Branchenmeldungen 20.05.2015
Hervorragende Möglichkeiten durch Licht in der Medizintechnik
Gemeinsam mit der Messe Düsseldorf veranstaltete der IVAM Fachverband für Mikrotechnik am 7. Mai 2015 das 9. COMPAMED Frühjahrsforum. Renommierte Experten der Medizintechnik gaben interessante Einblicke in den Einsatz photonischer Verfahren für Endoskopie, Laserchirurgie, Lab-on-a-Chip, biomedizinische Optosensoren und weitere Anwendungen.
Die Vortragenden waren sich einig, dass der Einsatz von Licht
hervorragende Möglichkeiten in der Medizintechnik bietet. Mit Licht,
z.B. über direkte Laseranwendungen oder durch Glasfaser, kann eine
benötigte Energiemenge sehr genau eingestellt und sehr fokussiert an der
richtigen Stelle eingesetzt werden. Schäden an gesundem Gewebe können
weitestgehend vermieden werden. So konnte Dr. Alexander Krüger vom Laser
Zentrum Hannover eindrucksvoll zeigen, wie Laser bei Augenoperationen
gezielt den Glaskörper verändern können, ohne dabei Netzhaut oder Nerven
zu verletzen. Tumore, z.B. an den Stimmlippen, können mittels Licht
gezielt entfernt werden – die Stimmbänder selbst bleiben dabei
funktionsfähig. Dr. Jürgen Helfmann von der Laser- und
Medizin-Technologie GmbH aus Berlin stellte Verfahren vor, mit denen
Licht aus Glasfasern durch Streuung seitlich ausgekoppelt werden kann,
um größere Flächen zu bestrahlen. Dies erlaubt eine gezielte
Energiekontrolle und gleichzeitig die Bearbeitung großer Gewebepartien.
Ein großes Einsatzgebiet der Optik ist die Diagnostik. Bildgebende
Verfahren werden immer genauer. Thorsten Jürgens von Olympus Surgical
Technologies Europe zeigte in seinem Keynote-Vortrag die Kombination von
optischer Diagnostik mit der Laserchirurgie: Diese Spezialinstrumente
erlauben, Tumore während der minimal-invasiven Operation zu sehen und
somit den Laser zur Entfernung der Tumore gezielt zu steuern.
Auch optische Mikrosensoren finden immer weitere Anwendungen, wie z.B.
der In-Ohr-Sensor vom CiS Forschungsinstitut für Mikrosensorik, der den
Pulsschlag und den Sauerstoffgehalt des Blutes nicht-invasiv messen und
kontinuierlich an ein Aufzeichnungsgerät übermitteln kann. Martin
Kuchenbecker von Berliner Glas stellte Interoralkameras vor, die es
erlauben, 3-D-Bilder der Zähne zu machen. Die bisher notwenigen Abdrücke
sind damit künftig überflüssig, denn die erhobenen Daten können direkt
zur Herstellung von Zahnimplantaten verwendet werden.
Faszinierende Beispiele für den Einsatz von Licht gaben Dr. Stefan
Mohrdiek vom CSEM, der unter dem Titel „Hören durch Licht“ darstellte,
wie Lichtimpulse die Hörnerven anregen können, so dass der Patient
wieder Geräusche vernehmen kann, und Dr. Frank Fischer von Beiersdorf,
der mit optischen Methoden feststellen kann, wie Kosmetika Haut und
Haare messbar beeinflussen.
Trotz aller Vorteile ist der Einzug photonischer Methoden in die Medizin
noch schleppend. Herr Jürgens wies in seiner Keynote darauf hin, dass,
wie so oft bei neuen medizinischen Verfahren, die Regeln für die
Erstattung durch Krankenkassen erst geändert werden müssen, was einen
langwierigen Prozess darstellt. Insbesondere bei Implantaten, aber auch
bei diagnostischen Verfahren stehen zunächst zeit- und kostenintensive
klinische Tests an. Trotzdem waren sich alle Experten einig, dass ein
hohes Potenzial für diese Technologie existiert und dass sie in naher
Zukunft immer mehr genutzt werden wird.
Das COMPAMED Frühjahrsforum ist der jährliche Expertentreffpunkt für
Entwickler, Produzenten und Anwender aus der medizinischen Praxis. Es
bietet bereits im Frühjahr einen Ausblick auf die COMPAMED, die größte
europäische Messe für Zulieferer der medizinischen Fertigung, die jedes
Jahr im Herbst in Düsseldorf stattfindet.
Quelle: IVAM Fachverband für Mikrotechnik/idw online