Wissenschaft und Forschung 08.04.2014
Schwarze Schokolade hilft gegen Stress
Wer vor einem öffentlichen Auftritt eine halbe Tafel schwarzer Schokolade isst, senkt den Stresspegel des Körpers. Das haben Forschende der Universitäten Bern und Zürich und des Inselspitals herausgefunden. Vermuteter Grund: Kakaoteile hemmen Stresshormone.
Kardiovaskuläre (Herz-Kreislauf-) Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in den Industrieländern. Kurzer, heftiger Stress kann einen akuten Herzinfarkt auslösen. Aus der Forschung weiß man, dass der Konsum schwarzer Schokolade vor Herzerkrankungen schützt aufgrund bestimmter Kakaobestandteile, der sogenannten Kakao-Flavonoide. Warum das so ist, ist erst teilweise erforscht. Nun hat eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Petra H. Wirtz vom Institut für Psychologie der Universität Bern erstmals beim Menschen eine entsprechende Untersuchung durchgeführt. Die Studie wurde soeben in der renommierten kardiologischen Fachzeitschrift „Journal of the American College of Cardiology (JACC)“ publiziert.
Getürkte Schokolade, fingiertes Vorstellungsgespräch
In einer Placebo-kontrollierten Studie aß die eine Hälfte der Probanden – gesunde Männer zwischen 20 und 50 – eine halbe Tafel schwarzer Schokolade mit hohem Flavonoid-Gehalt. Die andere Hälfte erhielt eine Placebo-Schokolade ohne Flavonoide. Nach zwei Stunden wurden die Versuchsteilnehmer einem standardisierten Stresstest unterzogen: ein fingiertes Vorstellungsgespräch mit freier Rede und Kopfrechnen vor einem Gremium von zwei Prüfenden in weißem Kittel. Dieser zehnminütige Test löst zuverlässig eine akute körperliche Stressreaktion mit Ausschüttung von Stresshormonen aus.
Flavonoide vs. Stresshormone
Vor dem Stresstest und bis zu einer Stunde danach wurden wiederholt
Stresshormone gemessen, die von der Nebenniere sowie vorwiegend in
zentralen Teilen des Körpers wie dem Gehirn freigesetzt werden. Gemessen
wurden ferner der Flavonoid-Spiegel im Blut und die persönliche
Einschätzung des Stress-Ausmaßes durch die Probanden. Resultat: Wer
echte schwarze Schokolade gegessen hatte, wies einen schwächeren Anstieg
der Nebennieren-Stresshormone Cortisol und Adrenalin aus als die
Placebo-Gruppe. Je höher die Flavonoid-Spiegel im Blut, desto geringer
war der Stresshormonanstieg. Bei den anderen Stresshormonen und der
psychologischen Stressbewertung zeigten sich hingegen keine Unterschiede
zwischen den beiden Testgruppen.
„Wir vermuten, dass schwarze Schokolade aufgrund der darin enthaltenen
Flavonoide auf Ebene der Nebennieren vor der körperlichen Reaktion auf
Stress schützt, indem sie die Stresshormonfreisetzung reduziert“,
folgert Petra Wirtz. Die Forschenden erhoffen sich von diesen
Erkenntnissen ein besseres Verständnis der schützenden Effekte von
Kakao-Flavonoiden auf das Herzkreislaufsystem sowie neue Ansatzpunkte
für die Prävention von Herzkreislauferkrankungen bei Personen mit
erhöhtem Risiko und bei Gesunden.
Quelle: Universitätsspital Bern, idw online