. Bis wir die Mundsituation wieder einigermaßen im Griff hatten, hat es ein gutes halbes Jahr gedauert. Danach kam die Patientin alle zwei Wochen zum Kariescheck und zur Kontrolle. Leider war es sehr schwer, das Okay der Krankenkasse für solch eine Komplettsa-nierung zu bekommen! Aber mit viel Aufklärungsarbeit und einem fünfseitigen Gutachten haben wir es geschafft.

Haben Sie etwas gegen die Mundtrockenheit tun können?
Nein, nicht wirklich. Mundtrockenheit lässt sich ja nur bekämpfen, indem man den Speichelfluss wieder anregt. Das geht aber nur, wenn die Drüsen noch funktionsfähig sind. Das war bei der Patientin nur noch zum Teil der Fall. Hier konnten wir nur noch substituieren und die Symptome lindern. Das war keine einfache Sache, denn die meisten Speichelersatzmittel funktionieren nur bei einer partiellen Mundtrockenheit, bei der die Speicheldrüsen ihre Aufgabe noch in gewissem Maße erfüllen. Glücklicherweise stieß ich während einer Fortbildung auf das Dry Mouth Gel von GC – das Präparat hat ihr nach einem langen Leidensweg dann endlich geholfen.

Seit wann verwendet die Patientin Dry Mouth Gel und welche Erfahrungen hat sie damit gemacht?
Sie wendet das Produkt seit nunmehr acht Wochen an und war von Anfang an begeistert. Als ich sie nach einigen Tagen fragte, was das Besondere an dem Gel sei, hat sie geantwortet, dass es besser wirke als alle Produkte, die sie in den letzten zehn Jahren angewendet hat.

Wie schnell setzte denn die Wirkung des Gels ein?
Sehr schnell. Ich habe der Patientin das Produkt mit nach Hause gegeben und ihr gesagt, wie sie es anwenden soll. Zwei Tage später habe ich sie angerufen, und da war sie bereits begeistert. Vier Wochen nach der ersten Anwendung haben wir uns dann zusammengesetzt. Sie lobte die positive Wirkung des Gels, Nebenwirkungen verspürte sie keine.

Unter welchen Beschwerden durch die Xerostomie litt sie damals am meisten?
Ihr größtes Problem war, dass sie nachts alle zwei Stunden aufgewacht ist und etwas trinken musste. Die Trockenheit ging bis in die Speiseröhre hinunter. Sie hatte dadurch nicht nur Schmerzen im Halsbereich, sondern auch regelrecht Panikattacken. Diese extreme Mundtrockenheit hat bei ihr ein sehr beängstigendes Gefühl ausgelöst, was sich unsereins gar nicht vorstellen kann. Da sie nie durchschlafen konnte, war sie tagsüber dementsprechend müde und angeschlagen. Dank des Dry Mouth Gels schläft sie nun nachts wieder durch. Sie verteilt es mit dem Finger im Mund und schluckt es dann herunter. So verteilt es sich auch im Rachenraum und in der Speiseröhre und gibt ihr dort ebenfalls ein angenehmes, „frisches“ Gefühl. Sie wacht derzeit nur noch einmal auf, wendet das Gel nochmals an und schläft dann weiter. Ihre Lebensqualität hat sich dadurch enorm gesteigert.

Das Gel ist pH-neutral, welche Wirkung wird damit erreicht?

Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Leider sind viele Speichelersatzstoffe im sauren Milieu. Wenn Sie die auf eine bereits angegriffene Zahnhartsubstanz auftragen, dann ist das ein absolutes K.O.-Kriterium. Mit Dry Mouth Gel kommt es zu keiner weiteren Säureattacke im Mund; das Gel verhindert, dass sich der Zahnschmelz weiter entmineralisiert. Auch das ist ein großer Vorteil gegenüber den anderen Präparaten.

Sollte das neue Gel Ihrer Meinung nach gerade bei so schwer erkrankten Patienten zum „Pflichtprogramm“ gehören bzw. als Kassenleistung angeboten werden?
Ja, definitiv. Nach diesem Erfolg, den wir bei der Patientin verbuchen konnten, sollten unbedingt noch mehr Studien für das Dry Mouth Gel veröffentlicht werden. Damit man belegen kann, dass das Gel wirklich so wirksam ist – auch im Hinblick auf die zahnmedizinische Situation. Ich würde es begrüßen, wenn es die Krankenkassen zum Beispiel bei schweren, systemischen Erkrankungen übernehmen würden. Die Patientin hat mich auch schon darauf angesprochen, aber bislang muss sie es weiter selbst zahlen.

Herr Wellnitz, vielen Dank für dieses sehr interessante Gespräch.

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