Branchenmeldungen 08.03.2023

Stabwechsel bei der ITI Sektion Deutschland



Stabwechsel bei der ITI Sektion Deutschland

Foto: ITI Sektion Deutschland

Die Fellows der Deutschen Sektion des International Team for Implantology (ITI) bleiben dem Rheingau treu. Nachdem im vergangenen Jahr Eltville-Reinhartshausen der Ausrichtungsort des Meetings war, war dieses Mal die Burg Schwarzenstein in Geisenheim-Johannisberg Austragungsort des 25. Fellow-Meeting der ITI Sektion Deutschland. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Aufnahme neuer Fellows und vor allem die Übergabe der Amtsgeschäfte an das neue Leadership Teams. 

Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten, hatten die Deutschen Fellows des globalen implantologischen Netzwerks ITI bereits im vergangene Jahr das neue Leadership Team gewählt. Und so wird ein personell wesentlich verändertes und zudem verjüngtes Leadership Team ab diesem Jahr die sehr aktive Deutsche Sektion führen – Dr. Anne Bauersachs (Sonneberg), die bisher das Amt der Study-Club-Koordinatorin innehatte, ist nun die erste Chairwoman der Deutschen ITI und folgte somit auf Prof. Dr. Johannes Kleinheinz (Münster). Auf Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas (Mainz) ist nun Priv.-Doz. Dr. Dr. Eik Schiegnitz (Mainz) als Education Delegate gefolgt und Dr. Florian Will übernimmt das Amt des Study-Club-Coordinators.

Nach fast zwei Jahrzehnten Öffentlichkeitsarbeit für die Deutsche Sektion ist Dr. Georg Bach (Freiburg im Breisgau) ebenfalls aus dem Deutschen Leadership Team ausgeschieden, sein Amt übernimmt nun Priv.-Doz. Dr. Stefan Röhling (München). Sektion Manager Dr. Thomas Kreuzwieser formulierte zufrieden: „Die Weichen sind für eine gute Zukunft unserer Deutschen Sektion gestellt.“

Neue Fellows für die ITI 

Wie in den Vorjahren wurden Kollegen neu in den Kreis der Deutschen Fellows aufgenommen und traditionsgemäß halten diese am ersten Tag des Meetings ihre Antrittsvorträge. Zuvor berichtete Scholar und Junior-Professorin Prof. Dr. Paula Korn (Dresden) von ihrer einjährigen Arbeit in Toronto (Kanada) an einer Spezialklinik für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und komplexem Behandlungsbedarf. Sie konnte hier im Rahmen eines Langzeitbehandlungsprogrammes von Kindern und Jugendlichen mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten tätig werden und stellte anhand eines Fallbeispiels die wertvollen Erkenntnisse mit einem interdisziplinären Konzept dar.

Priv.-Doz. Dr. Marcel Hanisch (München) referierte über „Implantologische Therapieoptionen bei genetisch bedingten Nichtanlagen“. Hier stand die ektodermale Dysplasie im Fokus und der Referent betonte, wie viele Subtypen und Ausprägungen es bei diesem Erkrankungsbild gibt. Die Option der implantatunterstützten oralen Sanierung gibt diesen Patienten eine neue Form der Lebensqualität und Chance für eine neue soziale Entwicklung bei einer guten Langzeitprognose für die Implantate, die in begründeten Einzelfällen auch in einem sehr frühen Lebensalter inseriert werden können.

Eine wichtige Rolle in der Deutschen ITI Sektion spielen die Zahntechniker. So wurde der Antrittsvortrag „Der digitale Weg: Vom Backward Planning zur prothetischen Versorgung“ von ZTM Hans Eisenmann (Ulm) mit großer Sympathie begleitet. Er ist neben seiner Tätigkeit im eigenen Labor auch Study-Club-Direktor des ITI-SC Ulm, den er zusammen mit Prof. Dr. Dr. Alexander Schramm führt. Vor allem die Vorhersagbarkeit des Ergebnisses wird von ZTM Eisenmann als entscheidende Vorteil des Backward Planning gesehen. Dieses erfolgt in der Regel mithilfe digitaler Verfahren, bei komplexen Ausgangssituation mitunter auch noch analog-händisch. Die Darstellung der entsprechenden Prozesskette nahm den hauptsächlichen Anteil der Ausführungen ein, die digitale Pro-Arch-Planung wird dabei als höchste Herausforderung angesehen.

Dr. Christian Hammächer (Aachen, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie) definierte Möglichkeiten und Grenzen der Rezessionsdeckung an Implantaten. Der dünne Biotyp in Kombination mit einem zu weit bukkal inserierten Implantat wird von ihm als wesentlicher Risikofaktor für das Etablieren einer Rezession definiert. Somit dürfen keine Frontzähne extrahiert werden, ohne vorher ein Behandlungskonzept definiert zu haben. Ausnahmen stellen hier lediglich Notfallsituationen dar. Bei Miller Klasse 1 und 2 sieht Dr. Hammächer Chancen für eine erfolgreiche Rezessionsdeckung, bei den Klassen 3 und 4 und/oder Manifestation einer periimplantären Läsion ist dieser Therapieansatz nicht Erfolg versprechend. Weitere Limitation sind bei extremen Implantatfehlpositionierungen und Rezessionen zu suchen, die größer als vier Millimeter sind, sowie ausgeprägte Hartgewebsdefekte.

Mit ZTM Fabian Zinser konnte auch ein Vertreter der jungen Zahntechnikergeneration in die Deutsche Sektion des ITI aufgenommen werden. Er sprach über „Stressfreie Sofortversorgungskonzepte im Laboralltag“. ZTM Zinser ist sowohl als Referent bei zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen als auch als Beiratsmitglied und Referent beim neuen ITI Curriculum Digital. Welche Entwicklungen auf dem Gebiet der Digitalen Zahntechnik bereits hinter uns liegen, zeigte ZTM Zinsers Aussage: „Wir sind inzwischen soweit, dass der Scanbody entscheidet, welches Laboranalog verwendet werden kann. Somit hat er direkten Einfluss auf die Gestaltung der Suprakonstruktion.“

Auch der amtierende Study-Club-Coordinator war unter dem Reigen der neuen ITI Fellows, Dr. Florian Will (Würzburg) sprach über „Patientenindividuelle allogene Blöcke in der Augmentationschirurgie“. Er räumte gleich zu Beginn ein, dass allogene Blöcke ein kontrovers diskutiertes Thema, sind. Dennoch sieht er für diese Versorgungsform Indikationen, also auch Vorteile. Diese sind vor allem in einer verkürzten Operationszeit und der Vermeidung einer Entnahmemorbidität zu suchen. Dr. Will verwendet die aus Gewebespenden stammenden Blöcke seit einem Jahrzehnt und berichtete über gute klinische Ergebnisse, wies indes darauf hin, dass Zellbestandteile des Spenders in Blöcken nachgewiesen werden konnten. Bezüglich der Implantatüberlebensraten gibt es in der Literatur keinen Hinweis auf Unterschiede zwischen allogen und autologen Blöcken. In Kombination mit einer 3D-Diagnostik ergeben sich weitere Vorteile, denn nun können defektkongruente allogene Blöcke hergestellt und inseriert werden. Abschließend wies Dr. Will auf die momentan bestehende dürftige Datenlage hin.

Vordergründig betrachtet außergewöhnlich mutete das Thema des Vortrages „Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin“ von Dr. Dr. Markus Tröltzsch (Ansbach) an. Dieses ist indes alles andere als außergewöhnlich für die Deutsche ITI Sektion. Es ist vielmehr eine Herzensangelegenheit. Beredtes Zeichen hierfür ist der am 12. Mai in Dresden stattfindende deutsch-österreichische ITI Kongress, der ganz unter dem Motto der Nachhaltigkeit stehen wird. In überaus eloquenter und lebendiger Weise stellte Dr. Dr. Tröltzsch seine Erfahrungen mit der Inauguration und Verwirklichung nachhaltiger Konzepte in der Zahnheilkunde vor. Zum Abschluss des ersten Tags stellte Dr. George Raeber, PhD, Speaker der Firma Straumann, die „Innovation pipeline“ des Unternehmens vor. 

Umfangreiche Fortbildungsangebote

Der zweite Tag des Fellow Meeting startete mit dem besonderen Vortrag „Die ITI Sektion Deutschland – viel davor, viel dahinter“, des scheidenden Sektionschair Prof. Dr. Dr. Kleinheinz und des scheidenden Communications Officer Dr. Bach, die über die Entwicklung der Deutschen ITI Sektion im vergangenen Vierteljahrhundert berichteten. Ein Zeitraum, den beide mitbegleitet und mitgestaltet haben. Als Garanten und Säulen der positiven Entwicklung der Deutschen ITI Sektion, heute Benchmark und Aktivposten im weltweiten Vergleich, definierten beide Referenten die außergewöhnliche Kollegialität, die innerhalb der Deutschen Sektion herrscht, den permanenten Mut zu Neuem, zur Entwicklung neuer Formate und der Commons-Sense, der in allen Deutschen ITI Leadership Teams herrscht.

Der zweite Sitzungstag ist traditionell sektionsinternen Belangen gewidmet. Zunächst steuerten Chairman/Chairwoman Prof. Dr. Dr. Kleinheinz und Dr. Bauersachs ihren Bericht bei. Natürlich stand der nunmehr bereits zum zweiten Mal verschobene ITI Kongress in Dresden im Vordergrund ihrer Ausführungen. Dennoch musste im vergangenen Jahr nicht auf ein ITI Fortbildungshighlight der Deutschen Sektion verzichten müssen, denn Anfang Juli fand in Frankfurt (am Main) die vielbeachtete „Summer in the Citi“-Veranstaltung statt, die sehr erfolgreich verlief und unbedingt erneut stattfinden sollte.

Da Dr. Bauersachs im vergangenen Jahr noch in der Funktion der Study Club-Koordinatorin tätig war, konnte sie zusammen mit dem neuen Coordinator Dr. Will sehr erfreuliche Zahlen über den Stand der ITI-Study Clubs in Deutschland berichten. 47 Study Clubs (davon zehn Neugründungen im vergangenen Jahr) sind aktiv und 129 Meetings wurden durchgeführt. Hier erweisen sich die Online-Study-Clubs erneut keinesfalls als Notlösung, nein dieses Format wird weiterhin derart gut aufgenommen, dass es sich als Alternative zur Präsenzveranstaltung zweifelsfrei etablieren wird.

Prof. Dr. Dr. Al-Nawas konnte – Priv.-Doz. Dr. Dr. Schiegnitz wird für das sehr erfolgreiche Fortbildungswesen der Deutschen Sektion künftig verantwortlich sein – vom ITI-Webinar, den zahleichen Fortbildungskursen und vom „Summer in the Citi“-Meeting in Frankfurt über die facettenreichen Fortbildungsaktivitäten der Deutschen Sektion berichten. „Die Zahlen sprechen für sich“, so Prof. Dr. Dr. Al-Nawas zufrieden. Besondere Erwähnung fanden die unterhaltsamen Knowledge Nuggets, wo in kurzer Zeit alle wesentlichen Informationen zu einer relevanten Frage der Implantologie in kurzweiliger Form vermittelt werden. Neben dem erfolgreichen „Curriculum Implantologie“ hat sich auch das Curriculum für orale Regeneration fest etabliert. Demnächst startet auch ein drittes deutsches Format: das Curriculum Digital. Hier hat die Deutsche Sektion nicht nur mehrfach Neuland beschritten, sondern klare Trends gesetzt, finden doch die deutschen Formate zwischenzeitlich Einzug in die globale ITI-Welt. Sektion Manager Dr. Kreuzwieser präsentierte die mannigfaltigen Aktivitäten der ITI-Sektion. Auch in Coronazeiten war diese auf zahlreichen Veranstaltungen und Kongressen präsent. Mit gut 1.200 Mitglieder und Fellows ist die Deutsche Sektion eine der großen in der globalen ITI-Welt; im vergangenen Jahr konnten 200 neue Mitglieder gewonnen werden. Damit ist der Effekt der Coronapandemie, die in den vergangenen Jahren dem bis dato vehementen Wachstum der Deutschen Sektion einen kleinen Dämpfer verpasst hatte, endgültig umgekehrt. Ferner ist Dr. Kreuzwieser dennoch zuversichtlich, dass das Jahr 2023 mit vielen Präsenzveranstaltungen der Deutschen Sektion, vor allem dem Deutschen ITI-Kongress in Dresden, einen weiteren deutlichen Wachstumsschub geben wird.

Öffentlichkeitsarbeit wird zunehmend digital

Seit fast zweieinhalb Jahrzehnten kümmerte sich Dr. Bach um die Öffentlichkeitsarbeit für die deutsche ITI Sektion, davon drei Legislaturperioden als Communications Officer. Er berichtete mit seinem Nachfolger Dr. Stefan Röhling, dass sich in diesem Zeitraum das Wesen der standespolitischen und fachspezifischen Öffentlichkeitsarbeit komplett gewandelt hat. Corona hat diese Entwicklung hin zu digitalen Medien eindeutig katalysiert. War das Verhältnis digitale zu analoge Berichterstattung über die Deutsche ITI Sektion noch nahezu ausgeglichen, so hat sich dieses im vergangenen, zweiten Coronajahr deutlich gewandelt, nunmehr sind über zwei Drittel der ITI Öffentlichkeitsarbeit in digitalen Medien angesiedelt. Zudem nimmt der Bereich Social Media einen beträchtlichen Anteil in der Öffentlichkeitsarbeit ein.

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