Praxismanagement 05.08.2025

Ich und Veränderung?! Vom Mut, als Führungs­kraft Veränderungen anzustoßen



Sie sind mutig genug, zu sagen, dass Sie eine Veränderung anstreben, sei es im Führungsstil, in der Kommunikation, in der Praxisorganisation oder innerhalb des Teams? Damit ist ein wichtiger Schritt geschafft! Vielleicht haben Sie bereits eine Vorstellung davon, was verändert werden sollte, doch frühere Versuche sind gescheitert.

Ich und Veränderung?! Vom Mut, als Führungs­kraft Veränderungen anzustoßen

Foto: Daisy Daisy – stock.adobe.com/ KI-generiert

Möglicherweise liegt der Wunsch nahe, dass sich andere anpassen, oder Sie spüren, dass eine Veränderung notwendig ist, ohne genau zu wissen, worin sie bestehen sollte. Dieser Beitrag zeigt Wege auf, sich selbst zu entlasten und die nächsten Schritte mit mehr Leichtigkeit anzugehen.

Was sind Veränderungen?

So banal die Frage erscheinen mag, so tiefgreifend sind die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Veränderungen treten immer dann ein, wenn Abschied genommen wird – von bekannten Strukturen, Routinen oder Prozessen. Genau da liegt die große Herausforderung: Abschiede lösen immer Trauer aus. Diese muss bewältigt werden. Abschied zu nehmen, bedeutet, sich mit Vergangenem aus­einander­zu­setzen, sei es mit posi­tiven Erinnerungen oder mit schmerzhaften Erfahrungen. Beides ist harte Arbeit. Erst durch diesen bewussten Prozess entsteht die Möglichkeit, sich für die Zukunft zu öffnen – sowohl mental als auch im praktischen Handeln.

Ein Beispiel hierfür ist der Verlust eines geliebten Menschen. In einer solchen Situation stellt sich die Frage, wie das ­Leben ohne diese Person weitergehen kann. Es ist ein Schwanken zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Zukunft fühlt sich fremd an, da man eben noch nicht an vertraute Strukturen und Gedanken anknüpfen kann. Was wir nicht kennen, löst Unruhe, Zweifel, Hilflosigkeit aus – es ist das Fehlen altbekannter Rituale und damit das Spüren positiver Emotionen und Strukturen. Veränderung bedeutet, zuerst Trauerarbeit zu leisten. Abschied zu nehmen von alt­bekannten und vertrauten Strukturen und sich die Zeit für eine positive Rückschau zu nehmen. Irgendwann kommt das Lächeln zurück, und man stellt dankbar fest, dass man die mit der geliebten Person erlebte schöne Zeit weiter in ­seinem Herzen tragen wird. Was sich leicht anhört, ist der eigent­liche Abschied: bisher Geschehenes annehmen, sich für das Vergangene bedanken – und positiv in die Zukunft gehen.

Im beruflichen Kontext zeigen sich ähnliche Muster. Ver­änderungen im Unternehmen, in der Teamstruktur oder in Praxis­abläufen fordern nicht nur die betroffenen Mitarbeitenden heraus, sondern auch die Führungskräfte. Als ­Chef/-in, als Praxismanager/-in, als Behandler/-in sind Sie sowohl Motor als auch Begrenzung von Veränderungsprozessen. In dem Maße, in dem Sie bereit sind, sich selbst zu verändern, Widerstände auszuhalten und Trauerarbeit zu leisten, wird sich der Wandel in Ihrer Praxis nachhaltig gestalten.

Auch wenn Sie Konflikten im Alltag aus dem Weg gehen: Ihre Mitarbeiter/-innen nehmen dies wahr. Sie sind – ob Sie wollen oder nicht – Vorbild für die, die Ihnen an­vertraut sind. Eine Nichtkommunikation gibt es nicht. Vielleicht ­haben Sie bereits vage Vorstellungen davon, was ver­ändert werden sollte, aber der konkrete Weg ist unklar. Unzufriedenheit, Hilflosigkeit oder sogar Wut über bestehende Strukturen sind ­typische Emotionen in dieser Phase. Mög­licher­weise macht ­Ihnen die Zukunft Angst – welche Kon­sequen­zen wird der Wandel in organisatorischer/­struktureller/­finanzieller Hinsicht mit sich bringen? Wenn so viel infrage gestellt wird – wo wird mein Platz sein? Welche Auswirkungen auf meine persön­lichen Beziehungen zu ­Kolleg/-innen, Chef/-innen, Mitarbeiter/-innen werden die Veränderungen haben? Werde ich überhaupt die Kraft ­haben, das alles umzusetzen?

Diese Fragen ähneln jenen, die bei persönlicher Trauer­arbeit auftreten. Es ist die Unsicherheit vor einer Zukunft ohne vertraute Strukturen. Es ist eine klassische Trauerarbeit, die Sie gerade ­leisten. Und in Gedanken sind Sie sicher oft in der Vergangenheit – bei den vielen Verletzungen, die Sie erfahren haben, bei den vielen Schamgefühlen, die Sie als Führungskraft bzw. Chef/-in aushalten mussten, bei den finan­ziellen Folgen, die Sie als Unternehmer/-in hinnehmen mussten. Vielleicht kommen Ihnen auch positive Emo­tionen und die Erinnerungen an gemeinsame schöne Stunden – an den Esprit und die Power glücklicher Tage, an Erfolgsmomente als Chef/-in, als Führungskraft, als Behandler/-in, an Momente voller Leichtigkeit, Lachen und Einklang.

Vielleicht spüren Sie gerade beim Lesen dieser Zeilen ein ­Lächeln, ein warmes Gefühl. Das ist ein guter Nährboden für die anstehenden Veränderungen. Ihre positiven Gedanken ermög­lichen es, in den nächsten Wochen nach vorn zu schauen und Neues zu erarbeiten. Sie sind die Grundlage für Veränderung – und Sie sind Ihre Energiequelle.

Irgendwann wird es möglich sein, mit einem Lächeln auf die vergangene Zeit zurückzublicken und sie als wertvolle Erfahrung anzunehmen. Dann kann Veränderung nicht mehr als Nieder­lage, sondern als Chance gesehen werden. Sie bietet die Möglichkeit, bisherige Konflikte in ­einem neuen Licht zu betrachten und neue Wege zu ge­stalten.

Es hat sich gezeigt:

Veränderungen bedeuten Trauerarbeit und Abschied nehmen von bisher Vertrautem. In diesem Fall ist es der Abschied von den gemeinsamen Verletzungen und damit gleichzeitig der Beginn einer neuen, positiven Zeit.

Dieser Beitrag ist im PJ Prophylaxe Journal erschienen.

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