Branchenmeldungen 08.11.2015
Deutscher Zahnärztetag lockte mit Superlativen
3. Gemeinschaftstagung der Zahnmedizinischen Fachgesellschaften
Mit dem Titel „UPDATE 2015 – klinisch relevant, kritisch betrachtet, konstruktiv diskutiert“ fand vom 6. bis 7. November 2015 der 3. Gemeinschaftskongress der Zahnmedizinischen Fachgesellschaften zum Deutschen Zahnärztetag in Frankfurt am Main statt. Als dritter Gemeinschaftskongress der Zahnmedizinischen Fachgesellschaften unter dem Titel „Update 2015“ bot er nicht nur einen umfassenden Überblick über die einzelnen Fachgebiete moderner Zahnheilkunde, er wurde in einem neuen Format auch von der interdisziplinären Auseinandersetzung belebt, wie es der Untertitel im Vorfeld versprach: „Klinisch relevant, kritisch betrachtet, kontrovers diskutiert.“
Impressionen aus Frankfurt am Main
Dank hochkarätiger Moderatoren wurden die Vorträge keine einseitigen „One-Person-Shows“, die Referenten durften also durchaus auch mit Widersprüchen rechnen. Die medizinischen Topics griffen dabei hochaktuelle Themenstellungen auf, wie etwa die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), Lachgas oder auch computergestützte Verfahren. Auf alle Vortragsblöcke folgte eine moderierte Diskussion der Referenten.
Eröffnet wurde das Programm am Freitag mit einem für jede Praxis wichtigen Thema, das sich der Haltbarkeit von behandelten Zähnen widmete: „Wie ist der Langzeiterfolg von Implantaten, von konventionellem Zahnersatz, von parodontal kompromittierten aber therapierten Zähnen?“ Unter der Moderation von Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner referierten Prof. Dr. German Gomez-Roman („Langzeiterfolg von Implantaten“), Prof. Dr. Guido Heydecke („Haltbarkeit von konventionellem modernem Zahnersatz“) und Dr. Bernadette Pretzl („Haltbarkeit parodontal geschädigter Zähne“).
Computergestützte Verfahren
Parallel dazu ging es unter der Moderation des früheren
DGZMK-Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer um eine
Bestandsaufnahme: „Aktueller Stand
computergestützter Verfahren – Mit modernen Technologien neue
Materialien zur Restauration des Zahnes und zum Wohle des Patienten
verfügbar machen“. Diese erste Session ging auf „Digitale Verfahren in
Diagnostik, Planung und Therapie“ (Prof. Dr. Dr. Albert Mehl), „Elektronische Registrierungssysteme und virtuelle Artikulation“ (Prof.
Dr. Bernd Kordaß) sowie „Wieviel funktionelle Okklusion muss sein – ob
digital oder analog?“ (PD Dr. Ingrid Peroz) ein.
In einer zweiten Session folgten unter der Moderation von Dr.
Gerd Körner die Themen „CAD/CAM: Was brauchen wir an Technik? Welche
Materialien bringen uns weiter?“ (Prof. Dr. Florian Breuer), „Digitale
Konzepte in der Implantologie“ (Prof. Dr. Sven Reich) sowie „Digitale
Paraxisstrukturen im Umfeld neuer Materialien und Verfahren“ (Dr. Klaus
Wiehahn).
Zahnerhaltung 2015
Der Vortragsblock „Zahnerhaltung 2015“ stand unter der Moderation von
DGZMK-Vorstandsmitglied Dr. Karl-Ludwig Ackermann ab 13.30 Uhr auf dem
Programm. Hier ging es konkret um „Restaurative Aspekte
bei Molarenversorgung“ (Prof. Dr. Reinhard Hickel), die „Prognose
furkationsbeteiligter Molaren“ (PD Dr. Bettina Dannewitz) und die „Erfolgsaussichten endodontischer Behandlungen bei Molaren“ (Prof. Dr.
Christian Ralf Gernhardt).
In der zweiten Session zum gleichen Thema ging es unter Moderation von
Prof. Dr. Andreas Jäger um ein „Restaurationskonzept für
die Zukunft“ (Prof. Dr. Roland Frankenberger), die „Molekulare
Diagnostik von Parodontalerkrankungen“ (PD Dr. Moritz Kebschull) und „Die Regeneration der Pulpa – ein Zukunftsszenario?“ (Dr. Martin
Brüsehaber M.Sc.)
Ebenfalls um 13.30 Uhr stand unter der Moderation des
APW-Vorsitzenden Dr. Norbert Grosse die „Funktionelle und okklusale
Rehabilitation im Abrasionsgebiss“ im Mittelpunkt. In dieser ersten
Session wurden folgende Themen präsentiert: „Indikation aus ästhetischer
und phonetischer Sicht“ (Dr. Diether Reusch), „Indikation aus
funktioneller Sicht“ (Dr. Olaf Bernhardt) sowie „Zahnhartsubstanzersatz
zur Prävention vor weiterer Destruktion im Abrasionsgebiss“ (Prof. Dr.
Daniel H.-J. Edelhoff).
In der zweiten Session (ab 15.30 Uhr) wurden unter Moderation von Dr.
Uwe Blunck verschiedene Therapieansätze aufgezeigt. Prof. Dr. Marc
Schmitter stellt „Zahnhartsubstanz zur Verbesserung der Kauleistung“
vor, Prof. Dr. Matthias Kern sprach über „Risiko – Materialauswahl“ und
Dr. Bernd Reiss widmete sich den „Möglichkeiten digitaler
Herstellungstechnologie zur funktionellen Gestaltung der Okklusion“.
Zahnunterzahl/Zahnverlust
Ein
noch breiteres Angebot bot der Samstag, an dem mehrere
Themenbereiche parallel liefen. Die erste Session zum Thema
„Zahnunterzahl/Zahnverlust – interdisziplinäre Therapieansätze“ wurde
von Prof. Dr. Bernd Klaiber moderiert. Es
referierten Prof. Dr. Christian Lux
(„Kieferorthopädisch-interdisziplinäres Management bei Nichtanlagen
bleibender Zähne“), Prof. Dr. Dr. Friedrich-Wilhelm Neukam („Hypodontie
bei Heranwachsenden: Auswirkungen auf Wachstum und Funktion sowie
entsprechende Versorgungskonzepte“) und Prof. Dr. Stefan Wolfart
(„Frontzahnlücke – Kleben oder Implantieren?“).
Am Vormittag wurden unter der Moderation des DGZMK-Vizepräsidenten PD Dr.
Dietmar Weng folgende Themen aufgegriffen: „Interdisziplinäre Maßnahmen
nach frühzeitigem Frontzahnverlust durch Trauma beim heranwachsenden
Patienten“ (PD Dr. Yango Pohl, Dr. Michael Wolf), „Zahnverlust durch
Trauma: aktuelle Versorgungskonzepte von MKG-chirurgischer Seite“ (Prof.
Dr. Dr. Hans-Peter Howaldt) und „Management von Einzelzahnlücken im
Seitenzahnbereich – was kann die Zahnerhaltung dazu beitragen?“ (Prof.
Dr. Dr. Hans Jörg Staehle).
Intraligamentäre Anästhesie
Beim Thema „Intraligamentäre Anästhesie – modern oder ein alter Hut?“ ging es unter Moderation von Dr. Michael Frank, Präsident der gastgebenden LZKH, in folgende Detailaspekte: „Intraligamentäre Anästhesie, Infiltration oder Leitungsanästhesie: Techniken und Aufklärungen – was sagen die Gerichte?“ (Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer), „Indikation zur Intraligamentären Anästhesie aufgrund des Risikos möglicher Nervverletzungen bei Leitungsanästhesien“ (Dr. Dr. Wolfgang Jakobs) sowie „Intraligamentäre Anästhesie in der Kinderzahnheilkunde“ (Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni).
Zahnmedizin und Nationalsozialismus
Historisch interessant und gleichzeitig hochaktuell war der Schwerpunkt „Zahnmedizin und Nationalsozialismus“, der von Dr. Giesbert Schulz-Freywald moderierte wurde. Hier sprachen Dr. Matthias Krischel („Zahnmedizin im Dritten Reich – Zum Stand der Aufarbeitung“), Prof. Dr. Dr. Dominik Groß („Zwischen Realität und Legendenbildung: Hermann Euler – Leben und Werk“), Dr. Florian Bruns („Walter Artelt und die Rolle von Geschichte und Ethik in der NS-Medizin“) sowie Dr. Gisela Tascher („Die Gründungsgeschichte des Saarländischen Zahnärztesyndikats von 1948 im politischen Kontext“).
Zahnmedizin und Medizin
Auf die Rolle der Zahnmedizin als integraler Bestandteil der Medizin fokussierte Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, als Moderator der Filmpremiere „Oral Health and Systemic Health – The Interlink between Periodontitis and Diabetes“. Die daran anschließenden Vorträge von Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe zu „Parodontitis und Diabetes aus ärztlicher Sicht“ und Prof. Dr. Thomas Kocher über „Parodontitis und Diabetes aus zahnärztlicher Sicht“ wurden von Prof. Dr. Dr. Sören Jepsen in den Spannungsbogen gelenkt.
MIH-Molaren: Extraktion?
„MIH-Molaren: Extraktion ja oder nein?“ ist die zur Zeit viel diskutierte Fragestellung, der unter Moderation von Prof. Ralf J. Radlanski folgende Referenten nachgingen: Dr. Stefan Feierabend („Pathologie und mögliche Ätiologie der MIH“), Dr. Marina Agathi-Petrou („Epidemiologie der MIH“), Prof. Dr. Dr. Peter Proff („Können MIH-Molaren extrahiert werden?“).
Lachgas in der Zahnmedizin
Das ebenfalls in der Diskussion stehende Thema „Lachgas in der Zahnmedizin“ wurde von Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer moderiert. Es wurde beleuchtet von Prof Dr. Jörg Weimann („Lachgas aus Sicht der Anästhesie“), Dr. Dr. Wolfgang Jakobs („Lachgas aus Sicht der Oralchirurgie“) sowie Prof. Dr. Christian Splieth („Lachgas aus Sicht der Kinderzahnheilkunde“).
Unklare Beschwerden bei Senioren, Lückenhalter und Ethik
Die wachsende Zahl älterer Patienten machte den Block „Unklare
Beschwerden bei Senioren“ besonders interessant. Unter Moderation von Dr. Elmar Ludwig ging es um drei
Bereiche: „Alles unangenehm? Mundschleimhautbrennen und
Prothesenunverträglichkeit“ (PD Dr. Anne Wolowski), „Alles vergessen? –
Umgang mit unklaren Beschwerden bei Menschen mit Demenz“ (Dr. Julia
Kunze, Dr. Angela Stillhart, Prof. Dr. Ina Nitschke, ZÄ Claudia Ramm)
und „Alles zu trocken? – Mundtrockenheit und Geschmacksveränderungen“
(PD Dr. Sebastian Hahnel).
Prof. Dr. Jörg Lisson moderierte die Vorträge zur Fragestellung „Lückenhalter: wann und wie?“. Dabei referierten
Prof. Dr. Franka Stahl de Castrillon zu „Lückenhalter? Wie gehen
Milchmolaren verloren. Epidemiologie des sekundären Endstandes“, Prof.
Dr. Karl-Friedrich Krey über „Pathologie der Lückeneinengung und
Lückenhalter aus Sicht der KFO“ und Prof. Dr. Katrin Bekes zu „Frühzeitiger Milchzahnverlust und Lückenhalter in der
Kinderzahnheilkunde“.
Um die ärztliche Ethik drehte sich der Schwerpunkt „Des Patienten
Behandlungswille und -wunsch“. Moderiert wird
dieser wichtige Themenblock von Prof. Dr. Reiner Biffar. Beiträge dazu
lieferten PD Dr. Anne Wolowski („Ja, aber ... Patientenfall und Problematik
bei somatoformer Störung“), Prof. Dr. Dr. Ludwig Figgener („Der
'an'-klagende Patient – Juristische Aspekte zu folgenden Kernfragen:
Welche Wünsche sollten wie und unter welchen Bedingungen erfüllt werden?
Wo sind klar definierte Grenzen?“), Prof. Dr. Dr. Dominik Groß („Gut
gemeint – gut gemacht? Rollenkonflikte des Zahnarztes und ihre ethischen
Implikationen“) sowie Prof. Dr. Ralf Vollmuth („Ein Dreiecksverhältnis.
Konsens und Widerspruch im Verhältnis Patient-Zahnarzt-Kostenträger“).
Zukunftssymposium und Studententag
An junge Zahnärztinnen und Zahnärzte wandte sich das Zukunftssymposium
am Freitag, das DGZMK und BZÄK
gemeinsam veranstalteten. Dabei begrüßten die DGZMK-Präsidentin Prof. Dr.
Bärbel Kahl-Nieke und BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich
die Gäste, moderiert hat ZÄ und Kieferorthopädin Sabine
Steding das abwechslungsreiche Programm, das sich mit verschiedenen
Aspekten der Berufsperspektiven, -ausübung und der Work-Life-Balance
auseinandersetzte. Traditionell am Samstag findet wieder der Studententag
statt.
Quelle: DGZMK Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.