Praxismanagement 03.01.2023
Zum emotionalen Aus einer Kleinstadtpraxis
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Wie ergeht es Zahnarztpraxen abseits großstädtischen Glanz und Glamours? Dieser Frage sind wir in diesem Jahr in unserer Rubrik LandZahnWirtschaft nachgegangen. Zum Jahresende widmen wir uns einer Praxis, die ungewollt schließen musste: Dr. Heinz-Jörg Kost betrieb seine Zahnarztpraxis in Attendorn im Kreis Olpe mehr als als drei Jahrzehnte, bis der Weggang einer Mitarbeiterin die Praxis ins plötzliche Aus führte. Seit Juni 2022 wickelt der Zahnarzt sein Unternehmen ab und erlebt das Ende als einen schwierigen wie langwierigen Vorgang. Im Interview resümiert er, wie es zu dieser uneleganten Schließung kommen konnte.
Herr Dr. Kost, was hat Sie veranlasst, Ihre Praxistätigkeit abrupt zu beenden?
Man könnte sagen: Fremdbestimmte Umstände und das Zusammenkommen zweier Phänomene unserer Zeit – das vermehrte Schließen von Land- und Kleinstadtpraxen durch mangelndes Interesse des Nachwuchses und der Fachkräftemangel. Als meine langjährige Mitarbeiterin im Dezember 2021 ohne Vorwarnung kündigte, wurde dadurch das Ende meiner Praxis eingeleitet. Zum Glück konnte eine ehemalige Helferin kurzzeitig einspringen und mit mir die begonnenen und geplanten Arbeiten noch bis zum Juni 2022 beenden, darüber hinaus aber war der Betrieb nicht mehr haltbar. Das war eine herbe Enttäuschung für mich, denn wie sollte ich auf die Schnelle eine neue Mitarbeiterin in Attendorn finden? Das wäre in einer Großstadt vielleicht noch anders gewesen, aber hier beendete der Weggang meiner Mitarbeiterin auch meine Tätigkeit.
Wie haben Ihre Patienten auf die Schließung reagiert?
Für die Patienten war es ein Schock, und viele haben mich in der Folgezeit noch privat aufgesucht und um eine Behandlung gebeten. Ich hatte ein sehr familiäres Verhältnis zu meinen Patienten, schließlich boten wir konstant seit Jahrzehnten eine vertrauensvolle und zuverlässige zahnmedizinische Versorgung und waren eine feste Größe im Ort. Ich hatte fast 10.000 treue und dankbare Patienten in meiner Kartei. Der Wegfall meiner Praxis trifft diese Patienten auch deswegen hart, weil eben nicht, wie in Großstädten, eine Überversorgung in Attendorn besteht, sondern das Gegenteil, eine Unterpräsenz an Zahnärzten. Da schmerzt jede Schließung umso mehr.
Wie gestaltete sich Ihre Nachfolgersuche?
Ab 2016 hatte ich mithilfe von diversen Dentaldepots versucht, einen weiteren Behandler zu gewinnen, der dann perspektivisch die Praxis hätte übernehmen können. Nachdem mir von den Depots jedoch signalisiert wurde, dass die Dimensionen der Praxis dafür zu klein seien, stellte ich mein Bemühen ein. Im Rückblick hätte ich hier vielleicht anders handeln sollen. Seit September 2021 habe ich dann erneut mit zwei Depots nach einem Käufer gesucht, aber das Interesse war mehr als gering, sodass die Suche eingestellt wurde. Dabei bietet Attendorn die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Praxisleben: Ein Nachfolger hätte für einen verhältnismäßig kleinen Erwerbsbetrag eine erfolgreich etablierte und umsatzstarke Praxis mit einem treuen Patientenstamm übernehmen können. Natürlich hätte man Investitionen tätigen müssen, um die Praxis zu modernisieren, aber die Risiken sind, verglichen mit einem kompletten Neustart in der Großstadt, gering. Darüber hinaus bietet die Stadt Attendorn sogar eine Welcome-Prämie in Höhe von 10.000 Euro für jene Ärzte und Zahnärzte, die sich in der Stadt niederlassen. Anreize gibt es demnach genug.
Welches Fazit ziehen Sie aus Ihrem Berufsende?
Ich blicke auf intensive Berufsjahre zurück, die von Verwaltungsherausforderungen ebenso wie Erfolgsmomenten mit Patienten geprägt waren. Obgleich ich natürlich, bedingt durch mein Alter, in den letzten Jahren meinen Ruhestand schon im Blick hatte, hätte ich mir das Ende, so wie es sich jetzt einstellt, anders gewünscht. Zudem hätte es mich gefreut, wenn die Praxisräumlichkeiten einen Neustart erlebt hätten. Ein positives Moment hat dieses Ende dann aber doch: Ich werde derzeit bei der verwaltungstechnischen Abwicklung der Praxis von einer fachfremden Mitarbeiterin ganz fantastisch unterstützt und bin für diese Hilfe überaus dankbar.
Wenn auch Sie für Ihre Praxis keinen Nachfolger finden konnten und Ihre Erfahrungen weitergeben möchten, schreiben Sie uns an: redaktion-zwp@oemus-media.de
Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Praxis Wirtschaft erschienen.