Praxismanagement 26.05.2025
„Ich sitze abends nicht mehr Stunden über meiner Dokumentation!“
Frisch von der Uni dokumentierte ich meine ersten Patientenakten, wie dort gelernt, als lange Berichte. Doch weder mein erster Chef noch dessen Abrechnungsassistenz waren von diesen OP- bzw. Behandlungsberichten angetan. So eignete ich mir in einem ersten Schritt und mit einer gewissen Fehlerquelle die notwendige Form selbst an – man ist ja jetzt Zahnarzt und kann alles! Als ich dann zum Ende meiner Assistenzzeit das KZV-Gebiet wechselte, nahm mich zum Glück eine sehr freundliche Dame aus der LZK Hessen an die Hand und empfahl mir, einen Abrechnungskurs in der Kammer zu besuchen, um Komplikationen in der Abrechnung und Kommunikation mit der KZV vorzubeugen. Ich war so heilfroh, diesen Kurs belegt zu haben. Denn auf einmal wurden mir manche Abrechnungskombinationen verständlich. Der Referent, der gleichzeitig auch Gutachter war, empfahl mir einen weiterführenden Abrechnungskurs, um mich noch problemerprobter und praxissicherer zu machen. Auch mit Blick auf eine spätere Niederlassung entschied ich mich für eine Weiterbildung zum Abrechnungsmanager (IHK) und ein halbes Jahr später zum Dental-Betriebswirt (DFA Heilwesen). Kostenvoranschläge sowie die Kommunikation mit meiner Abrechnungsverantwortlichen sind durch meine Kenntnisse erheb-lich schneller und effizienter geworden. Heute sitze ich nicht mehr abends noch Stunden über meiner Dokumentation, sondern bin lieber zu Hause bei meinen Kindern.
Viele Themen, viel zu lernen
Die Weiterbildungen haben mir geholfen, die große Themenbreite rund um die Praxis zu erfassen und Herangehensweisen durchzuspielen. Beispielsweise wusste ich bis dato nicht, dass es ein Gewerbeaufsichtsamt gibt und was dessen Aufgaben umfasst, und dass ein auf meine Praxis zugeschnittenes, effektives Qualitätsmanagement möglichen Problemen mit genau diesem Amt vorbeugt, wodurch die kürzlich stattgefundene Begehung meiner Praxis doch sehr entspannt ablief. Natürlich erlebe ich auch nachhaltige Benefits hinsichtlich der Abrechnung. Lange Diskussionen, welche Positionen wir nun hinzufügen dürfen oder nicht, gibt es nicht mehr. Wir haben hierfür Standards geschaffen, an denen sich alle orientieren und die unseren Praxisalltag absolut vereinfachen.

Unternehmenssteuerung heißt …
Während des Studiums haben wir weder etwas über die Steuerung einer Praxis als Unternehmen noch über Personalmanagement gelernt, aber genau diese beiden Punkte finde ich persönlich ausgesprochen wichtig. Zum Beispiel bedeutet Personalmanagement ja nicht in erster Linie, wie Praxen neue Mitarbeiter gewinnen können, sondern das bestehende Team zu stärken, fortzubilden und weiterzuentwickeln. Und Unternehmenssteuerung heißt nicht, dass ich meine Materialwirtschaft über die Wawibox steuere, sondern unter anderem die richtigen Entscheidungen für eine Investition treffe – kaufe ich nun einen Intraoralscanner oder nicht? Dabei muss ich einplanen, dass eine Neuanschaffung in der Regel bedeutet, dass das Terminbuch durcheinandergerät, weil Behandler und Team mit den neuen Gerätschaften eine Lernkurve absolvieren, bis alles in der Behandlung sitzt. Viele solcher Entscheidungen beinhalten nicht nur monetäre, sondern auch strukturelle und personelle Aspekte des Praxisalltags. Um hier Souveränität zu erlangen, empfehle ich jeder Zahnärztin und jedem Zahnarzt eine wirtschaftliche Fortbildung – es lohnt sich nachhaltig!
Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.
Autor: Dr. Benjamin Bahlmann