Branchenmeldungen 26.03.2024

Die Zukunft der Zahnerhaltung: 3 Fragen an Prof. Dr. Cieplik



Die Zukunft der Zahnerhaltung: 3 Fragen an Prof. Dr. Cieplik

Foto: Universitätsklinikum Freiburg/WJRVisuals – stock.adobe.com

Zu Jahresanfang übernahm Prof. Dr. Fabian Cieplik die Leitung der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg als ärztlicher Direktor. Er folgte damit auf Prof. Dr. Elmar Hellwig, der seit 1993 die Klinik leitete. Wie sich der Neustart anfühlt und was aktuell auf seiner Agenda steht, verriet uns Prof. Cieplik für unser Drei-Fragen-Format.

Eins ...

Herr Prof. Cieplik, herzlichen Glückwünsch zu Ihrer Berufung nach Freiburg im Breisgau! Wieso haben Sie sich anfangs für die akademische Laufbahn und nun den Wechsel nach Freiburg entschieden?

Zu Beginn des Studiums dachte ich eher daran, mich möglichst früh nach dem Staatsexamen in eigener Praxis niederzulassen. Dies änderte sich, als ich mit meiner Doktorarbeit begonnen und dabei gemerkt habe, wie viel Freude mir das wissenschaftliche Arbeiten macht. So kam ich auf die Idee, es einfach mal ein paar Jahre in der Klinik zu probieren. Das führte schnell zum Aufbau einer eigenen Forschungsgruppe, später zur Habilitation und jetzt bin ich sehr glücklich, hier in Freiburg zu sein. Ich hatte die besonders erfreuliche Situation, zwischen Rufen an zwei herausragende Standorte wählen zu dürfen. Schlussendlich war aber die Entscheidung für Freiburg sehr schnell klar, hauptsächlich wegen der hervorragend zu meinen Interessen passenden wissenschaftlichen Ausrichtung, aber natürlich auch aufgrund der großen Reputation der Freiburger Zahnklinik, des hervorragenden wissenschaftlichen Umfelds am Universitätsklinikum Freiburg und den damit verbundenen Möglichkeiten.

Zwei ...

Welche Themen möchten Sie in Ihrer neuen Funktion voranbringen?

Ich sehe es als Hauptziel meiner neuen Funktion, andere Menschen, sowohl Studierende als auch Kollegen, ob im Bereich der Ärzt/-innen, im nichtwissenschaftlichen Personal oder auch bei Naturwissenschaftler/-innen, in ihrer eigenen Entwicklung begleiten und fördern zu können und merke auch bereits im Kleinen, dass diese Aufgabe sehr erfüllend ist. Im Bereich der Forschung sehe ich zwei Schwerpunkte für die nächsten Jahre. Einerseits wird es darum gehen, die bereits sehr starke orale Mikrobiologie am Standort Freiburg weiter auszubauen und vor allem auch um immunologische Fragestellungen auszuweiten. Andererseits ist mir aber auch die klinische Forschung besonders wichtig. Dies gilt für alle Bereiche, sei es die Parodontologie, die Restaurative Zahnerhaltungskunde oder die Präventivzahnmedizin. Im Bereich Patientenversorgung liegen meine persönlichen Schwerpunkte vor allem in der Parodontologie sowie in der Präventiven und Restaurativen Zahnerhaltungskunde. Mir ist aber wichtig, alle Bereiche der Fächergruppe Zahnerhaltung am Standort gleichermaßen zu berücksichtigen. Was die Lehre betrifft, stehen wir vor der großen Herausforderung, die neue Approbationsordnung für Zahnärzt/-innen (AOZ) umzusetzen. Hierfür sind diverse Neustrukturierungen nötig, die gerade in der Transitionsphase mit teilweise parallel laufenden Kohorten nach alter bzw. neuer AOZ eine stark erhöhte Lehrbelastung mit sich bringen. Dennoch sehe ich dies vor allem auch als Chance, um die Ausbildung im Fach zu verbessern. Ich bin gerade für den Standort Freiburg sehr zuversichtlich, dass wir hier in enger Kooperation der einzelnen Kliniken im Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde gut zusammenarbeiten können, um die Lehre modern aufzustellen.

Drei ...

Was bewegt die Zahnerhaltungskunde aktuell und zukünftig?

Dank unserer erfolgreichen Präventionsmaßnahmen können Patient/-innen heute ihre Zähne bis ins hohe Alter erhalten. Daraus ergeben sich aber auch neue Herausforderungen: Je länger Zähne in der Mundhöhle verbleiben, desto höher ist das Risiko, irgendwann an Parodontitis zu erkranken. Daher und noch weiter verstärkt durch die demografische Entwicklung wird die Parodontologie sicherlich ein großes und zunehmend wichtiges Feld innerhalb der Fächergruppe Zahnerhaltung darstellen. Zusätzlich wird die Alterszahnheilkunde immer wichtiger, nicht nur aus restaurativer Sicht, sondern auch im Hinblick auf die Prävention bei älteren Menschen und Senioren. Es gibt aber auch in anderen Bereichen noch einiges zu tun, wie beispielsweise in der Kinderzahnheilkunde, wo wir weiterhin eine starke Polarisation der Karieslast auf bestimmte Gruppen von Patient/-innen beobachten. Auch im Bereich der Restaurativen Zahnerhaltungskunde gibt es Herausforderungen, beispielsweise für eine Zeit ohne Amalgam, die neuer Materialien und Techniken bedürfen. In all diesen Bereichen bringen insbesondere Digitalisierung und künstliche Intelligenz einige Innovationen, von denen wir in Zukunft sicherlich stark profitieren werden. Diese Entwicklungen haben gerade erst begonnen und helfen uns vielleicht auch, in Zukunft unsere Präventions- und Behandlungsmethoden noch stärker zu personalisieren.

Dieser Artikel ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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