Zahntechnik 06.10.2023

Die Keramikabteilung: eine CAD-freie Zone?



Die Keramikabteilung: eine CAD-freie Zone?

Foto: Ralph Riquier

Die Digitalisierung im Bereich Konstruktion (CAD: Computer Aided Design) schafft effiziente und zeitsparende Arbeitsabläufe. Allerdings müssen diese Abläufe entsprechend der Laborstruktur angepasst werden, um auch abteilungsübergreifend ihr Potenzial zu entfalten. Zumeist gibt die eingesetzte CAD-Software einen Arbeitsfluss vor. Dieser spiegelt aber in den meisten Laboren die Arbeitsabläufe nicht ausreichend wider. Gerade bei Arbeitsabläufen, die die Kompetenz von verschiedenen Abteilungen bedingen, sind Anpassungen im Ablauf notwendig, da es ansonsten zu Abstimmungsproblemen, Reibungsverlusten oder den gewohnten Schuldzuweisungen zwischen dem Techniker, der konstruiert, und dem, der weiterverarbeitet, kommt. Deutlich zeigt sich dies in Bereichen, wo Konstruktion auf Ästhetik und Farbgestaltung trifft.

Möglichkeiten

Bei der Cut-back- oder auch Micro-Layering-Technik ist das Gerüstdesign entscheidend für die spätere Farbwirkung. Um korrekte reduzierte Gerüste zu erhalten, gehen viele Labore einen von zwei Wegen. Entweder übernimmt die CAD-Abteilung die Reduktion. Wobei sich hier die Frage stellt, ob der CAD-Techniker genügend Kompetenz im Bereich Keramikverblendung hat, um diese in eine optimale Reduzierung umzusetzen. Oder der Keramiker übernimmt das komplette Gerüstdesign. Hier stellt sich dann die Frage, ob der Keramiker genügend Kompetenz im Designprozess hat, um diesen effizient umzusetzen.

Lösungsansatz

Um den Kompetenzbereichen der einzelnen Mitarbeiter gerechter zu werden, wäre ebenso ein Arbeitsweg denkbar, bei dem der CAD-Techniker das vollanatomische Gerüstdesign konstruiert und so sein Wissen in Softwarehandhabung und Funktion einbringt, und der Keramiker anschließend nur die Reduzierung nach seinen Vorlieben und Erfahrungen autark durchführt. Hierfür wird in der Keramikabteilung die Stand- alone-Software cadBack (r2 dei ex machina) installiert. Der Keramiker lädt einfach den vom CAD-Techniker vollanatomisch konstruierten Datensatz ein und kann nun gezielt seine gewünschten Reduzierungen vornehmen (Abb. 1). Durch ein Color-Mapping ist es ihm möglich, Farbinformationen von einem Digitalfoto auf den Gerüstdatensatz zu projizieren (Abb. 2). So können farbrelevante Bereiche exakt definiert werden (Abb. 3). Über Anmalen oder das Legen eines Splines können vier unterschiedliche Reduzierungsbereiche festgelegt werden. (Abb. 4). Vordefiniert sind diese als Dentin, Schneide, Mamelons und Transpa. Ebenso kann eine nicht zu unterschreitende Mindestwandstärke festgelegt werden, damit die Reduktion nicht versehentlich das Gerüst schwächt. Die Reduktion erfolgt anschließend anhand der eingestellten Reduzierungsstärken (Abb. 5). Überschneiden sich einzelne Bereiche, erfolgt die Reduktion nach folgender Regel: Mamelons vor Transpa, Transpa vor Schneide, Schneide vor Dentin. Individuelles Auf- und Abtragen kann im Anschluss erfolgen. Die ursprüngliche Außenform kann hierzu eingeblendet werden (Abb. 6). Das so reduzierte Gerüst wird anschließend zur Fertigung an die CAD-Abteilung (Computer Aided Manufacturing) übergeben.

Zusammenfassung

Effiziente Arbeitswege bedingen manchmal auch ein Umdenken in den Arbeitsprozessen. Die Kompetenzen der einzelnen Abteilungen/Mitarbeiter sollten immer der ausschlaggebende Faktor für deren Einsatzgebiet sein. Hierbei müssen Abstimmungsprobleme, Reibungsverluste sowie eine erhöhte manuelle Nacharbeit vermieden werden. Die abteilungsübergreifende Auslegung der CAD-Konstruktion ist hierfür ein Mittel. Eine sinnvolle Arbeitsteilung ermöglicht, dass jeder Techniker genau in seinem Kompetenzbereich eingesetzt wird. So wird Effizienz und Wissen abteilungsübergreifend gekoppelt und die manuelle Nacharbeit auf ein Minimum reduziert.

Dieser Beitrag ist in der ZT Zahntechnik Zeitung 10/2023 erschienen.

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