Wissenschaft und Forschung 15.04.2015

Das Rätsel um die Landkartenzunge

Das Rätsel um die Landkartenzunge

Foto: © Angel Simon - Fotolia

Die Landkartenzunge ist ein bekanntes Phänomen, welches in der Regel harmlos für den Patienten ist. Seine Ursache ist allerdings noch immer unbekannt. Eine erbliche Veranlagung wird bisher als wahrscheinlichste Ursache angenommen. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft veröffentlichte nun eine Arbeit1 israelischer Wissenschaftler, die den Verlauf der Krankheit genauer untersucht haben und somit der Ursache auf den Grund gehen wollten.

Die Landkartenzunge ist gekennzeichnet von roten Flecken, bei denen die Papillen der Zungenoberfläche durch eine langsam voranschreitende Entzündung zerstört sind. Diese Stellen sind von einem meist weislichen Saum umgeben und damit von der gesunden Zungenoberfläche abgegrenzt. Anhand von numerischen Simulationen verfolgten die Forscher die Entwicklung der Landkartenzunge und veranschaulichten diese. Die Flecken scheinen sich wellenartig zu entwickeln. Ausgehend von einem befallenen Punkt, breiten sie sich kreis- oder spiralförmig aus. Beim kreisförmigen Verlauf breitet sich die Problematik von einem einzelnen Punkt über die ganze Zunge aus, klingt dann ab und entsteht wieder von vorn. Bei der wellenförmigen Ausbreitung, die für das charakterisitsche „Landkartenmuster“ sorgt, existieren befallene und gesunde Zungenregionen nebeneinander. Die dort ablaufende Erscheinung verglichen die Forscher mit einem Waldbrand. Erst wenn ein Feuer die gesamte Waldfläche abgebrannt hat, können neue Bäume wachsen. Klingt also an einer Region die rote Fläche ab, können sich im Anschluss die Papillen regenerieren – die Entzündung hat dann jedoch die Stellen zwischen den vorher entzündeten Flächen befallen, sodass sich die Landkartenzunge ständig selbst aufrechterhält.

Nachdem die Forscher verschiedene Befälle und Verläufe betrachteten, führten sie eine mögliche Ursache anhand einer Landkartenzunge bei einem einjährigen Jungen herbei. Das charakteristische Muster entstand bei dem Kind während der Zahnungsphase. Das ständige Reiben der Zunge am Gaumen könnte der Auslöser sein.

1 Gabriel Seiden and Sofia Curland 2015 New J. Phys. 17 033049 doi:10.1088/1367–2630/17/3/033049

Autor: Karola Richter
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