Wissenschaft und Forschung 05.05.2015

Kinderzähne geben Aufschluss über Lebenserwartung

Kinderzähne geben Aufschluss über Lebenserwartung

Foto: © Marcus Kretschmar - Fotolia

Ist eine Unterernährung eines Babys im Mutterleib die Ursache, dass manche Kinder sich mit einer schlechten Gesundheit entwickeln bzw. das Kindesalter nicht überleben? Diese Frage wollen britische Forscher anhand von Kinderzähnen beantworten. Erste Ergebnisse einer Studie1 zu Kindern, die während der großen Hungersnot in Irland zur Welt kamen, sollen nun mit aktuellen Daten von Kindern aus Großbritannien und dem Sudan verglichen werden.

Britische Forscher untersuchten Milchzähne von Kindern, die Mitte des 19. Jahrhunderts während der großen Hungersnot starben. Aus der Zusammensetzung der Zähne zogen sie Schlüsse, welche Faktoren zu einem langen gesunden Leben beitragen und welche Kinder nur eine kurze Lebenserwartung haben. Als Vergleichsgruppe dienten die Zähne von Kindern, deren Familien vor der Hungersnot nach London flohen. Sie verglichen das Verhältnis bestimmter Isotope im Knochengewebe der Frauen und Kinder, die starben.

Ein Indikator, den die Forscher bisher für einen Faktor einer gesunden Ernährung hielten, ist der Gehalt von Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotopen. Es wurde angenommen, dass höhere Stickstoff-Isotop-Werte ein gutes Zeichen für eine proteinreiche Ernährung sind. Es zeigte sich aber, dass sehr hohe Werte offenbar bei Kindern vorkamen, deren Mütter unterernährt und großem Stress ausgesetzt waren. Die Mütter haben offenbar ihre eigene Gewebesubstanz während des Stillprozesses umgesetzt, um ihr Baby zu ernähren und dabei selbst abgebaut. Trotzdem fehlten gerade diesen Kindern wichtige Nährstoffe durch diese Form der einseitigen Ernährung. Die Überlebenswahrscheinlichkeit war dadurch niedrig.

1 DOI: 10.1002/ajpa.22736

Autor: Karola Richter
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