Branchenmeldungen 26.08.2015
Schweizer unterschätzen Mundkrebsrisiko durch Alkohol
95.8 % der Bevölkerung meint, über die Auswirkungen des Alkoholkonsums ausreichend informiert zu sein. Tatsächlich ist dies aber nur teilweise der Fall, wie eine Studie von Sucht Schweiz nachweist. Vor allem der Zusammenhang mit Krebs ist mehrheitlich nicht bekannt, aber auch die Grenze zum Risikokonsum wird von einem Teil der Befragten zu hoch eingeschätzt.
Zunächst die gute Nachricht: Das Wissen der Schweizer Bevölkerung bezüglich Alkoholkonsum hat sich in der Studie von Sucht Schweiz von 2014 gegenüber 2012 in allen Bereichen leicht verbessert. Die Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit entstand im Rahmen von Suchtmonitoring Schweiz. Sie zeigt, dass weit über 90 % der Bevölkerung wissen, dass Alkohol Ungeborenen schadet, Lebererkrankungen verursacht sowie ein häufiger Grund für Unfälle und Gewalt ist.
Krebsrisiko nur wenig geläufig
Demgegenüber scheint der Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebserkrankungen noch wenig geläufig zu sein: Nur rund die Hälfte der Bevölkerung sieht einen Zusammenhang von Alkohol mit Dickdarm- und Mastdarmkrebs (51.5 %) respektive Mund- und Rachenkrebs (46.6 %). Darüber, dass Alkohol auch das Risiko für Brustkrebs erhöht, wissen lediglich ein Fünftel der Befragten (20.5 %) Bescheid. Diese Resultate kontrastieren mit den Erkenntnissen, dass jährlich fast 500 Menschen in der Schweiz an einem alkoholbedingten Krebs sterben. Das sind rund 30 % aller 1600 alkoholbedingten Todesfälle in der Schweiz. Der Umstand, dass die Schweizer Wohnbevölkerung nicht ausreichend über den Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebserkrankungen informiert ist, wurde bereits in der Umfrage von 2012 festgestellt und hat sich seither nicht verbessert. Das Krebsrisiko steigt mit zunehmenden Konsummengen an und manifestiert sich bereits bei moderatem Konsum.
Risikokonsum für viele unklar
Die Grenze zum Risikokonsum wird von einem nicht unerheblichen Teil
der Befragten zu hoch eingeschätzt. So glauben 25 % irrtümlich, dass
Männer pro Tag ohne Risiko vier oder mehr Gläser Alkohol konsumieren
könnten, für die Frauen geben gar knapp 64 % nicht das richtige Mass von
weniger als 2 Gläsern an.
44.8 % der Befragten sind auch
fälschlicherweise der Meinung, dass Männer innert sechs Stunden fünf
Gläser und mehr trinken könnten, ohne ein akutes Risiko für ihre
Gesundheit einzugehen. Bei den Frauen, bei denen bereits vier Gläser ein
Gesundheitsrisiko darstellen, setzen gar 50.5 % der Befragten den
Grenzwert zu hoch an.
Junge sehen weniger Gefahren
Es zeigt sich, dass sich die Umfrageteilnehmenden zwischen 15 und 24
Jahren im Schnitt weniger der Gefahren des Alkohols und deutlich weniger
der Grenzwerte bewusst sind: So denken rund 40 % dieser Altersgruppe,
dass 8 Gläser Alkohol innert sechs Stunden noch kein Risiko für die
Gesundheit darstellen.
Personen mit Risikokonsum geben deutlich
häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt akute Konsummengen von fünf
oder mehr Gläsern als gesundheitlich unbedenklich an. Es gibt also einen
starken Zusammenhang zwischen den eigenen Verhaltensweisen und der
Einschätzung dessen, was noch ungefährlich für die Gesundheit sei.
Mehrere Studien weisen darauf hin, dass eine Korrektur von überhöht
wahrgenommenen Trinknormen auch mit einer Konsumreduktion einhergehen
kann. Die Verbreitung von Wissen zum Alkohol bleibt demnach
notwendig, um den Risikokonsum zu senken und die Gesundheit der
Bevölkerung zu schützen. Es ist wichtig, über die bislang zu wenig
bekannten Aspekte verstärkt zu informieren und dabei auch
geschlechtsspezifische Fragen zu berücksichtigen.
- Zur Studie
- Marmet, S., Notari L., Gmel, G. (2014). Suchtmonitoring Schweiz -Themenheft Wissen und Einstellungen zum Thema Alkohol und Gesundheit in der Schweiz im Jahr 2014. Sucht Schweiz: Lausanne, Schweiz.
- Mehr Informationen zu alkoholbedingten Todesfällen in der Schweiz
- Website www.alkoholimkoerper.ch
- Broschüre Alkohol und Gesundheit
- Kampagne www.alcohol-facts.ch
Quelle: Sucht | Schweiz