Branchenmeldungen 13.05.2013
Wie Multitasking die Leistung verbessern kann
Eine Forschungsgruppe der Universität Basel hat herausgefunden,
dass Multitasking nicht zwingend zu schlechteren Leistungen führt. Im
Gegenteil, Multitasking kann die Leistung sogar verbessern –
vorausgesetzt, die gestellte Aufgabe ist am besten mit einer einfachen
Strategie zu lösen.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Multitasking bei vielen
Aufgaben die Leistung verringert. Die Wahrscheinlichkeit einer
fehlerhaften Medikamentendosierung erhöht sich beispielsweise bei
Krankenschwestern, die bei der Behandlung eines Patienten mehrfach
unterbrochen werden. Wer beim Autofahren telefoniert, baut ebenfalls mit
höherer Wahrscheinlichkeit einen Unfall. Manchmal kann Multitasking
aber die Leistung sogar erhöhen. So spielen erfahrene Golfer, die
abgelenkt werden, besser als Golfer, die sich ausschliesslich auf ihren
Schlag konzentrieren. Auch eine Ablenkung durch die Anwesenheit anderer
kann zu einer Leistungssteigerung führen. Aber weshalb ist das so?
Widersprüche klären
Ein Forschungsteam der
Universität Basel hofft, diese augenscheinlichen Widersprüche
aufzuklären, wie sie in einer kommenden Ausgabe des «Psychological
Science», eine der führenden Zeitschriften in der Psychologie,
berichten. Hauptautorin Janina Hoffmann, Doktorandin für
Wirtschaftspsychologie, und ihre Co-Autoren Dr. Bettina von Helversen
und Prof. Dr. Jörg Rieskamp, haben herausgefunden, dass sich die Wahl
der Urteilsstrategie stark darauf auswirkt, wie die kognitive Belastung,
welche durch das Multitasking entsteht, die Leistung beeinflusst.
Eine grössere kognitive Belastung kann tatsächlich zu einer
Leistungssteigerung führen, wenn die gestellte Aufgabe am besten durch
eine einfache, ähnlichkeitsbasierte Strategie zu lösen ist. Bei einer
solchen Strategie werden Urteile basierend auf Erfahrung aus vergangenen
Ereignissen gefällt.
Die Studie, die vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt
wurde, beruht auf den Resultaten aus zwei an der Universität Basel
durchgeführten Experimente. Für das erste Experiment wurden 90
Teilnehmende unterschiedlich grossen kognitiven Belastungen ausgesetzt,
während ihnen eine Urteilsaufgabe gestellt wurde, deren Lösung am besten
durch eine ähnlichkeitsbasierte Strategie zu erreichen war. Die meisten
Teilnehmenden entschieden sich für eine solche Strategie und erzielten
bessere Urteilsleistungen als die Probanden, die unter niedriger oder
unter keiner Belastung gelernt hatten.
Beim zweiten Experiment wurde 60 Teilnehmenden eine Urteilsaufgabe
gestellt, auf die am besten eine regelbasierte Strategie passte.
Diejenigen Teilnehmenden, die sich dennoch für eine ähnlichkeitsbasierte
Strategie entschieden, erzielten schlechtere Urteile.
Eine kognitive Belastung führt also nicht per se zu schlechteren
Urteilsleistungen, sondern kann – abhängig von der Wahl der
Lösungsstrategie – sogar zu besseren Leistungen führen. Laut den
Forschenden ist es von grosser Bedeutung, besser zu verstehen, welche
kognitiven Strategien Menschen unter Belastung nutzen. Dazu Janina
Hoffmann: «Ein besseres Verständnis dieser kognitiven Strategien würde
zukünftigen Studien ermöglichen, genauer vorherzusagen, unter welchen
Umständen Menschen Probleme besonders gut lösen können.»
Originalbeitrag: Janina A. Hoffmann, Bettina von Helversen and Jörg Rieskamp
Deliberation's Blindsight: How Cognitive Load Can Improve Judgments
Psychological Science, published online 10 April 2013| doi: 10.1177/0956797612463581
Quelle: Universität Basel