Branchenmeldungen 19.06.2013
Digitaler Zahnabdruck dank Mini-Kamera
Als eine der ersten Universitätskliniken in Deutschland macht Jena angehende Zahnmediziner mit hochmoderner Aufnahmetechnik vertraut
Der kleine Kamerakopf gleitet über die Zähne, ohne
sie zu berühren. Sofort erscheint auf dem Bildschirm ein digitales
3D-Bild, so dass der Patientin der sonst übliche Biss in eine
Abformmasse erspart bleibt. „Wir sind sehr stolz, diese Kamera für ein
Studienprojekt nutzen zu können“, sagt Prof. Dr. Harald Küpper, Direktor
der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde am
Universitätsklinikum Jena (UKJ). Jena gehört zu den ersten Universitäten
in Deutschland, die mit dieser neuen Aufnahmetechnik arbeiten.
„Die Mundhöhle ist, wie der Name schon sagt, ein dunkler, geschlossener
Raum und daher optisch schlecht darzustellen“, so Prof. Küpper. Das
gesamte Gebiss mit einer einzigen Aufnahme in allen drei Dimensionen zu
erfassen, sei nicht möglich. Die neue Kamera mit nur fingergroßem Kopf
wird daher vom Zahnarzt in einer fließenden Bewegung in geringem Abstand
über die Zähne geführt und erstellt dabei viele Einzelbilder, die sich
zu einem 3D-Gesamtbild zusammenfügen lassen.
„Die Kamera- und auch die Rechnerleistungen sind heute so gut, dass das
Bild nahezu simultan und in natürlichen Farben auf dem Bildschirm
erscheint“, erläutert Prof. Küpper. Für den Patienten ist diese digitale
Abformung nicht nur deutlich angenehmer, da bei der konventionellen
Methode ein unangenehmer Würgereiz hervorgerufen werden kann. Das
Verfahren läuft auch viel schneller ab: Kurz nachdem Dr. Oliver Schäfer
die Zähne seiner Patientin im Behandlungsraum der Zahnklinik mit der
Kamera erfasst hat, lässt sich mit der dazugehörigen Software ein
Designvorschlag für die gewünschte Krone erstellen. Nachdem der Zahnarzt
das endgültige Design festgelegt hat, gehen die Daten per Funk zu einer
speziellen Schleifmaschine in den Nebenraum. Hier kontrolliert Dr.
Eberhard Hofmeister, wie die Krone aus einem Keramikblock geschliffen
wird.
Der gesamte Prozess läuft schnell ab. „Für die Patienten bedeutet dies,
dass sie lediglich zu einem Termin kommen müssen“, sagt Christian
Schwarze, Produktmanager der Firma Sirona, die den Zahnärzten am UKJ die
Kamera zunächst als Leihgabe für ein Studienprojekt zur Verfügung
gestellt hat. Mehrwöchiges Warten auf das passende Stück entfällt für
Patienten ebenso wie der Einsatz von Provisorien, da die
Zahnrestauration sofort eingefügt werden kann. Die Kamera misst äußerst
präzise und erfasst auch die Gegenzähne, was für einen physiologischen
Biss nötig ist. „Das ist wichtig, denn wenn die Verzahnung nicht richtig
funktioniert, können bei den Patienten Kiefergelenk-Erkrankungen
entstehen, die wiederum teilweise für Kopfschmerzen bis hin zur starken
Migräne verantwortlich sind“, erläutert Prof. Küpper.
Die so genannte CAD/CAM-Technologie, die computergestützte Konstruktion
und Herstellung von Inlays, Kronen oder kleineren Brücken, sei
mittlerweile zum unabdingbaren Lehrinhalt geworden, so Prof. Küpper.
Dass sich die rund 60 Studierenden der Zahnmedizin in Jena mit der
hochmodernen Technik vertraut machen können, sieht er als deutliche
Qualitätssteigerung und Aufwertung des Standorts. „Eine Ausbildung ohne
diese innovative Technik ist einfach nicht mehr zeitgemäß.“
Quelle: Universitätsklinikum Jena